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Das blaue Mädchen

Titel: Das blaue Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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zuallererst, wie es Timon geht. Ich hatte ja noch keine Gelegenheit, mit ihm zu sprechen.«
    Diese Frage hatte Jana gefürchtet.
    »Was haben sie ihm angetan?«
    »Ich weiß es nicht, Mara.«
    »Wieso? Warum weißt du das nicht?«
    »Weil ich ihm immer aus dem Weg gegangen bin.«
    »Immer aus dem... Heißt das, er war die ganze Zeit frei?« Mara strahlte vor Erleichterung. Dann runzelte sie die Stirn. »Aber warum bist du ihm aus dem Weg gegangen?«
    Sie hatten einander nie belogen. Jana hatte nicht vor, jetzt damit anzufangen. »Weil er dich verraten hat.«
    »Er hat mich nicht verraten, Jana.«
    »Und warum ist er nicht bestraft worden? Doch nur, weil sie ihn umgedreht haben.«
    »Das haben sie bestimmt versucht, aber ohne Erfolg.«
    »Wie kannst du so sicher sein, Mara?«
    »Wenn Timon jemand wäre, den man umdrehen kann, dann hätte ich mich nie in ihn verliebt.«
    »Aber du weißt doch, welche Mittel sie haben. Du hast es selbst erlebt!«
    »Und es ist ihnen trotzdem nicht gelungen.« Mara drückte Janas Hand. »Hast du an mir gezweifelt, Jana?«
    »Nicht eine Sekunde lang.«
    »Warum zweifelst du dann an Timon? Er hat mich nicht verraten, Jana. Er hat mich beschützt.«
    »Wie denn?«
    Mara hob die Schultern. »Das weiß ich nicht. La Lune ist immer wieder ins Strafhaus gekommen, um mit mir zu sprechen, aber sie hat mich seltsamerweise nie bedrängt. Das lässt doch darauf schließen, dass es das Problem Mara/Timon in ihren Augen nicht mehr gibt.«
    »Und du? Was hast du ihr gesagt?«
    »Kein einziges Wort.«
    Jana beugte sich vor und nahm Mara in die Arme. »Du bist der tapferste Mensch, den ich kenne.«
    Mara lachte. »Nicht tapfer. Nur verliebt.«
    Jana ließ Mara los und lächelte sie an.
    »Verliebt bin ich auch. Aber nicht halb so tapfer wie du. Es ist ein Junge von draußen.«
    Unwillkürlich sah Mara zur Tür.
    »Soll ich dir von ihm erzählen?«
    »Alles. Von Anfang an.«
    Leise begann Jana zu reden.

    Marlon wurde davon wach, dass der Hund sich enger an ihn drückte. Wolken hatten sich vor die Sonne geschoben und es war kühl geworden. Fröstelnd rieb Marlon sich die Arme.
    Er hatte wirklich das Zeug zu einem grandiosen Liebhaber – setzte sich hin, um auf sein Mädchen zu warten, und schlief dabei ein.
    Der Hund leckte ihm die Hand und sah ihn mit großen, uralten Augen an.
    Plötzlich wusste Marlon, dass der Hund bald sterben würde. Er legte sich zu ihm und streichelte seinen glatten Kopf.
    Der Hund berührte Marlons Gesicht mit der Pfote. Seine Liebe war bedingungslos und unveränderlich, sein Zutrauen grenzenlos.
    »Komm«, sagte Marlon heiser. »Wir gehen nach Hause.«
    Am liebsten hätte er den Hund getragen. Er konnte kaum mit ansehen, wie mühsam er sich aufrappelte, wie vorsichtig er sich streckte und wie unsicher er die ersten Schritte tat.
    »Ich gehe ganz langsam«, versprach er ihm. Und er nahm sich vor, ab jetzt auf ihn Acht zu geben, mehr als bisher.

11
Zweimal war ich schon auf der Lichtung, aber Marlon ist nicht gekommen.
    »Weißt du denn, ob er auch in dich verliebt ist?«, hat Mara mich gefragt. Und mir die Hand auf den Mund gelegt. »Sag nichts. Das war eine dumme Frage. Das Glück leuchtet dir ja nur so aus den Augen.«
    Wieder war Mara zu einem Gespräch gebeten worden, diesmal in La Lunes Haus. Mara hatte es noch nie betreten. Das war den Kindern des Mondes nicht gestattet. Nur in ganz besonderen Fällen ließ La Lune ein Kind des Mondes dorthin rufen.
    Man gelangte durch einen Garten hinein, in dem die Natur streng kontrolliert war. Er erinnerte Mara an Fotografien, die sie einmal in einem Buch über japanische Gärten gesehen hatte. Karge, schmucklose Nadelgehölze. Kleine, dunkle Teiche. Kunstvoll aufgeschichtete Felsbrocken. Bambus, Schilf und Gras. Die Wege, die durch den Garten führten, waren mit Kieselsteinen unterschiedlicher Größe und Farbe zu einem Mosaik ausgelegt, auf dem Mara Blumen, Sterne und Monde erkennen konnte.
    Rechts vom Eingang stand eine Statue der Mondheit aus poliertem grünem Marmor, unergründlich, fern und auf eine beklemmende Weise schön.
    Meike ließ Mara ein. Nur diejenigen Kinder des Mondes, die schon eine hohe Ebene des Bewusstseins erreicht hatten, durften sich ständig in La Lunes unmittelbarer Nähe aufhalten. Sie waren so etwas wie ihre Dienerinnen. La Lune selbst bestimmte sie dazu.
    »Warte bitte einen Moment.« Meike verschwand lautlos hinter einer Tür.
    Mara sah sich um. Sie befand sich in einer geräumigen Halle mit weißem,

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