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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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ihn lustig gemacht. Als ich gehen wollte, flüsterte mir ein Mann, den ich nicht sehen konnte, von hinten zu, dass man mich töten würde, wenn sich die Jaguarritter erhöben.«
    »Und mehr weißt du nicht über die Jaguarritter?«
    Als ich zögerte, zückte Mateo sofort sein Schwert. Also fuhr ich rasch mit meinem Bericht fort, denn schließlich hatte ich selbst miterlebt, wie gut er mit der Waffe umgehen konnte.
    »Ich habe etwas Schreckliches beobachtet.« Ich erzählte ihnen von der Nacht, in der ich zufällig Zeuge eines Menschenopfers geworden war.
    »Sehr interessant«, murmelte Don Julio. Er schien ziemlich aufgeregt und sagte zu Mateo: »Offenbar ist der Junge auf das Nest der Fanatiker gestoßen, nach denen wir suchen.«
    »Sicher hat der Hellseher den Jungen sehr verängstigt, denn er dachte ja, dass ihn ein Wer-Jaguar angegriffen hätte.«
    »Was ist ein Wer-Jaguar?« fragte ich.
    »Ein Mensch, der die Gestalt eines Jaguars annimmt. In Europa berichten unzählige Legenden von Werwölfen, also von Menschen, die sich in Wölfe verwandeln. Viele Indios glauben, dass es Menschen gibt, die zu Jaguaren werden können.«
    »Die nauallis können eine andere Gestalt annehmen«, sagte ich.
    »Woher kennst du dieses Wort?«, erkundigte sich Don Julio.
    »Vom Zauberer, meinem Onkel, der auch ein mächtiger Magier ist, aber keine schwarze Magie ausübt. Er sagt, ein naualli könne sich verwandeln, wenn er einen Zaubertrank trinkt.«
    »Was weiß dein Onkel über diesen naualli?«
    »Er mag ihn nicht. Mein Onkel ist ein großer Heiler und in allen Indiodörfern bekannt und willkommen. Er hat mir erzählt, der naualli hielte sich meistens in kleinen Dörfern in dem Gebiet zwischen Puebla und Cuicatlán auf. Die Stadt, in der das Menschenopfer stattgefunden hat, liegt nur eine Tagesreise von hier. Der naualli betreibt schwarze Magie. Er kann einen Menschen verfluchen und ihn dadurch umbringen. Natürlich ist das alles blanker Unsinn«, fügte ich hastig hinzu.
    Don Julio stellte mir noch viele Fragen und wollte alles über meine erste Begegnung mit dem naualli, den Schaukampf zwischen den Indiorittern und die Schnittwunde im Gesicht des Hexers wissen.
    Nachdem ich nichts mehr zu sagen hatte, lächelte Don Julio mich an. »Du hast ein erstaunlich gutes Gedächtnis. Zweifellos ist das der Grund, warum du so viele Sprachen sprichst und so gebildet bist, obwohl du nie eine Schule besucht hast. Außerdem bist du kein Indio, sondern ein Mestize.«
    Ich warf Mateo einen Blick zu, doch seinen Augen war wie immer nichts zu entnehmen.
    »Und dennoch kannst du dich verhalten und ausdrücken wie in Indio.« Don Julio strich sich über den Bart. »Auch als Spanier könntest du dich ausgeben, wenn du dich dementsprechend kleiden würdest. Als ich mich bei den Ruinen mit dir unterhielt, hätte ich schwören können, dass du in Sevilla oder Cádiz geboren wurdest. Mateo, Ihr hättet diesen jungen Mann in Eurer Schauspielertruppe gut gebrauchen können, bevor der Vizekönig sie auf die Philippinen verbannt hat.«
    Als der Name dieser gefürchteten Inseln fiel, erschauderte Mateo sichtlich. Aha! Nun wusste ich, was Don Julio gegen den Pícaro in der Hand hatte. Missliebige Spanier wurden nämlich nicht in die Bergwerke geschickt, sondern an einen nicht minder gefürchteten Ort, in ein Land, welches man in Neuspanien ganz im Ernst als Inferno bezeichnete.
    Also war das Damoklesschwert, das über meinem Freund Mateo schwebte, die drohende Verbannung in diese spanische Hölle auf der anderen Seite des Ozeans. Gewiss waren er und seine Schauspieler rechte Taugenichtse, um so eine Bestrafung zu verdienen.
    »Nur Eure Großzügigkeit hat mich davor bewahrt, das Schicksal meiner Gefährten zu teilen, Don Julio. Wegen Eurer Klugheit, Eures Weitblicks und Eurer Weisheit habt Ihr erkannt, dass ich so unschuldig war wie ein frisch geweihter Priester.« Nicht die Spur von Spott schwang in Mateos Tonfall mit.
    »Ja, so unschuldig, wie die beiden Mestizen und Grabräuber, die man hängen wird. Und so unschuldig wie dieser Junge hier, über den noch nicht entschieden worden ist.«
    Ich lächelte Don Julio flehend an. »Mein gütiger Onkel ist fast blind und nahezu hilflos. Wenn ich nicht für ihn sorge, stirbt er.«
    »Dein Onkel, sofern er das wirklich ist, ist ein Täuscher und Betrüger, der die Leute von Guadalajara bis nach Mérida um ihr Geld gebracht hat. Und du bist ein unverbesserlicher Lügner und Dieb. Selbst angesichts deiner eigenen

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