Das Blut der Azteken
Mateo den Hieb mit seiner eigenen Waffe ab. »Hör auf. Es bringt uns nicht weiter, wenn wir ihn töten.«
»Aber wenigstens habe ich dann meinen Spaß.« Sancho holte mit dem Schwert nach mir aus. Aber Mateo sprang erneut für mich in die Bresche. Mit der einen Hand hielt er mich fest, mit der anderen schwang er das Schwert und trieb Sancho zurück.
»Tötet ihn!«, befahl Sancho den beiden Mestizen.
Die Mestizen griffen Mateo an. Als dieser einem von ihnen einen Hieb ins Gesicht versetzte, traten sie jedoch den Rückzug an.
In diesem Augenblick kamen Reiter in den Tempelbezirk geprescht.
»Soldaten!«, schrie einer der Mestizen. Die beiden nahmen die Beine in die Hand. Ich sah, wie Sancho hinter dem Tempel verschwand. Offenbar hatte er die Reiter schon vor uns gesehen. Mateo hielt mich weiterhin umklammert, unternahm jedoch keine Anstalten zur Flucht.
»Wir müssen weglaufen!«, rief ich. Grabräuber wurden mit dem Tod durch den Strang bestraft.
Mateo hielt mich weiter fest, sagte aber nichts, bis die Reiter näher gekommen waren. Dann gab er mich frei, zog vor dem Anführer der Männer den Hut und verbeugte sich. Die übrigen Reiter hefteten sich an die Fersen der Banditen.
»Don Julio, Ihr kommt zu spät. Unsere Freundin Sancho ist gerade fort. Der Geschwindigkeit nach zu urteilen, ist sie sicher schon in der nächsten Stadt.«
Es war der Mann vom Markt, der dem verwundeten Indio den Pfeil entfernt und vor dem ich mit meinem Wissen geprahlt hatte.
»Verfolgt sie«, befahl Don Julio einem Offizier, der die Uniform der Soldaten des Vizekönigs trug.
Sie? Warum bezeichnete er Sancho als Frau? Ich verstand die Welt nicht mehr. Allerdings brauchte ich keinen Hellseher, um zu wissen, was mir bevorstand, denn schließlich war ich den Soldaten des Königs in die Hände gefallen. Wenn sie herausfanden, dass ich wegen Mordes gesucht wurde, würden sie mich vor der Hinrichtung auch noch foltern.
»Unsere Freundin Sancho hätte mich und diesen jungen Tunichtgut beinahe umgebracht«, sagte Mateo. »Der Junge ist ohne den Schatz aus dem Tempel gekommen.«
Aha, Mateo hatte sich mit diesem Don verbündet, um die anderen zu betrügen. Offenbar waren die Soldaten auch daran beteiligt. Ein ausgesprochen schlauer Plan.
»Wo ist die Maske?«, erkundigte Don Julio sich bei mir.
»Ich weiß nicht, Señor«, wimmerte ich in meinem besten lépero- Tonfall. »Ich schwöre bei Gott, dass ich sie nicht finden konnte.« Ich beschloss, später zurückzukommen, um sie zu holen.
»Er lügt«, stellte Mateo fest.
»Natürlich lügt er. Er tut sogar so, als hätte er sein Spanisch vergessen, und redet wie ein Straßenjunge.« Don Julio sah mich finster an. »Du bist ein Dieb, der ein kostbares Grab geschändet hat. Darauf steht eine schwere Strafe. Wenn du Glück hast, wird man dich hängen, bevor man dir den Kopf abschlägt, um ihn zur Warnung für andere auf einen Pfahl zu stecken.«
»Er hat mich dazu gezwungen!« Ich zeigte mit dem Finger auf Mateo.
»Unsinn«, erwiderte Don Julio. »Señor Rosas ist so wie ich ein Diener des Königs. Er hat sich Sancho angeschlossen, um sie beim Grabraub zu ertappen.«
»Warum bezeichnet Ihr Sancho als Frau?«, wollte ich wissen.
»Beantworte meine Frage, Junge. Wo hast du den Schatz versteckt?«
»Ich habe keinen Schatz gefunden.«
»Hängt ihn auf!«, brüllte Don Julio.
»Im Tunnel, er ist im Tunnel. Ich hole ihn.«
Sie legten mir eine Fußschelle um und befestigten eine Kette daran. Dann schickten sie mich in den Gang - wie einen Fisch an einer Angelrute. Inzwischen waren die beiden Mestizen ergriffen worden. Während ich in den Gang kroch, wurden sie nach Oaxaca ins Gefängnis gebracht.
Den Brustpanzer in der Hand, kam ich rückwärts aus dem Gang. Das Herz klopfte mir bis zum Halse, denn nun drohte mir die Schlinge des Henkers. Don Julio, Mateo und die Soldaten scharten sich um den Schatz, um ihn zu begutachten.
»Ausgezeichnet. Ein sehr schönes Stück«, sagte Don Julio. »Ich werde es dem Vizekönig schicken, und dieser wird es nach Madrid an den König weiterleiten.«
Auf Don Julios Anweisung hin schlang mir Mateo ein Seil um den Hals, das anstelle des Knotens mit einer hölzernen Vorrichtung versehen war. »Wenn du versuchst zu fliehen, wird das Seil um deinen Hals enger und du stirbst. Diesen Trick habe ich als Gefangener des Bey in Algier gelernt.«
»Warum rettet Ihr mir das Leben, nur damit ich jetzt gehängt werde? Ihr müsst dem Don die Wahrheit sagen. Ich bin
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