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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Lebensmittel, Waffen und Kakaobohnen für seine Reise in die Unterwelt.
    An den Wänden standen lebensgroße Kriegerstatuen in voller Rüstung. Als ich näher hinsah, bemerkte ich, dass es sich nicht um Statuen, sondern um Menschen handelte, die in dieser starren Haltung einbalsamiert worden waren.
    Am Ende der Reihe saßen vier Frauen verschiedenen Alters. Wie die Krieger schienen auch sie nicht eben erfreut darüber gewesen zu sein, in Statuen verwandelt zu werden. Offenbar waren es die Ehefrauen des Königs. Der Herrscher selbst thronte auf einem Stuhl auf einer Plattform, zu der fünf Stufen hinaufführten. Er trug die goldene Maske und den Brustpanzer. Die Schmuckrüstung bedeckte sein Gesicht und etwa die Hälfte seiner Brust.
    Zu seinen Füßen lag ein gelber Hund. Zudem erblickte ich ein Nest der größten Skorpione, die ich je gesehen hatte. Sie waren so groß wie der Fuß eines Mannes. Ein Stich, und ich wäre dem König nach Mictlán gefolgt. Ängstlich machte ich einen großen Bogen um sie.
    Meine Fackel war fast heruntergebrannt. Rasch nahm ich dem König den Goldschmuck ab, und nachdem ich mein Hemd ausgezogen und damit einen Skorpion eingefangen hatte, eilte ich zum Anfang des Tunnels zurück. Es war eher eine plötzliche Eingebung gewesen, denn ich hatte noch keinen Plan. Den Brustpanzer und das Hemd vor mich gestreckt, kroch ich zurück und quälte mich wieder über die Leiche.
    Als ich mich dem Ausgang näherte, wo die Räuber mich erwarteten, überlegte ich mir eine Strategie. Wenn ich mit dem Schatz herauskam, würde Sancho mir die Beute abnehmen und mich töten. Konnte ich keinen Erfolg vorweisen, würde er mir ebenfalls die Kehle durchschneiden. Ohne den Schatz jedoch würde es mir vielleicht glücken zu fliehen. Alles hing davon ab, wo meine Gegner sich aufhielten. Ich hatte einige Stunden in dem Gang verbracht. Wenn die Götter mir gnädig waren, hatten sich Sancho und die anderen vielleicht von dem Loch entfernt.
    Langsam und lautlos kroch ich weiter und hielt immer wieder inne, um zu lauschen. Ein merkwürdiges Geräusch, das ich nicht bestimmen konnte, hallte den Gang herunter. Immer wieder verharrte ich und horchte. Je näher der Ausgang kam, desto lauter wurde das Geräusch.
    Immer noch im dunklen Tunnel und ein paar Meter von der Öffnung entfernt sah ich Mateo und Sancho Karten spielen. Sie saßen etwa hundert Schritte weit weg im Schatten eines Baumes. Wo mochten die beiden Mestizen stecken?
    Ich robbte mich an das Ende des Ganges heran, und einer der Mestizen kam in Sicht. Er war noch weiter entfernt als die beiden Spanier und mit Kochen beschäftigt. Mein Herz schlug schneller. Mit ein wenig Glück würde ich es vielleicht schaffen, den Gang zu verlassen und loszurennen, bevor sie mich bemerkten.
    Ich kroch weiter. Und sah zwei Beine.
    Der andere Mestize hatte sich vor der Öffnung niedergelassen und war im Sitzen eingeschlafen. Er schnarchte laut, und der Kopf war ihm auf die Brust gesunken.
    Ich musste aus dem Loch schlüpfen und den Schutthaufen überwinden, der noch von der Sprengung herrührte. Anschließend musste ich loslaufen, bevor der Mestize Alarm schlagen oder mich packen konnte.
    Da das nicht möglich war, tat ich das Nächstbeste: Ich warf ihm das Hemd mit dem Skorpion in den Schoß. Dann griff ich nach einem Stein, der ein wenig größer war als meine Faust. Der Mestize wachte sofort auf und bekam beim Anblick des riesigen Skorpions einen gewaltigen Schreck. Noch ehe er sich von seiner Überraschung erholen konnte, warf ich ihm den Stein ins Gesicht.
    Gefolgt von Sanchos und Mateos Rufen, rannte ich los. Es gab hier kein dichtes Gebüsch, in dem ich mich hätte verstecken können, weshalb ich gezwungen war, mich auf die Pyramide zu flüchten. Ich bog um die Ecke und lief um mein Leben. Meine vier Verfolger teilten sich auf, um mir den Weg abzuschneiden, und kamen von allen Seiten näher.
    Sie kreisten mich immer weiter ein, bis ich nur noch wenige Meter von Sancho entfernt war.
    »Wo ist mein Schatz?«, brüllte er, rasend vor Wut.
    »Ich habe ihn versteckt. Wenn Ihr mich gehen lasst, verrate ich Euch, wo.«
    »Du wirst es mir ohnehin verraten, weil ich dich sonst in Stücke hacke.«
    Er stürmte mit gezücktem Schwert auf mich zu und ritzte mir die Brust.
    »Ich schneide dir ein Körperteil nach dem anderen ab, bis du redest.«
    Als ich ihm ausweichen wollte, stieß ich mit Mateo zusammen.
    Er packte mich. Doch als Sancho wieder mit dem Schwert nach mir schlug, fing

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