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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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unschuldig.«
    »Unschuldig? Vielleicht trägst du in diesem Fall nicht die ganze Verantwortung, aber unschuldig?«
    Wir hatten noch immer kein Wort darüber verloren, dass Mateo für mich einem Menschen den Kopf abgeschlagen hatte. Allerdings wäre es für mich nicht ratsam gewesen, das zu erwähnen, denn sonst hätte ich es getan.
    »Ihr habt Sancho betrogen«, sagte ich zu ihm.
    Er zuckte die Achseln. »Jemanden wie sie kann man nicht betrügen. Man sieht sich nur vor, dass man nicht von ihr übers Ohr gehauen wird. Ach, Amigo. Don Julio hat mir ebenfalls ein Seil um den Hals gelegt, auch wenn du es nicht sehen kannst. Aber er ist ein Ehrenmann und steht zu seinem Wort. Wenn ich ihm treu diene, wird er mich nicht töten.«
    »Wer ist er? Ich dachte, er sei Arzt.«
    »Er ist sehr vieles und verfügt nicht nur über Kenntnisse der Chirurgie und Medizin, sondern noch über weitere Fähigkeiten. Er weiß, wie diese Bauwerke entstanden sind und warum die Sonne morgens auf- und abends untergeht. Doch dich braucht nur zu interessieren, dass er im Auftrag des Königs gegen Schatzräuber und Verschwörer ermittelt. Und es steht in seiner Macht, einen Mann hängen zu lassen. «
    »Was wird er mit mir anfangen?«
    Mateo zuckte die Achseln. »Was hast du denn verdient?«
    Ich hätte gerne darauf verzichtet, dass der Don darüber urteilte.

45
    Ich verbrachte die Nacht an einen Baum gefesselt. Man hatte mir eine Decke übergeworfen, damit ich nicht fror. Vor Angst und wegen der unbequemen Körperhaltung stand ich Höllenqualen aus. Ich wusste, wie ich mit den Sanchos dieser Welt umzugehen hatte. Doch dieser geheimnisvolle Befehlshaber der Soldaten war ein Mann, um den ich lieber einen Bogen gemacht hätte. Am nächsten Tag vor dem Mittagessen kamen Männer aus Oaxaca, um das Loch im Tempel zu flicken.
    Während ich, wie ein Hund an den Baum gebunden und mit dem grässlichen Kragen um den Hals, dasaß, drangen mir Don Julios Flüche ans Ohr. Allerdings richtete sich sein Zorn gegen den abwesenden Sancho, weil dieser das Bauwerk beschädigt hatte. Dass sein eigener Gehilfe Mateo das Loch in die Mauer gesprengt hatte, schien ihn hingegen nicht zu kümmern. Er gab den Indios Anweisungen, wie sie die Reparatur mit einem aus Stroh und Erde hergestellten Mörtel, ähnlich dem, der zum Hausbau verwendet wurde, vornehmen sollten. Es gefiel ihm gar nicht, das steinerne Denkmal mit Lehm zuschmieren zu müssen, und er schimpfte darauf, dass die Kunst des Tempelbaus aus Stein inzwischen ausgestorben sei. Das provisorische Flickwerk musste genügen, bis Indios, die sich auf Maurerarbeiten verstanden, aus Mexiko-Stadt geholt worden waren.
    Don Julio und Mateo setzten sich zu mir unter den Baum, um ihr Mittagessen zu verzehren.
    »Nehmt ihm das Seil ab«, sagte Don Julio. »Wenn er flieht, tötet ihn.«
    Im Schatten des Baumes aß ich gepökeltes Rindfleisch und Tortillas und hörte Don Julio zu. Ich hatte mir selbst keinen Gefallen getan, als ich auf dem Markt versucht hatte, ihn zu
    täuschen, denn ich hatte zu viel geredet. Diesmal würde ich mir meine Lügen sorgfältiger zurechtlegen müssen.
    »Wie ist dein wirklicher Name?«, fragte er.
    »Cristo.«
    »Und dein Familienname?«
    »Ich habe keinen.«
    »Wo bist du geboren?«
    Ich erfand ein Dorf. »Das ist in der Nähe von Teotihuacan.«
    Er erkundigte sich nach meinen Eltern und nach meiner Ausbildung.
    »Mein Vater und meine Mutter sind beide an der Pest gestorben, als ich noch klein war. Ich bin bei einem Onkel aufgewachsen, der sehr gebildet war. Vor seinem Tod hat er mir Lesen und Schreiben beigebracht. Ich bin ganz allein auf der Welt.«
    »Was ist mit dem falschen Zauberer? Du hast Mateo und Sancho gesagt, er sei dein Vater.«
    Ich unterdrückte ein Aufstöhnen, ich musste aufpassen, dass ich mir nicht widersprach. »Auch er ist ein Onkel von mir, ich nenne ihn nur Vater.«
    »Bei unserem Gespräch auf dem Markt sagtest du, die Jaguarritter würden die Spanier aus Neuspanien vertreiben. Woher weißt du das?«
    Bevor ich etwas erwidern konnte, wandte er sich an Mateo: »Zieht Euer Schwert. Wenn er lügt, hackt ihm sofort die Hand ab.«
    Schon wieder ein Mensch, der mir misstraute und mich verstümmeln wollte. Woran lag es nur, dass Sporenträger ihren Mitmenschen ständig mit Gewalt drohen mussten?
    Er wiederholte die Frage.
    »Ich habe einen Indiozauberer beleidigt, der anderen aus geworfenen Knochen die Zukunft vorhersagt. Während er seine Tricks vorführte, habe ich mich über

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