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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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eigentlich brauchen. Du willst, dass eine Frau gleichzeitig Hure und Heilige ist. Ich hingegen bin mit einem leichten Mädchen mehr als zufrieden.«
    Als wir vor Don Silvestres Haus vorfuhren, wartete ich in der Kutsche, während Mateo den Don holen ging. Nervös klopfte ich mir mit der Spitze meines Dolches aufs Knie und wäre eher bereit gewesen, mich selbst als den alten Mann zu entleiben, falls dieser mich enttarnen sollte.
    Die Pforte wurde nur von einer großen Kerze in einer Laterne aus Bronze und Glas erleuchtet. Obwohl der Lichtkegel nur wenige Meter weit reichte, duckte ich mich in die dunkle Kutsche.
    Trotz meiner Befürchtungen war etwas geschehen, was mir Hoffnung machte. Miguel de Soto hatte mir einen Überraschungsbesuch abgestattet. Nachdem er mich wortreich um Entschuldigung gebeten hatte, teilte er mir mit, seine namenlosen Geschäftspartner seien nun doch bereit, mich in ihre Mitte aufzunehmen. Allerdings habe sich der Einsatz erhöht. Ich müsse fünfzigtausend Pesos einbringen.
    Offenbar spielte dabei eine Rolle, dass ich Luis herausgefordert hatte. Da ihm sicher klar war, dass der Vizekönig es ihm niemals gestatten würde, mich im Duell zu töten, wollte er mich finanziell vernichten und mir dann einen Dolch in den Rücken stoßen. Es handelte sich um eine gewaltige Summe, aber es gelang mir, Soto auf dreißigtausend herunterzuhandeln. Um ihm meinen guten Willen zu zeigen, gab ich ihm dreitausend Pesos in Golddukaten und versprach, ihm den Rest in einigen Tagen zu bringen. Nachdem ich ihm das Gold ausgehändigt hatte, erkundigte ich mich nach den Einzelheiten meiner Investition.
    »Der Preis für Mais steigt ständig.«
    Das stimmte. Mais war trotz überquellender Lagerhäuser auf den Märkten kaum noch zu bekommen. Meine neuen Diener beschwerten sich tagtäglich darüber. Zweifellos schmälerte es den Gewinn, den sie machten, indem sie mich beim Einkauf von Lebensmitteln betrogen.
    »Meine Partner besitzen den Mais in den Lagerhäusern. Ich überwache die Verteilung.«
    Sie hielten den Mais zurück, um den Preis in die Höhe zu treiben, und nahmen in Kauf, dass die Bevölkerung deshalb verhungerte. Wenn der Preis seine Spitze erreicht hatte, würden sie ihre Mittelsmänner mit Ware überschütten und große Profite einstreichen. Eigentlich hatte ich so etwas erwartet, doch als ich es nun so unverblümt zu hören bekam, regten sich wieder Skrupel, weil ich Eléna nicht schaden wo llte. Denn ohne das Wissen und die Zustimmung des Vizekönigs waren derartige Manipulationen der Lagerbestände nicht möglich.
    Als ich Mateo und den Don kommen hörte, spähte ich ängstlich aus der Kutsche. Mateo ließ den alten Mann zuerst durch das Tor gehen und blieb stehen, um es zu schließen.
    Allein näherte sich Don Silvestre der Kutsche, und ich öffnete die Tür.
    »Carlos…«, begann er.
    Da schoss eine Gestalt aus der Dunkelheit und griff nach dem Gesicht des alten Mannes. Als der Don den Dieb packen wollte, versetzte ihm dieser einen solchen Stoß, dass er wegen seiner schwachen Knie zurücktaumelte. Mateo fing den Don auf, bevor dieser stürzte.
    »Räuber!«, schrie Don Silvestre. »Er hat mir das Monokel weggenommen.«
    Ich sprang aus der Kutsche und machte mich mit Mateo und dem Kutscher an die Verfolgung des Übeltäters. Doch es war zwecklos, der Fremde war verschwunden. Zu meiner Erleichterung hatte Jaime, der lépero, seine Rolle gut gespielt.
    Ich wechselte einen Blick mit Mateo, während wir zur Kutsche zurückeilten, wo der Don wartete. Nun war der entscheidende Moment gekommen. Ich holte tief Luft, ging schnurstracks auf den alten Mann zu und umarmte ihn fest.
    »Don Silvestre«, sagte Mateo. »Ein Jammer, dass dieses Wiedersehen nach so vielen Jahren durch einen schändlichen Diebstahl getrübt worden ist.«
    »Mein Monokel, er hat mein Monokel gestohlen, und es war mein einziges. Der Himmel weiß, wo ich jetzt Ersatz herbekommen soll.«
    »Ich habe gehört, mit der letzten Schatzflotte sei auch ein Linsenschleifer eingetroffen«, meinte Mateo. »Wir werden uns darum kümmern, nicht war, Carlos?«
    »Carlos.« Der alte Mann tastete mein Gesicht ab.
    Auf der Fahrt plauderte Mateo unentwegt weiter. Wenn ich etwas anmerkte, tat ich das so leise, dass der schwerhörige Don das meiste davon nicht verstand. Als Mateo sich an der Kerze, die unter einer gläsernen Haube an der Wand der Kutsche befestigt war, ein Tabakröllchen anzündete, hielt er die Flamme absichtlich so hoch, dass mein Gesicht

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