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Das blaue Haus (German Edition)

Das blaue Haus (German Edition)

Titel: Das blaue Haus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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viel. Sie sagt lauter dumme Sachen.“
„Dad, hör auf! Du bist nicht besser als ich! Was weißt du schon von einer eigenen Meinung?“
„Das ist wahr, aber es ist an der Zeit, dies zu ändern. Du bist wie ich, und ich finde Julie schlecht.“
Sarah drehte sich weg.
„Ist Julie wirklich schwanger? Wo ist dann ihr Bauch?“
Sarah drehte sich wieder zu ihm. Darauf hatte sie keine Antwort, daran hatte sie gar nicht mehr gedacht!
„Ich glaube, dass Julie lügt, sobald sie den Mund aufmacht“, beschwichtigte er. „Warum ist sie wirklich deine Freundin?“
Sarah schwieg.
„Was hat sie, was dich so fasziniert?“
„Alan“, kam es leise aus ihrem Mund.
„Wer ist Alan?“
„Niemand. Dad, ich will nicht reden.“
„Wer ist Alan?“
„Ihr Freund.“
„Liebst du ihn?“
„Nein, natürlich nicht, nur ...“
„Was nur?“
„Er sieht Dane sehr ähnlich. Julie sieht mir sehr ähnlich. Es ist alles sehr ähnlich. Es ist, als laufe ich nur noch nebenher und beobachte und werde gesteuert, und ... alles ist so ... komisch.“
„Julie ist dir aber nicht ähnlich, überhaupt nicht. Alan sieht aus wie Dane, sagst du?“
„Er trägt einen Bart.“
„Du liebst Dane immer noch, aber du wirst ihn nicht in anderen Männern wiederfinden. Er war einzigartig, wenn auch nicht ganz gesund, aber er war ein guter Mensch, ganz tief, wo wir es leider nicht richtig sehen konnten. Sollten wir nicht einmal nach Kansas fahren und sein Grab besuchen, Babe?“
Sarah spürte plötzlich, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann. Er hatte Babe gesagt. Gott, wie lange war das her? Ihr Herz schlug schneller und schneller, bis es raste und sich fast überschlug. Ihr Vater sagte: „Dann kannst du ihm mal wieder richtig nahe sein. Das ist es, was dir fehlt. Du trägst schließlich ein Kind von ihm in dir. Ich würde auch gerne einmal sein Grab wiedersehen. Sollen wir zwei hinfahren ... gleich morgen?“
Mein Vater, dachte Sarah sanft und nickte.
Sie verspürte seit Wochen wieder den ersten Appetit und bekam seit langer Zeit wieder etwas Farbe im Gesicht. Sie dachte an morgen und schlief zum ersten Mal wieder durch.
    In den frühen Morgenstunden bewegte sich der weiße Ford fast lautlos von Golden zur Interstate 70.
Als Elisabeth Newshorn ihre Augen öffnete, waren ihr Mann und ihre Tochter verschwunden, und sie wusste zum ersten Mal nicht, was los war!
    Mai 1997. Salina. Markley Road. Bei Ragee.
    Dane sah auf Julies Bücher und fror, das erste Gefühl seit Stunden in ihm. Er zog sich an – Kleidung, die Julie in diesen Schrank für ihn gehängt hatte. Er hasste plötzlich jedes einzelne Stück davon.
Endlich rührte sich etwas, die Taubheit war vorbei. Ja, da war es wieder! In ihm begann alles zu arbeiten, wie in einem Bienenstock. Er roch Sarah und sah Julie, egal, wo er auch hinsah. Sie hatte Sarahs Duft so anmaßend missbraucht, so unverschämt. Julie wollte Sarah vernichten und jetzt war sie im Begriff, ihn zu vernichten. Nein, nicht um diesen Preis!
Er sah wieder auf die Bücher. Dann packte er sie entschlossen zusammen und entschied, sie Julie heute noch zurückzubringen.
Ragee hörte, wie Dane die Treppe heruntergerannt kam und erzitterte. Seine Schritte waren hart und resolut. Er hatte also wieder seine Fassung erlangt. Die Schritte entfernten sich plötzlich und verklangen ganz und gar mit einem Türknall, und der verklang mit dem Aufheulen der Corvette.
Wenn das der Preis sein sollte, den Ragee für seinen Irrtum zu zahlen hatte, so sollte Dane den Wagen nehmen. Was wollte er in seinem Alter noch damit? Julie hatte den Wagen nie gemocht.
    Zehn Minuten später war Dane aus Salina verschwunden und fuhr geradewegs nach Junction City. Julies Apartment fand er problemlos wieder und fühlte sich durch das Parfüm, das immer noch im Wagen hing, entsetzlich aufgebracht.
Als er strammen Schrittes vor ihre Haustüre trat, umfassten seine Hände mit einem festen Griff die beiden Bücher von Julie. Er hatte nicht mehr den geringsten Zweifel an seiner jetzigen Aktion und drückte entschlossen auf ihre Klingel, die laut und schrill in der Wohnung erklang. Die Corvette hatte er direkt neben dem roten Mazda geparkt. Julie musste demzufolge zu Hause sein. Es öffnete aber niemand, auch nicht, nachdem er ein zweites und ein drittes Mal klingelte. Ihr Apartment blieb dunkel und zeigte keinerlei Anzeichen, dass jemand zu Hause war. Er begann, die Siedlung systematisch nach ihr abzusuchen und schaute in jedes erleuchtete Fenster hinein. Er versuchte, in

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