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Das blaue Haus (German Edition)

Das blaue Haus (German Edition)

Titel: Das blaue Haus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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Dafür entwickelten sich die Dinge zu prächtig. Er antwortete kurz: „Ja, ich wollte immer gerne Vater werden.“
„Junge oder Mädchen?“, fragte Ragee und versuchte, einen versöhnlichen Klang in seine Stimme zu legen.
„Junge“, antwortete Dane wieder kurz.
„Wie würde er heißen?“
„Christopher.“
„Du hast dich wohl schon viel damit beschäftigt, was?“, fragte Ragee und griff in eine Tüte voller Taccos, die Dane nicht mochte. Er aß einen Apfel. Schon alleine das hatte Ragee zu dem Gespräch motiviert – das Kind mit dem Apfel auf der Suche nach seiner Kindheit.
Christopher, dachte Ragee. War es nicht der Name, den Dane als Zweitnamen nach Alan gewählt hatte? So wusste er es von Julie. Merkwürdig. Er sah, dass Dane nervös im Sessel herumzurutschen begann. Gut so, dachte der Alte wieder.
Dane spürte den drängenden Blick von Ragee. Er wollte nicht reden und doch konnte er sich dem Gespräch nicht entziehen. Was besaß Ragee nur, was das ausmachte?
Dane sagte: „Es gab Zeiten, da habe ich viel darüber nachgedacht.“
„Wann?“
Eigentlich schon, seit ich Sarah getroffen habe.“
„Warum habt ihr kein Kind bekommen?“
Jetzt rutschte Dane noch unruhiger in dem Sessel herum. „Sarah hat sich sterilisieren lassen.“ Mit dem Satz veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Er wurde angespannt und nervös.
Raus damit Junge, dachte Ragee und fragte noch einmal: „Warum?“
„Ich wollte es nicht“, antwortete Dane, um der Frage auszuweichen, was ihm jedoch wenig half.
„Warum?“, wiederholte der Alte erneut und begann, seine Brille mit einem Papiertaschentuch zu polieren. Damit wusste Dane, dass es ernst wurde.
„Dane, warum?“
Warum? Er wurde laut: „Sie hatte Angst, dass ich so wie mein Vater werden könnte! Deswegen!“ Es war raus.
Stille.
„Bist du wie dein Vater?“, fragte der alte Mann.
Dane war verwirrt. Er dachte an die Lüge, die er mit Sarah gelebt hatte, und schloss die Augen. Sie schmerzten. Alles begann sich zu drehen. Das Bild seines Vaters tauchte vor ihm auf und drehte sich um ihn herum. Lüge, begann es um ihn herumzusummen.
Dane sah nervös auf. Das Summen um ihn verstummte wieder, und das Bild seines Vaters verschwand auch.
Warum konnten sie nicht genauso entspannt über ihn reden, wie sie es die Tage zuvor mit tausend anderen Dingen getan hatten? Was sollte der Angriff? Warum musste Böses immer noch böser besprochen werden?
„Was wäre, wenn Sarah sich nicht hätte sterilisieren lassen? Wenn ihr jetzt ein Kind hättet? Was würdest du dann denken?“
Dane konzentrierte sich wieder. „Dass alles anders gekommen wäre.“
„Was anders?“
„Das Vertrauen?“, fragte Dane unsicher.
„Nur das Vertrauen? Was ist mit deiner Vergangenheit?“ Nun begann auch Ragee, nervös in seinem Schaukelstuhl herumzurutschen. „Was ist mit der Lüge, die du Sarah vorgelebt hast? Du redest von Vertrauen und lebst ihr eine Lüge vor?“
„Ich wollte sie nicht verlieren!“, fuhr Dane ihn an. „Sie hätte mich verlassen, wenn sie die Wahrheit erfahren hätte!“
„Welche Wahrheit?“
„Wie ich wirklich bin! Wie gefährlich eine Vaterschaft für mich sein würde!“
„Dann kreidest du ihr einen Vertrauensbruch an? Warum? War es nicht deine eigene Angst vor dem Vaterwerden, die dich beherrscht hat? Hat Sarah dir nicht eine Last mit der Sterilisation genommen?”
Dane fuhr hoch und sah dem alten Mann entsetzt in die Augen. „Nein! Sie hat mir das Vertrauen genommen!“
Die Schuld, dachte der Alte wieder. Es geht ihm nur um die Schuld. Genau wie seine Mutter. Was sie nicht mehr tragen konnte, musste ihr Sohn für sie tragen, ob er wollte oder nicht. Übernommene Verhaltensregeln.
„Warum ist Vatersein so schlecht für dich?“, fragte Ragee und sah, wie Dane durch das Zimmer zu laufen begann. Es lag ihm etwas auf der Seele, das er sich nicht auszusprechen getraute und es dann doch tat. Es war ein Flüstern, ein Flehen, ein leises Heulen: „Du hast ein Bündel Mensch und kannst dich mit deiner Lust nicht beherrschen.“
Ragee war fassungslos. „Von wem, um Himmels willen, redest du?!“
„Von meinem Vater, Herr Gott!“ Dane schmiss sich in den Sessel und sah den Zorn in Ragees Gesicht.
„Ich rede von dir, Dane! Bist du dein Vater?!“
„Ich bin sein Sohn und nicht einen Pfifferling besser!“
„Ich wollte deine Ansicht hören, nicht die deines Vaters!“
„Wir haben die gleiche!“
„Nein, du hast eine andere! Du nimmst nur seine an, weil du glaubst, es muss so sein! Und

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