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Das blaue Haus (German Edition)

Das blaue Haus (German Edition)

Titel: Das blaue Haus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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Obstsalat mit Kaffee. Dane lächelte, und der alte Mann dachte daran, so etwas noch nie zum Lunch gegessen zu haben.
„Ich habe als Kind viel Obst gegessen“, bemerkte Dane, als er zu essen begann. „Äpfel größtenteils.“
„Äpfel?“, fragte Ragee erstaunt. Ein Kind mit dem Apfel auf der Suche nach der Kindheit. Dane aß genussvoll. Ragee mochte kein Obst. Es war an der Zeit, dies zu ändern.
„Wir werden viel Zeit haben.“
Dane nickte, dann zuckte er zusammen. Die Türglocke klingelte zweimal. Julie!, durchfuhr es ihn. Ragee öffnete die Tür. Es war nicht Julie, obwohl Ragee genauso mit ihr gerechnet hatte. Doch er begrüßte überrascht seine deutschen Nachbarn, Herrn und Frau Händler. Sie zu erblicken, löste sofort seine Spannung.
Als Dane die fremden Stimmen hörte, war er erleichtert. Seine rechte Hand fuhr zum Kinn. Der Vollbart war weg! Er fühlte nur seinen Oberlippenbart. Verdammt! Ragee hatte recht, die Rasur war vielleicht doch zu mutig gewesen.
Die Händlers waren beide über fünfzig und wohnten seit dreißig Jahren in Salina. Sie waren Freunde von Hans gewesen. Ragee hatte sogar das Haus von ihnen gekauft. Er mochte die Händlers. Sie waren immer freundlich und beim Verkauf sehr korrekt gewesen. Er hatte sich als Nachbar nie mit ihnen gestritten.
Ragee bat sie freundlich herein. Es war lange her, seit er in Salina gewesen war, und es war unmöglich sie jetzt unter einem fadenscheinigen Vorwand wegzuschicken. Das hatte er nie getan und durfte es jetzt erst recht nicht tun. Er stellte ihnen Alan als einen Enkel seiner Schwester Ruby in Kalifornien vor. Dane versuchte, sich Grandma Ruby zu merken und begrüßte das deutsche Ehepaar freundlich mit einem festen Händedruck. Ragee ging in die Küche, um noch weiteren Kaffee zu kochen, während Dane versuchte, ein guter Unterhalter zu sein. Das war nicht schwer, denn er brauchte nur zuzuhören und freundlich zu nicken.
Die Händlers blieben zwei Stunden, wie immer, wenn Ragee kam. Das wusste er und ließ sich nichts anmerken. Hin und wieder zwinkerte er Dane aufmunternd zu, der mehrmals versuchte, sich der Situation zu entziehen. Doch das ließ Ragee nicht zu. Die Händlers verwickelten ihn in Gespräche über Kultur, Benehmen und Bildung und waren an diesem Nachmittag sehr angetan von ihm, vor allem Frau Händler, die dann endlich ihre Tochter Cassie erwähnte. Ragee blockte sofort ab: „Er ist nicht hier, um Frauen kennenzulernen. Wirklich nicht. Er ist sehr glücklich verheiratet.“
Dane dankte mit einem kurzen Blick, und Herr Händler nickte verlegen über die Dreistigkeit seiner Frau.
Als die Händlers wieder gingen, dämmerte es bereits.
Dane atmete tief durch. „Cassie!“
„Eine verwöhnte Göre“, bemerkte der Alte und räumte das Kaffeegeschirr aus dem Wohnzimmer.
„Können die Händlers mir gefährlich werden?“, fragte Dane und fühlte sich wieder unwohl.
„Nur, wenn du es zulässt. Wir werden sie auf Distanz halten, obwohl ... es sind Leute, die nicht aufdringlich werden. Ich kenne sie seit vielen Jahren.“ Ragee nickte vor sich hin und versuchte, seinen eigenen Worten zu glauben.
„Wohl zu spät zum Spazierengehen, was?“, fragte Dane und sah in den düsteren Abendhimmel, der neuen Schnee ankündigte.
„Sieht so aus, aber du kannst auch hier über deine Mutter mit mir reden.“ Ragee wusste Bescheid. „Wir werden morgen gehen. Dann ist Sonntag, und in der Stadt ist noch der letzte Tag, um die Weihnachtsbeleuchtung zu sehen. Wir können sie uns ansehen, wenn du willst. Es ist eine gute Stunde bis Downtown.“
Dane nickte. Er sah dem Alten zu, wie er die Türe eines Sideboards aufschloss und eine alte Petroleumlampe herausholte. Er stellte sie an das Terrassenfenster und entzündete sie. Es roch wieder nach Duftpetroleum. Dane lächelte und fühlte sich etwas entspannter.
Dann machte sich Ragee an einer Nischentür unter der Treppe im Flur zu schaffen und zog einen alten Schaukelstuhl hervor. „Mein Geheimfach. Julie mag den Stuhl nicht.“
„Aber du magst ihn“, stellte Dane versöhnlich fest.
„Eben, darum steht er dort, sonst wäre er schon ganz verschwunden. Ich musste mit Julie den Kompromiss eingehen, um die Zankerei zu beenden. Sie meinte, er passe nicht zu der Einrichtung.“
„Julie ist wohl sehr anstrengend.“
„Sind wir das nicht alle?“
Dane nickte.
„Erzähl mir von letzter Nacht“, sagte Ragee, um dem Gespräch einen Anfang zu geben.
Dane suchte sich einen Platz auf dem Sofa. „Ich habe über

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