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Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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übertünchte.
    Â»Gut, gut. Ich habe nicht viel Zeit …« Die Dame wedelte mit Floras Blumen-ABC . »Ich plane für einen bulgarischen Künstler eine Vernissage. Natürlich darf Blumenschmuck nicht fehlen. Der Künstler liebt große Gesten, mir schwebt daher Opulentes vor – Rosen, Lilien, Orchideen. Was können Sie mir bieten?«
    Flora hatte das Gefühl, ihr Herz würde im nächsten Moment aus der Brust springen, so heftig hatte es zu schlagen begonnen. Opulente Blumen? Die hatte sie nicht!
    Und was war überhaupt eine Vernissage?
    Â»Das ist eine … sensible Angelegenheit«, stotterte Flora, um überhaupt etwas zu sagen.
    Ihre erste fremdländische Kundin, dem Akzent nach war es wahrscheinlich eine Russin. Und sie stand da wie ein dummes Huhn, das kaum Piep sagen konnte.
    Unwirsch fingerte die Frau an dem Dutzend Perlenketten, die um ihren Hals hingen. »Was ist an ein paar Blumen und Bildern sensibel ?«
    Bilder! Eine Vernissage war also eine Bilderausstellung.
    Flora kicherte nervös, während sie im Geist ihren Vater sagen hörte: »Das Weib fernelet !«
    Tatsächlich war die rosa gewandete Dame eine klassische »Fernschönheit« – von Weitem jugendlich wirkend, war ihr Gesicht von Nahem betrachtet so runzelig wie das einer Schildkröte. Daran änderten auch die blutrot angemalten Lippen nichts.
    Flora räusperte sich. »In erster Linie sollen doch sicher die Bilder ihre Wirkung entfalten. Blumen dürfen die Schönheit der Kunstwerke lediglich zum Glänzen bringen.« Dafür, dass sie noch gar nicht genau wusste, worauf sie hinauswollte, klang sie ziemlich bestimmt und selbstsicher. »Opulente Sorten wie Rosen und Orchideen lenken das Auge des Betrachters nur unnötig ab.«
    Die Dame runzelte die Stirn.
    Hastig nahm Flora ihren Faden wieder auf. »Ich würde zu weißen Blüten raten. Weiß ist die Farbe der Reinheit, Weiß ist auch die Leinwand des Künstlers, bevor er den ersten Pinselstrich tut.« Sie nahm eine besonders schön blühende Maiglöckchenpflanze in die Hand, drehte sie liebevoll in alle Richtungen. »Laut der Sprache der Blumen sind Maiglöckchen ein Zeichen für alljährlich wiederkehrende Freuden, sie gelten weiterhin als Künder einer neuen Zeit …« Während sie weitersprach, rätselte sie bereits, wie sie die winzigen Blüten in eine Gemäldeausstellung integrieren sollte. Wenn sie an die riesengroßen Bilder dieses Franz Xaver Winterhalter dachte – neben ihnen würde man die Maiglöckchen nicht einmal zur Kenntnis nehmen! Weiße Lilien, Callas oder Orchideen, das wäre eine Sache gewesen, da hatte die Fernschönheit schon recht. »Somit finden Sie hier bei uns Maiglöckchen, die genau den Beginn der neuen Kursaison symbolisieren. Sie sind aber auch bestens geeignet, um die Schönheit von Kunst zu unterstreichen …«
    Die Dame klatschte in die Hände. »Diese Blumensprache gefällt mir«, sagte sie. »Hören Sie zu, die Vernissage findet am kommenden Samstag statt.« Sie nannte den Ort und die Uhrzeit, zu der Flora sich einfinden sollte. »Bringen Sie zweihundert dieser … Maiglocken mit. Oder nein, wir wollen nicht kleinlich sein, sagen wir lieber fünfhundert.«

    Kaum war die Dame fort, hängte Flora Kunos altes Komme gleich wieder -Schild an die Tür, dann rannte sie los.
    In der Trinkhalle war Friedrich gerade dabei, einer Gruppe älterer Engländerinnen die Wandfresken zu erklären.
    Â»Friedrich, wir haben ein Problem!«, rief Flora atemlos und ohne sich um die verdutzten Blicke der Kurgäste zu kümmern.
    Â»Wo um alles in der Welt bekomme ich auf die Schnelle vierhundertfünfzig Maiglöckchenpflanzen her?«

35 . K APITEL
    O Gott, ich habe nicht die geringste Ahnung, wie es auf solch einer Vernissage zugeht! Kommen da nur geladene Gäste oder hat jedermann Zutritt? Hängen die Bilder ganz normal an den Wänden? Wo stelle ich meine Blumen hin? Was meinst du, ist dieses Kleid passend?« Flora plapperte in einem fort, hielt sich dabei ihr dunkelblaues Kleid vor den Leib und schaute Sabine an.
    Die Magd, die auf dem Bett in Floras Schlafzimmer saß und einen runzeligen Apfel aß, zuckte mit den Schultern. »Das ist schon unten am Saum geflickt, aber was solls? Die Gäste werden dich gar nicht zu sehen bekommen.«
    Â»Und wenn

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