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Das blaue Haus (German Edition)

Das blaue Haus (German Edition)

Titel: Das blaue Haus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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Erdbeben hereingebrochen.
Ragee deckte den Frühstückstisch ab, als Dane wieder herunterkam. Er stellte eine frische Tasse mit dampfendem Kaffee auf den Tisch und legte einen frischen Apfel dazu.
„Ich würde mich freuen, wenn du ein bisschen zu dir nehmen würdest“, sagte Ragee schuldgeplagt. Er war an der Situation, die eben entstanden war, nicht ganz unschuldig.
Dane trat näher, misstrauisch und ernst. „Das sollte ich.“ Er griff nach dem Apfel und biss hinein. „Was ist mit Salina?“, fragte er kauend.
„Julie hat doch schon alles gesagt.“
„Ich wollte es nicht von Julie hören.“
„Ich auch nicht.“ Ein leidiges Thema, dachte der Alte.
„Was läuft hier eigentlich ab?“
„Das müsstest du doch schon gemerkt haben.“
„Ja, wahrscheinlich, aber vielleicht will ich es von dir hören.“
Ragee nickte. Er holte sich ebenfalls eine Tasse Kaffee aus der Küche und setzte sich an den Esstisch. Gestikulierend forderte er Dane auf, sich zu ihm zu setzen, doch der lehnte entschieden ab. Es war zwischen ihnen zu einem Bruch gekommen. Das ärgerte Ragee zutiefst.
„Julie hat dich mehr als gern. Das wirst du doch sicher schon gemerkt haben.“
Dane sah den alten Mann ungerührt an. Der fuhr fort: „Sie denkt, ich nehme dich ihr weg. Sie weiß nicht, wer du bist und was los ist.“
Dane wollte nicht über Julie sprechen. „Warum Salina?“
„Ich habe dort ein zweites Haus. Früher habe ich jahrelang in Salina einen guten Freund in der Psychiatrie betreut und mir dort ein kleines Haus wegen der vielen Übernachtungen gekauft.“
„Hans.“
„Ja, Hans.“
„Noch einmal“, sagte Dane und wechselte nervös das Standbein. „Warum Salina?“
„Zum Ersten bist du weiter von Kansas City weg und zum Zweiten weiter von Julie und all den anderen Nachbarn entfernt, die mehr als neugierig und ungerecht sind. Glaub es mir. Es würde nicht eine Woche gut gehen, und alle wüssten, wer du bist. Deine Rasur war auch mehr als mutig. Außerdem würde uns Julie andauernd stören.“
Dane nickte. Jetzt setzte er sich und dachte nach. Zwischen den beiden war alles so kalt nach Julies Besuch geworden. „Das verstehe ich. Es ist eine gute Sache. Aber da wäre noch was.“
Ragee sah ihn an.
„Ich möchte nicht, dass du alles umsonst für mich machst. Ich möchte dir dafür etwas geben. Wenn ich wieder bemittelt bin, werden wir das regeln, okay?“
Der Alte lief rot an. „Du hast nichts begriffen!“
Dane erschrak. „Was?“ Was brachte diesen Mann jetzt so aus der Fassung?
„Ich tue das nicht für Geld! In erster Linie tue ich es für mich! Verstehst du? In Zweiter, weil ich dich sehr mag, wirklich mag und an dich glaube! Und die Gesellschaft verachte, die Menschen so zurichtet, wie du zugerichtet worden bist! Du bist ein Müllhaufen! Ich will dir helfen, all deinen Müll loszuwerden, um dich leben, lachen und weinen zu sehen! Und um dir die Last deiner Erkrankung zu nehmen! Und um dich wieder mit Sarah zu sehen, denn sie ist die einzig Richtige für dich! Dafür brauche ich kein Geld! Nur dich und dein Vertrauen und deinen Willen. Ich muss etwas gutmachen. Brauchst du noch mehr Erklärungen?“
Dane schluckte. „Ich bin nicht Hans“, sagte er leise.
„Nein, das bist du nicht, aber du bist eine zweite Chance für mich, und ich bin eine zweite Chance für dich. Ist das ein Deal?“
Dane sah zur Decke. Ragee hatte recht. Im Grunde waren sie nicht sehr verschieden und brauchten sich jetzt beide mehr denn je.
„Das ist es“, antwortete er flüsternd und sah Ragee dabei in die Augen.
    „Wie kommen wir hin?“, fragte Dane, als er zwischen den fertig gepackten Koffern und Taschen stand. Er hatte an einen Bus gedacht, doch Ragee hatte nichts dergleichen erwähnt.
„Das müssen wir schon selbst machen“, lächelte ihn der alte Mann an und zeigte Dane die Garage. Sie schaufelten den Schnee davor beiseite, und Ragee öffnete das schwere Tor. Dane konnte nicht glauben, was er darin stehen sah! Da stand eine dunkelrote 58er Corvette! Sie befand sich zweifellos in einem makellosen Zustand. Drei Jahre, dachte Dane, ich war drei Jahre alt, als man dieses Auto zum ersten Mal gebaut hatte. Neununddreißig Jahre liebevoll erhaltene Autogeschichte stand vor ihm, und nicht ein Kratzer war zu sehen.
Ragee lächelte zufrieden, als er Danes Gesichtsausdruck sah. Dieser war sichtlich überwältigt und sprachlos wie ein Kind. Er sah Ragee an. Der nickte ihm vertraulich zu. Dane betastete die Corvette, streichelte sie, überflog die

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