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Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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einem Mann an meiner Seite werden die unerfreulichen Kontrollbesuche hoffentlich ein wenig schneller und einfacher vonstatten gehen. Ein paar wenige Lichtblicke gibt es übrigens auch: Wir werden Verwandte besuchen und –«
    Â»Verwandte besuchen«, sagte Konstantin in einem Ton, in dem er auch das Wort »Verbrecher« oder »Aussätzige« hätte sagen können. Er runzelte die Stirn. »Wann, liebste Irina, sagtest du, willst du hier deine Zelte abbrechen?«
    Â»So genau habe ich mir das noch nicht überlegt …« Noch während sie sprach, zückte sie ihren in weißes Leder gebundenen Kalender. »Wie wäre es mit dem zweiten Oktober? Am Samstag davor feiert Kaiserin Augusta ihr Fest, am Sonntag könnten wir packen lassen, um dann am Montag abzureisen.«
    Konstantin biss sich auf die Unterlippe, holte tief Luft und nickte dann langsam. »Bis zur Abreise bleiben also noch ungefähr vier Wochen. Verflixt, nun heißt es, die Zeit gut zu nutzen«, murmelte er vor sich hin.
    Irina lachte. »Das werden wir tun, mein Liebster!«

22 . K APITEL
    E nde August sah Flora auf ihren Streifzügen durch die Wiesen entlang der Lichtenthaler Allee etwas Violettfarbenes aufblitzen. Die ersten Herbstzeitlosen – spontan wandte sie sich ab.
    Dies waren die einzigen Blumen, die sie noch nie gemocht hatte. Von Kindesbeinen an hatte die Mutter ihr eingeschärft, niemals die harmlos aussehenden, aber hochgiftigen Blumen zu pflücken.
    Doch das war nicht der einzige Grund, warum Flora diese Blumen nicht schön fand – ihr Anblick reichte, um sie wehmütig zu machen. Sie waren das sichtbare Zeichen dafür, dass der Sommer bald verblühen würde. Dann würde der Wind über die Stoppeln auf den Feldern wehen, und wo vor wenigen Wochen noch die blauen Kornblumen standen, würde alles kahl und trostlos aussehen.

    Flora nutzte die letzten Wochen, bevor sich die Natur zur Winterruhe begab, gut: Wie ein Eichhörnchen, das seine Nussvorräte aufstockt, zog auch sie Tag für Tag los und sammelte Vorräte für den Winter: schön geformte Äste und Hagebutten, Disteln und allerlei Beeren, duftende Kräuter – sogar leere Schneckenhäuser brachte sie mit heim. Alsbald hingen im Anbau neben dem Gartenhaus und an den Deckenhaken im Laden nicht nur viele Kräuterbüschel zum Trocknen, sondern Blütenstände und Gräser aller Art noch dazu.
    Â»Kind, was soll ich denn damit ?«, fragte Kuno angesichts der Schneckenhäuser verwirrt. Doch alles in allem war er über die Ausbeute von Floras Streifzügen sehr glücklich, denn er hatte beschlossen, es im kommenden Winter noch einmal mit dem Verkauf von Trockenblumen zu probieren. Natürlich wollte er zusätzlich auch ein wenig Südware bestellen, aber frische Blumen waren im Winter sündhaft teuer. Ein Vorrat an Trockenmaterial war demnach also sehr hilfreich.
    Flora fand die Idee wunderbar. Wie gern wäre sie dabei gewesen, wenn unter Kunos kundigen Händen aus den Disteln und Blattranken kleine Kunstwerke entstanden! Aber zu dieser Zeit würde sie längst wieder in der elterlichen Packstube stehen und Sämereien abfüllen.

    Â»Schaut nur, was sie heute wieder anschleppt – Disteln!«
    Flora biss die Zähne zusammen. Sie wollte sich ihren letzten Samstag in Baden-Baden nicht durch einen Streit mit diesen dummen Weibsbildern des Maison Kuttner vermiesen lassen. »Disteln, o mein Gott! Als ob sie nicht selbst stachelig genug wäre …«
    Â»Und schaut nur – Tannengrün hat sie auch dabei! Hat denn etwa der Advent schon begonnen?«
    Â»Möchte mal wissen, was sie im Winter anschleppt – womöglich Eisblumen!«
    Diese Bemerkung der Anführerin ließ ihre Kolleginnen in hysterisches Gekicher ausbrechen.
    Jetzt war es aber genug! Flora befand sich schon einige Meter hinter dem Blumenladen, als ihr der Kragen platzte. Sie fuhr herum.
    Â»Was wir im Winter vorhaben, wollt ihr wissen?« Wütend funkelte sie die jungen Frauen über ihre Büschel Tannengrün an. »Eines kann ich euch verraten: Es werden großartige Dinge sein! Überraschungen, wie Baden-Baden sie bisher nicht gesehen hat. Die Kunden werden Augen machen so groß wie Kuchenteller! Sie werden uns die Bude einrennen und ihr werdet das Nachsehen haben, denn eure vorgetriebenen Rosen werden angesichts unserer Neuheiten von

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