Das blaue Haus (German Edition)
seiner Worte.
„Du bist krank!“, japste Julie vor Schreck.
„Es stellt sich die Frage, wer hier krank ist.“
„Ich habe dir das Leben gerettet, vergiss das nicht.“
„Mit Kissen und Decken? Irrtum. Ragee hat mich nicht getötet. Das ist ein Unterschied. Wo ist das Buch?“
„Welches Buch? Was willst du überhaupt?“
„Die Wahrheit, das Buch, die Anzeigen, Ruhe vor dir ... und die Waffe.“
„Ich habe kein Buch.“
„Wie bald auch kein Leben mehr.“
„Du bluffst.“
„Julie“, lächelte Dane sie kalt an und schüttelte mit einem Schnalzen den Kopf.
„Was, wenn ich die Polizei rufe?“
„Für wen? Für dich?“
„Du bist ein Schwein, ... eine Ausgeburt, ... ein ...!“
Dane erhob sich langsam. Sein Lächeln verschwand. Es war an der Zeit, ihr ein paar Regeln beizubringen.
Es ging alles sehr schnell. Er war flink, so flink, dass sie fast nichts sehen konnte. Sie spürte nur, wie er wieder seine Hand auf ihren Mund presste und sie gewaltsam ins Bad zerrte. Er war stark und schnell, wie früher und atmete dabei tief durch. Dann roch er das Parfüm und schubste Julie von sich weg. Sie stieß mit der Stirn gegen den Rand des Waschbeckens und taumelte. Eine Platzwunde gab Blut frei, das ihr über das Gesicht lief.
Dane öffnete den Spiegelschrank, fuhr mit seiner Hand durch die Fächer und ließ alle Flaschen und Dosen wahllos zu Boden scheppern. Julie wischte mit ihrer linken Hand das Blut aus dem Gesicht, doch es lief unaufhaltsam nach.
Cremes, Lotionen, Shampoo, Schmuck und zwei Eheringe landeten zu ihren Füßen. Er schmiss die S&D Flasche kraftvoll dazwischen. Sie zerplatzte mit einem scharfen Klirren und gab einen ekelhaft konzentrierten Duft frei. Julies Blut mischte sich dazu.
„Sarah!!“, schrie Dane. „Sarah! Sarah! Sarah! Alles Sarah! Du Dreckstück!“
Er packte sie an den Haaren und drückte ihren Kopf in das Waschbecken. Dann drehte er das kalte Wasser auf und hielt den Kopf gegen ihren Widerstand darunter. Sie quiekte, schlug um sich, schaffte es aber nicht, sich seiner Gewalt zu entziehen. Das Wasser färbte sich hellrot und verschwand glucksend im Abfluss.
Dane ließ nicht los, auch nicht, als sie zu treten begann. Ihm war so heiß, dass er ihr Schreien nicht hörte und ihre Tritte nicht spürte. In ihm regierten nur noch Hass und Gewalt.
Julie verspürte Todesangst.
Als sein Hass allmählich nachließ, stieß er sie wie eine Plage von sich. Sie taumelte schluckend, schluchzend und blutend durch das Badezimmer und prallte gegen die Toilette. Das brachte sie zu Fall.
„Du Dreckstück, du verdammtes! Du hast alles von ihr! Du willst alles von ihr! Du Miststück! Wie oft warst du bei ihr?“
Julie zuckte benommen mit den Schultern.
„Was weiß sie von dir?“
„Nichts“, stammelte sie und prustete immer noch Wasser aus.
„Was hast du ihr gesagt, wer du bist?“
„Die Wahrheit!“
„Wie sieht deine Wahrheit aus?“
„Sie weiß nichts von dir. Sie kennt mich nur als Julie Presscott.“
„Weiß Sarah wirklich nichts von mir?“
„Nein.“
„Wie hast du dich mit ihr bekannt gemacht?“
„Es kam durch das Baby, das sie erwartet.“
„Und?“
„Ich bin hingegangen und habe ihr gesagt, dass ich auch ein Baby von einem Mörder erwarte. Da sind wir Freunde geworden.“
„Du hast was!?“
Julie drückte ihre linke Hand auf die Wunde und flüsterte: „Ich habe auch ein Kind von dir erwartet.“
Dane schwieg. Er stierte sie an, auf ihren Bauch. „Und? Wo ist es?“
„Ich habe das Baby verloren. Ich wollte doch nur Sarahs Freundin werden und dich dadurch besser kennenlernen.“
Das saß! Damit hatte Dane nicht gerechnet. Alles hörte sich jetzt so harmlos an. Heißes Blut schoss ihm in seine Wangen. Das überspannte absolut seine Erwartung. Julie war also doch schwanger gewesen.
Er ging wieder in den Wohnraum zurück, schmiss sich in den Sessel und vergrub sein Gesicht in beiden Händen, während Julie sich langsam beruhigte. Sie trocknete ihr Haar und versorgte ihre Wunde. Auf dem Boden lagen Dinge, die plötzlich so unwichtig waren, Dinge die ihr eben noch das Wichtigste überhaupt gewesen waren.
Nachdem sie sich wieder etwas stabiler fühlte, sammelte sie den Schmuck in die Dose zurück. Wie liebevoll muss die Zeit zwischen Dane und Sarah einmal gewesen sein, als all dies in der Blüte ihres Lebens gestanden hatte. Seine Wut war verständlich, und sie war überrascht, dass er sich nicht weiter an ihr vergriffen hatte.
Sie nahm die Dose mit in den Wohnraum und stellte sie vor ihm
Weitere Kostenlose Bücher