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Das blaue Haus (German Edition)

Das blaue Haus (German Edition)

Titel: Das blaue Haus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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Familie Newshorn hinterlassen, nicht nur bei ihren Eltern. Er war zum Familienthema geworden und hatte neuen Wind in ihre Familie gebracht. Jetzt war er ein Mörder und für die Familie nicht mehr zu gebrauchen. Im Gegenteil. Er war nur noch ein beschämendes Thema.
Sarah war mit ihrer Trauer so ziemlich alleine. Nur ihr Vater, der Dane auch nach dem Kurzschluss noch gemocht hatte, trauerte mit. Seine Ansicht zu den Geschehnissen stand konträr zu seiner Frau. Es waren die Anderen, die nach Danes Beisetzung das Trauerspiel spielten und ungeduldig darauf warteten, wieder nach Denver zu kommen. Dort konnten sie immerhin über die Beisetzung von Dane Gelton berichten, was sie auf die eine oder andere Weise wieder interessant machte. Schließlich hatte sich Sarah früh genug von Dane getrennt und trug keinerlei Schuld an dem Massaker. Sie war sogar eine Heldin, erzählte ihre Mutter überall herum. Sarah lächelte gekränkt. Eine Heldin! Elisabeth Newshorn, Mutter einer Heldin – und Sarahs tiefster Schmerz.
Johnathan hatte zweimal versucht, das Schweigen nach der Bestattungsfeier zu brechen, indem er von der guten Zeit mit Dane erzählte, aber Sarahs Mutter war ihm schnell über den Mund gefahren und mit anderen Themen zugegen gewesen. Jim hatte geschwiegen. Ihm war nach gar nichts zumute gewesen – nicht einmal nach Trauer. Er war noch immer nicht in der Lage, überhaupt etwas außer Fassungslosigkeit zu empfinden. Er war damals nur einen Sekundenbruchteil von seinem Tod entfernt gewesen. Getötet von seinem besten Freund durch Erhängen. Es schockierte ihn noch heute, wenn er daran dachte. Seine Anwesenheit bei der Beisetzung hatte mehr der Pflicht als dem Wunsch, Dane zu verabschieden, entsprochen. Und er wollte Johnathan nicht alleine fahren lassen.
Seit Danes Tod waren sie sich wieder näher gekommen, er und Johnathan. Sie telefonierten seitdem häufig, doch diese Bestattung war für Jim eine schlimme Belastung. So saßen die beiden zwischen Sarahs Familie und hörten sich das Palaver von Elisabeth Newshorn an, die mit überschwenglichen Worten das neue Leben ihrer Tochter in Denver umschrieb. Jim wollte von alledem nichts hören. Er dachte an seine Frau Linda, die kurz vor der Entbindung stand – sein einziges Licht inmitten von Schatten und Albträumen.
Jim war ungern wieder nach Kansas gereist, um Sarah beim Umzug zu helfen. Sie hatte ihn gebeten, mit Johnathan zu kommen. „Die einzigen vernünftigen Menschen um mich“, hatte sie gesagt. Jim fühlte sich geschmeichelt und fuhr mit Johnathan hin. Als sie ankamen, fiel Sarah ihnen förmlich in die Arme. Sie fühlte sich erstickt von den Vorwürfen ihrer Familie. Aus dem gespielten Mitgefühl ihrer Familie bei der Bestattung war einen Tag später Qual und Verruf für sie geworden. Sarah hatte versucht, ihre Familie zu verstehen, aber es waren gemeine Worte gewesen, dann, als Jim und Johnathan nach der Beisetzung wieder auf dem Weg nach Kalifornien waren. Im Nachhinein war es immer leicht, alles besser zu machen. Das ewige hättest du doch . Aber hätte er, Jim, konsequenter gehandelt, hätte Dane Sarah niemals kennengelernt. Niemand konnte von dem profitlosen hätte-ich,-dann-wäre-Spiel loslassen.
Nun, sieben Tage später, war alles vorbei.
Für Elisabeth Newshorn stand fest, dass ihre Tochter nicht in der Lage war, einen vernünftigen Ehemann zu finden. Sie zog Gewalt und Schmutz wie ein Magnet an und brauchte den Schutz ihrer Eltern. Und die brauchten die Gewissheit, dass Sarah sich nie wieder an einen Mann binden würde.
    „Ich finde es wunderbar, dass Ihr mir helft“, sagte Sarah zu den beiden Männern. Jim und Johnathan nickten kurz und schraubten an den Türen weiter. „Meine Eltern werden wohl gleich mit dem Umzugswagen kommen.
Jim nickte. Er war ein bisschen unruhig. Linda lag sicherlich zu Hause auf dem Sofa und wartete auf den Eintritt der Wehen. Er war wirklich nicht gerne nach Kansas gekommen, aber Sarah hatte keine starke Hand, die ihr helfen konnte. Ihr Vater hatte einen Bandscheibenvorfall und die Männer ihrer Cousinen hatten wieder einmal keine Zeit, wie immer, wenn Not am Mann war. Es ist ja auch nur für einen Tag, dachte Jim, und Gott sei Dank ist Johnathan dabei. Das erleichterte die Sache enorm. Dennoch fühlte Jim immer wieder eine innere Unruhe aufkommen. Bitte, lass das Kind noch bis übermorgen warten, dann bin ich wieder da.
Linda hatte versprochen ihn anzurufen, wenn es losginge. So zuckte Jim wieder zusammen, als das Telefon

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