Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
Vom Netzwerk:
bei Gärtner Flumm gekauft.
    Â» ›Maiglöckchen und das Singen der Nachtigall künden von Liebesglück und dem bevorstehenden Sommer‹ – das ist ja schön und gut, aber willst du wirklich nur auf ein Pferd setzen? Warum kaufst du nicht verschiedene Blumen, so wie bisher auch?« Der Gärtner war von ihrer Idee nicht begeistert gewesen.
    Maiglöckchen gälten auch als Künder einer neuen Zeit und wären damit genau das, was der Blumenladen Sonnenschein dringend nötig hatte, hatte Flora ihm daraufhin erklärt.
    Ernestine und Friedrich hatten ebenfalls für eine größere Vielfalt plädiert – warum nur hatte sie nicht auf sie gehört?
    Was sollte sie den Eltern schreiben, die ihr das Geld für den Kauf der Maiglöckchen geliehen hatten?
    Ãœber eigenes Geld verfügte sie schließlich längst nicht mehr.
    Alles ging schief. Ihre Ideen taugten einfach nicht, um den Blumenladen zu retten. Warum suchte sie sich nicht endlich eine Stelle als Magd oder Zimmermädchen?
    Floras Blick fiel auf den dicken Stapel Hefte, den sie erst in der vorigen Woche voller Stolz in der Druckerei abgeholt hatte. Floras Blumen-ABC . So wie es aussah, hatte sie nicht nur auf einen lahmen Gaul gesetzt.
    Dabei war das Heft so schön geworden! Über hundert verschiedene Blumen hatten Seraphine und sie ausgewählt – einfache Wiesenblumen waren ebenso dabei wie teure Gärtnerzüchtungen. Um jedes Wort hatten sie bei den Bedeutungen gerungen – Ernestine hatte sie darauf hingewiesen, dass die Texte auch für einfache Leute verständlich sein mussten. Die trefflichen Worte, dazu Seraphines schöne Zeichnungen … Wiestolz sie gewesen waren, als sie ihr Werk bei der Druckerei vorn in der Straße abgaben. Und wie sich der Drucker ins Zeug gelegt hatte, um den Auftrag bis Mitte Mai fertigzustellen – er sähe dies als einen Nachbarschaftsdienst an, hatte er gemeint.
    Gleich am nächsten Tag war Flora losgezogen und hatte ganze fünfzig Hefte als Willkommensgruß für die Kurgäste in den Hotels abgegeben, und Wiesenblumensträuße noch dazu. Doch wofür?
    Bisher war kein einziger Kurgast aufgetaucht, um sich für das Blumen-ABC zu bedanken, dabei stand ihre Adresse doch klar und deutlich auf den handgeschriebenen Zetteln, die sie dazugelegt hatte.
    Die Namen der Neuankömmlinge und die Hotels, in denen sie residierten, hatte sie aus der Gästeliste des Badeblattes abgeschrieben. Friedrich hatte sie darauf aufmerksam gemacht, dass darin allwöchentlich die Namen der neu angereisten Gäste aufgelistet wurden. Peinlich genau hatte Flora darauf geachtet, die Namen richtig abzuschreiben. Für Fürstin Nadeshda Stropolski, Für den Fürsten Vladimir Menschikow, Für Seine Hoheit Nikolaj M. Romanov, Für  …
    Wenn sie sich fremden Menschen gegenüber schon so großzügig zeigen wolle, solle sie unbedingt auch ein Heft und ein Sträußchen für Lady O’Donegal abgeben, die Engländerin sei inzwischen ebenfalls in der Stadt angekommen, schlug Friedrich vor. Und Ernestine fragte händeringend, ob solch eine Bittstellerei überhaupt schicklich sei?
    Schicklich! Wenn der Bauch vor Hunger knurrte …
    Floras flache Hand knallte auf die Arbeitstheke nieder. Es hätte nicht viel gefehlt, und sie hätte vor Wut und Enttäuschung laut aufgeheult.
    Hoffentlich kam das Heftchen wenigstens bei der Kundschaft ihrer Eltern gut an. 150 Hefte waren nämlich direkt von der Druckerei nach Gönningen geschickt worden – Helmut und Valentin wollten Floras Blumen-ABC auf ihre nächste Reise mitnehmen.
    Inzwischen war die Stadt voll mit Kurgästen, auf der Lichtenthaler Allee herrschte an manchen Tagen solch ein Gedränge, dass ein Durchkommen fast unmöglich war. Aber niemand verirrte sich zu ihr.
    Abrupt sprang Flora auf. Raus! Nichts wie raus, bevor ihr vom Duft der Maiglöckchen vollends schlecht wurde.
    Â»Entschuldigen Sie, ich –« Erschrocken ließ Flora den Türgriff los, auf dessen anderer Seite die Hand einer Dame in rosafarbenem Kleid lag.
    Â»Bin ich hier richtig? Blumenladen Sonnenschein?«, fragte die Dame in gebrochenem Deutsch.
    Flora nickte. Ihr war vor Schreck ganz schwindlig geworden. Oder lag das am Parfüm der Dame? Es roch nach Zimt und nach Herbst und war so durchdringend, dass es selbst den Maiglöckchengeruch

Weitere Kostenlose Bücher