Das blaue Haus (German Edition)
sonst frieren wir uns alle den Arsch ab.“
Sie griffen ihn gleichzeitig an und verzerrten seine ganze Vorstellung von Sex in nur wenigen Minuten.
*
Ich habe noch frisches Essen im Wagen für diese Woche“, sagte Julie, als es bereits elf Uhr und Dane immer noch nicht zurück war. Ragee hatte seine Hoffnung, dass Dane noch einmal zurückkommen würde, inzwischen ganz verloren. Dass ihn Julies Anwesenheit – ihr Wagen stand ja vor der Tür – zeitlich um einige Stunden zurückgeworfen hatte, konnte er sicherlich akzeptieren, aber vier Stunden in der Kälte ganz bestimmt nicht. Wo sollte er auch Unterschlupf gefunden haben? Nein, er musste etwas anderes getan haben. Vielleicht hatte er wieder einen Bus gefunden ... nein, um Gottes willen! Vielleicht war er schon auf dem direkten Wege zu Sarah!
Julie ging zu ihrem Wagen, um das Essen zu holen, das sie mitgebracht hatte. Sie sah den dunklen Fleck an der Hausecke zunächst nicht. Erst als sie mit drei Taschen bepackt den Weg wieder zurück ins Haus suchte, sah sie den dunklen Kreis im Schnee. Komisch sah er aus. Sie lief hinein, stellte ihre Taschen im Flur ab und suchte nach einer Taschenlampe.
„Was suchst du?“, rief Ragee, der sich mit zahllosen unglücklichen Gedanken herumplagte und dabei unruhig im Schaukelstuhl herumrutschte.
„Eine Taschenlampe“, rief Julie von oben und sah flüchtig in Danes Zimmer. Sein Duft hing wie Parfüm in der Luft. Sie sog ihn kurz ein und rannte die Treppe wieder hinunter.
„Warum?“, rief Ragee zurück.
„Draußen im Schnee liegt etwas Dunkles. Ich will sehen, was es ist.“
Ragee schrak hoch. „Etwas Großes?“
„Nein, Kleines. Es wird wohl kaum Alan sein. Dann müsste er schon arg geschrumpft sein – vielleicht ein toter Vogel oder so.“
Sie fand eine Taschenlampe an der Innentür zum Keller und ging hinaus an die Hausecke. Ragee schlurfte in seinen Latschen aufgebracht hinterher. Die Kälte erschien ihm stärker geworden zu sein als am Morgen. Julie beleuchtete den dunklen Kreis und sah Ragee hinter sich an. Sie bückte sich, um besser erkennen zu können, was es war. Ihre Finger berührten den dunklen Schnee. Sie wurde fassungslos.
„Was ist das?“, fragte Ragee unruhig. Er hatte seine Brille im Haus gelassen.
„Blut“, flüsterte sie entsetzt und zeigte ihre roten Finger, die sie mit der Taschenlampe zusätzlich
beleuchtete.
„Oh, Gott!“ Der alte Mann erschrak und eilte ins Haus, um sich Mantel und Schuhe anzuziehen. Dane war also hier gewesen und hatte es wieder getan! Sicher, weil dieser Mazda vor seinem Haus stand. Er war nicht weg, er war hier gewesen; dann wollte er auch nicht weg.
„Was machst du da? Warum ziehst du dich an?“, fragte Julie irritiert und spreizte ihre blutverschmierten Finger auseinander.
„Ich werde Da ... Alan suchen“, keuchte der Alte und zog den Reißverschluss seiner Jacke energisch in die Höhe.
„Glaubst du, dass das Blut von ihm ist?“
„Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll.“ Er hechelte erschöpft, als er sich die Schuhe verschnürte. Er muss hier irgendwo in der Nähe sein, dachte der alte Mann.
„Ich komme mit“, sagte Julie entschlossen, doch seine alten Hände umfassten ihre Schultern. „Hör zu, Julie. Das geht nicht. Einer muss da sein, wenn er zurückkommt und ihm aufmachen.“
Julie besann sich, Ragee hatte recht, aber: „Wäre es nicht besser, wenn ich ihn suchen gehe?“ Auf keinen Fall! Sie durfte ihn so nicht vorfinden! „Nein, Du bleibst hier, verdammt! Hast du das verstanden? Du bleibst hier!“ Der alte Mann zeigte mit dem Zeigefinger erbost zu Boden.
Er ergriff seine Brille und eilte im leichten Schneegestöber die Markley Road hinauf, wobei er kein Haus und keinen Garten ausließ, mit einem scharfen Blick zu inspizieren. Dane war nirgends zu sehen. Ich kann ihn unmöglich rufen, dachte der Alte und schlug suchend den Weg in die Stadt ein. Ein Weg, von dem er wusste, dass Dane ihn kannte. Schimpfende Worte begleiteten Raimund Geers, und er wusste nicht, wen von beiden sie treffen sollten – ihn selbst oder Dane.
*
Dane kam nur langsam wieder zu sich. Er war halb erfroren, denn sie hatten ihn so liegen gelassen. Es war nicht möglich gewesen, sich zu wehren. Nach einem Schlag auf den Kopf hatte er kaum noch etwas mitbekommen. Wie viele Finger mochten ihn betatscht haben, wie viele Gesichter über ihn gelacht? Jetzt schmerzte sein Schädel bestialisch, die Kälte schmerzte, alles schmerzte. Blut konnte er keines entdecken. Sie hatten ihn
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