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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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nach Spanien gedrungen ist. Selbst hier in der Kolonie ist kaum etwas davon veröffentlicht worden.«
    »Ihr stellt Euer Licht unter den Scheffel. Jemand hat mir das Buch geschenkt, als ich mich in Sevilla eingeschifft habe.«
    Ich zeigte ihr ein Buch mit Gedichten, das ich für sie gedruckt hatte.
    Sie schüttelte den Kopf, aber ihre Augen leuchteten. »Das habe ich vor vielen Jahren geschrieben. Wahrscheinlich sind noch ein oder zwei Ausgaben im Umlauf. Und dieses Buch hat es bis nach Sevilla geschafft?«
    »Die ganze Welt kennt es. Gewiss liegt eines davon im Boudoir der Königin in Madrid.«
    »Vermutlich eher auf dem Asservatentisch der Inquisition. Von wem habt Ihr das Buch?«
    »Den Namen des Mannes kenne ich nicht. Er las es in einer Taverne und hat es mir angeboten, als er erfuhr, dass ich eine Seereise vor mir hatte.« Die Lügen kamen mir mühelos über die Lippen.
    Ich hörte ein Geräusch an der Mauer, die das Grundstück von der Straße trennte. Für den Bruchteil einer Sekunde war ein Kopf zu sehen. Dann sprang der Mann wieder herunter. Ich rannte zum Tor hinaus, doch der Mann preschte schon auf einem Pferd davon, sodass ich ihn nicht ergreifen konnte.
    Eléna war mir gefolgt. »Ich kenne ihn. Es ist einer von Luis' Dienern, der mich nachspionieren soll.«
    Sie ging ohne ein weiteres Wort. Da ich um ihren Ruf besorgt war, versuchte ich nicht, sie aufzuhalten. Unter gewöhnlichen Umständen hätte ich bald Besuch von Luis' Sekundanten erhalten, die mir die Herausforderung zu einem Duell überbrachten. Die Gelegenheit, ihn zu töten, wäre mir sehr willkommen gewesen. Allerdings vermutete ich, dass Luis darauf verzichten würde. So kurz nachdem ich Eléna gerettet hatte, hätte es nur zu einem Skandal geführt.
    Eine Weile blieb ich im Garten stehen, schloss die Augen und hörte wieder ihre Stimme, die sagte, dass sie mich liebte. Aber wen liebte sie wirklich? Don Carlos, den Märtyrer und Helden? Oder den armen Straßenjunge n, der ein berüchtigter Bandit geworden war?

8
    Mit einer gemieteten Kutsche holten wir den alten Caballero ab, um ihn zu dem Ball zu begleiten. Ich war schrecklich nervös, so wie ich es noch vor keinem gesellschaftlichen Ereignis gewesen war. Mateo hatte sich, was den Ablauf des Balles anging, kundig gemacht und sich einen Plan für jeden erdenklichen Notfall zurechtgelegt. Er tat immer noch so, als wären wir alle Schauspieler in einem Stück, das er geschrieben hatte. Sogar Jaime, der Straßenjunge, hatte an diesem Abend eine Rolle zu spielen.
    »Was tun wir, wenn der alte Mann bemerkt, dass ich nicht Don Carlos bin?«, wollte ich wissen, während die Kutsche uns näher und näher zu Don Silvestres Haus trug. Natürlich kannte ich die Antworten bereits. Und da ich Mateo schon seit einer Weile mit meinen Fragen quälte, fiel seine Erwiderung entsprechend barsch aus.
    »Ihn ermorden.«
    »Und Isabella? Was ist, wenn wir der Hure von Babylon in die Arme laufen?«
    »Sie ermorden.«
    Ein wunderbarer Ratschlag, denn weder er noch ich wären fähig gewesen, ihn in die Tat umzusetzen - auch wenn die Versuchung in Isabellas Fall ziemlich groß war. Mateo hatte erfahren, dass die Kirche ihre Ehe mit Don Julio bereitwillig annulliert hatte. Ein knappes Jahr nach dem Tod des Don hatte sie einen Silberbaron aus Zacatecas geheiratet. Selbstverständlich besaß sie nicht nur dort ein Haus, sondern auch eines in der Hauptstadt. Soweit Mateo wusste, hatte sie das alte Stadthaus abreißen lassen und errichtete nun an dessen Stelle einen Palast, neben dem selbst der des Vizekönigs verblassen würde. Sicher würde sie bei dem Empfang sein und bei unserem Anblick Zeter und Mordio schreien.
    Mateo hingegen hielt es für unwahrscheinlich, dass sie uns erkennen würde. Er hatte sich den Bart abgenommen und trug nur noch einen ziemlich buschigen Schnurrbart. Sein Haar war wie meines kurz geschoren. Die Huren in der Taverne hatten ihm Haar und Schnurrbart rot gefärbt. Mit seiner roten Augenklappe, dem roten Hut, dem roten Wams und der roten Hose war er in etwa so unauffällig wie ein Pfau in einem Taubenschwarm.
    Falls das Schicksal es wollte, dass Isabella wirklich bei dem Empfang war, würde sie hoffentlich wie immer zu sehr mit sich selbst beschäftigt sein, um uns wahrzunehmen.
    »Wenn ich in Elénas Anwesenheit bloßgestellt werde, bringe ich mich um.«
    Mateo zwirbelte ein Ende seines Schnurrbarts. »Mein Freund, dein Problem ist, dass du Frauen nicht als das sehen kannst, wozu wir sie

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