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Das blaue Haus (German Edition)

Das blaue Haus (German Edition)

Titel: Das blaue Haus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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Sofa. Was blieb dem alten Mann jetzt noch übrig, als endlich einzusehen, dass es aus war.
„Das machst du extra! Warum schiebst du diesen Keil zwischen uns?“, schrie ihn Julie plötzlich an.
„Ich schiebe nichts zwischen euch. Ich ... ich ...“, sein Herz schmerzte, „... ich will nur das Richtige tun.“
Julie wehrte verächtlich mit der Hand ab und ging zur Toilette. Sie hatten öfter Auseinandersetzungen, und die waren wichtig, denn es schlug sich immer ein Profit aus ihnen. Doch diesmal war es anders – intimer. Sie kam einfach nicht dahinter, warum Ragee ihr diesen wundervollen Mann nicht gönnen wollte.
    *
    Schon der zweite Mann an der Bar zeigte Interesse an Dane. Er war kräftig, etwas größer als Dane und auf der linken Hand mit einem Drachen tätowiert. Doch das störte Dane nicht. Seine Lust schob jede Vorsicht beiseite.
Das Haar war blond, schütter, doch auch das war nicht so wichtig. Es gesellte sich ein kleiner schmächtiger Mann hinzu. Sein Beruf schien nicht viel körperliche Kraft von ihm abzufordern. Und ehe Dane sich versah, standen drei Männer um ihn herum und suchten unmissverständlich seinen Kontakt. Einer hielt ihm ein Glas hin. Dane nahm es und schluckte die goldgelbe Flüssigkeit ausdruckslos hinunter. Ekel überkam ihn, als er feststellte, dass es billiger Whisky war. Bittere Gäre schlich sich den Hals hinunter und hinterließ einen derben Geschmack in seinem Mund. Die Männer lächelten ihn an. Ihm wurde etwas wärmer, der Alkohol wirkte schnell. Kein Wunder, denn er hatte heute noch nichts Richtiges gegessen.
Sein Blick wurde getrübt und langsamer. Er sah das Lächeln der Männer, als sie ihm ein zweites Glas hinhielten. Warum nicht? Es nahm ihm zumindest die eisige Kälte auf der Haut. Er reichte das leere Glas dem Tätowierten zurück. Der Whisky war gar nicht mehr so übel, er nahm ihm den Schmerz aus den Leisten und schenkte ihm ein wohliges Gefühl. Dane sah die vielen Blicke, die ihn unablässig abmaßen.
Er sah gut aus, wie seine Interessenten schnell feststellten – verdammt gut für diese Bar und recht interessant obendrein. Und schwul musste er sein, sonst wäre er nicht geblieben.
Dane interessierte sich nur für den Großen, der vor ihm stand und unmissverständlich das Gleiche signalisierte.
Dichter Qualm umschwirrte ihre Köpfe. Er wollte kein Gespräch, wie es zwei seiner Interessenten neben ihm scheinbar beabsichtigten. Nur den Großen im roten Seidenhemd und der Tätowierung. Und genau der lächelte ihn unverdrossen an. Es fand ein letzter Blickaustausch statt, und beide wussten Bescheid – der Große aber mehr als Dane. Die anderen Bewerber zogen sich zurück, denn sie suchten nicht die Art von Kontakt, die Dane in seinen Augen plötzlich widerspiegelte. Sie sahen ihm nur enttäuscht nach, als er dem Großen zum Hinterausgang folgte. Und sie hatten Mitleid mit ihm, denn scheinbar kannte er Mike nicht, sonst wäre er niemals mitgegangen.
Beide drückten sich an schweißtreibenden Leibern vorbei zum Hinterausgang. Dane hoffte, einen einigermaßen sauberen Mann mit einem einigermaßen sauberen Zimmer erwischt zu haben.
Er hatte nichts von beiden erwischt. Er fand sich in einer Sackgasse voller Schnee wieder und mit ihm plötzlich zwei weitere Männer, die auch tätowiert waren.
„Oh, nein“, versuchte Dane zu sagen, aber es blieb nur ein Flüstern. Er war in die eigene Falle seiner perversen Lust gelaufen. Der Alkohol setzte ihm zu, ihm war wieder kalt.
„Hör zu“, sagte der im roten Seidenhemd, „es ist kalt hier draußen, und wir werden dir nicht wehtun, wenn du es nicht willst.“
„Ich will überhaupt nichts von euch“, stammelte Dane und spürte, wie ihm der Angstschweiß ausbrach. „Ich bin nicht  … so einer.“ Er versuchte ernst und böse zu bleiben, doch die Angst ließ sich nicht aus seinem Gesicht vertreiben. Der erste trat auf ihn zu und packte ihn an der Jacke. Dane versuchte, schnell zu denken. Würde er sich wehren, wäre er innerhalb von fünf Minuten grün und blau geschlagen und spätestens in einer Stunde im Krankenhaus. Das Spiel kannte er schon – ein Spiel aus alter Zeit. Würde er stillhalten, wäre es alles andere als ein Vergnügen.
Zum ersten Mal überkam ihn während seines Verlangens die Verzweiflung.
„Hört zu“, sagte er und wehrte mit seiner flachen Hand eine weitere Berührung ab. „Wie können wir alle Spaß haben?“
„Das ist schwer. Wir kennen dich nicht. Wir haben kein Zimmer, und es soll schnell gehen,

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