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Das blaue Siegel

Das blaue Siegel

Titel: Das blaue Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Twardowski
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Gowers?«
    »Ich habe davon gehört, Mahal Begum. Mehrere Personen können sie gleichzeitig benutzen, nicht wahr?«
    »Würden Sie mir das Vergnügen machen, mit mir zusammen zu rauchen, Mr. Gowers?«
    »Es wäre mir eine Ehre, Mahal Begum.«
    Die Wasserpfeife mit dem bereits glimmenden Tabak wurde so schnell hereingebracht, dass auch ein weniger aufmerksamer Beobachter gemerkt hätte, dass all dies Teil einer Inszenierung war, die in dem Augenblick begonnen hatte, als die Augen hinter dem Fächer in Ruhimans Büro verschwunden waren. Das Gerät wurde so aufgestellt, dass nur ein dünner lederner Schlauch mit silbernem Mundstück unter dem Vorhang hindurch zu Gowers reichte, der, um mit dem Mund hinzugelangen, auf einem niedrigen Pouf mit roten Troddeln Platz nehmen musste.
    Der Tabak war für seinen Geschmack zu süß, aber der Rauch durch das Wasser angenehm kühl und mild. Nur das Blubbern fand er vom ersten Moment an reichlich albern. Einem leise schmatzenden Zug auf der anderen Seite des Vorhangs war zu entnehmen, dass er praktisch neben der Kaiserin von Indien saß.
    Nicht schlecht für einen Kerl, der gestern noch seine eigenen Läuse geraucht hat, dachte Gowers.
     

25.
     
    »Lassen Sie mich zunächst mein Bedauern über den Tod Ihres Enkels ausdrücken, Mahal Begum. Mr. Ruhiman sagte, der Prinz sei ermordet worden. Darf ich fragen, auf welche Weise das geschehen ist?«
    »Er ist erstochen worden, Mr. Gowers.«
    »Aber er lebte inkognito und nur in diesem Palast.«
    »Der Prinz hatte große Freude daran, marschierende Truppen zu beobachten, Mr. Gowers. Er stand deshalb oft auf der nordwestlichen Mauer, von der aus man das Kalkutta-Tor und den Markt übersehen kann.«
    »War das nicht sehr gefährlich? Ich meine, konnte er nicht auch vom Markt aus gesehen werden?« Zum ersten Mal sah Gowers Zinat Mahal Begum jetzt direkt an, wenn auch nur in einem Spiegel. Die Königin schüttelte den Kopf, dann lächelte sie wehmütig.
    »Er war verkleidet, Mr. Gowers, als Mädchen unter Mädchen. Oh, wie hat er das immer gehasst …«
    Gowers verstand. Achill am Hof des Lykomedes und ein Trojanischer Krieg, der nie stattfinden würde. »Kam der Mörder von draußen, über die Mauer?«
    »Wir vermuten es, Mr. Gowers. Aber wir wissen nicht, wann und wo.«
    »Er könnte sich also bis zum Zeitpunkt des Mordes irgendwo im Roten Fort versteckt gehalten haben. Darf ich diesen Teil des Palastes in Augenschein nehmen?«
    »Ishrat wird Sie auf die Mauer führen.«
    »Ist bekannt, wer dem Mörder von drinnen geholfen hat?«
    Die Königin runzelte die Stirn. »Was veranlasst Sie, anzunehmen, dass man ihm geholfen hat?«
    »Nun, selbst wenn er von draußen kam, muss er gewusst haben, an welcher Stelle und zu welchem Zeitpunkt er zuschlagen kann. Auch die Verkleidung des Prinzen muss ihm bekannt gewesen sein. Oder hat er wahllos auf mehrere Personen eingestochen?«
    »Nein, Mr. Gowers. Er tauchte plötzlich hinter dem Prinzen auf, stach zu und verschwand über die Mauer, ehe man ihn festhalten konnte.«
    »Er ist entkommen?«, fragte Gowers zum ersten Mal ernsthaft verwundert.
    »Ja, durch die Gasse zwischen Fort Sedinghur und Qila-i-Mubarak. Ein Diener verfolgte ihn oben auf der Mauer, konnte aber nur noch sehen, wie der Mann in ein Boot stieg, das an der Djumna auf ihn gewartet hatte.«
    Helfer drinnen und draußen, registrierte Gowers und fragte weiter: »War der Mann verletzt? Ich meine, die Mauer ist ziemlich hoch.«
    »Er soll gesprungen sein wie eine Katze, Mr. Gowers.«
    Der Investigator überdachte diesen Punkt und zog mehrmals stark an der Pfeife, die aufgrund des langen Wortwechsels auszugehen drohte. Dieses Geblubber war wirklich lächerlich! Er beschloss, zunächst an einer anderen Stelle weiterzufragen.
    »Wurden alle Diener verhört?«
    »Ja. Wir haben …« Auch die Königin machte eine Pause, rauchte aber nicht, und Gowers hörte nur die Glut knistern. »Wir haben leider nicht mehr erfahren.«
    »Entschuldigen Sie, dass ich das frage, Mahal Begum«, stellte Gowers nun doch seine ursprüngliche Frage. »Aber der Prinz, war er sofort tot?«
    Die Königin seufzte tief. »Nein. Er … Es hat noch fast einen Tag gedauert.« Die bedrückende Vorstellung von einem achtjährigen Jungen, der länger als zwanzig Stunden vergeblich um sein kleines Leben kämpfen musste, erfüllte den ohnehin dumpfen, vollgestopften Raum. »Warum müssen Sie das wissen, Mr. Gowers?«
    »Weil ein professioneller Mörder ihn schneller und sicherer

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