Das Blut der Berge (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)
viel." Er zog einen Dorn oder Splitter aus Taros Pfote, dieser jaulte auf. "Das Ding war doch kaum zu übersehen." "Er hat mich nicht ... ich wusste nicht ..." Sie war verunsichert, aber auch wütend. "Ich wollte ihm nicht wehtun." "Dann hättest du ihn nicht verschleppen sollen." brüllte Tisgar. Er sprang auf und ging bedrohlich auf sie zu. "Was sollte das?" "Tisgar." Haroo packte ihn an der Schulter und versuchte, den Freund zu beruhigen. "Bitte kümmer dich erst um Taro. Wir müssen etwas jagen, so kann er nicht mit." Tisgar machte sich los, drehte aber um und ging wieder zu Taro. "Du hast recht." knirschte er. "Ich mache noch etwas drauf, sodass die Pfote heilt, dann besorge ich Fleisch für unseren Wolf."
Einen Moment später war er mit Haroos Pfeil und Bogen im Wald verschwunden, und Haroo fachte das Feuer wieder an. Die Frau saß mit gebundenen Händen neben ihm. "Mein Name ist Rassa." sagte sie nach einer Weile. "Meine Gruppe hat mich verstoßen." Haroo stocherte eine Weile im Feuer. "Ich bin Haroo." sagte er dann. "Wir haben deine Gruppe gefunden." Sie nickte langsam. Lange Zeit herrschte Schweigen. Die Sonne war aufgegangen und im Wald mehrten sich die Geräusche des Lebens. Das Konzert der Vögel wurde vom Rascheln der Bäume im Wind begleitet. Haroo betrachtete Rassa, die gedankenverloren in den Wald starrte. Sie war wirklich schön. Eine starke Frau, die den falschen Weg gewählt hatte. Sie gehörte in den Wald. So wie er. Unter anderen Umständen hätten sie vielleicht zusammenfinden können. Aber sie war ein Schatten. Seine Sippe würde sie nicht aufnehmen. Er wollte sie nicht töten, aber er wusste selbst nicht, was sie mit ihr tun sollten. Was die Sippe mit ihr tun würde. Sie hatte Tisgars Sippe überfallen und den Wolf entführt. Gut, sie hatte niemanden verletzt oder getötet. Aber bestimmt hätte sie es getan, wenn sie die Gelegenheit gehabt hätte. Eine Schattenfrau würde das jederzeit tun. Wenn auch vielleicht nicht immer freiwillig.
Schließlich fragte er: "Warum haben sie dich verstoßen?" Rassa zögerte einen Moment. "Ich war schuld." antwortete sie leise. "Ich habe gesagt, dass die zwei Sippen Feinde sind. Und ich ... habe nichts von dem Wolf erzählt." Ihr Blick fiel auf Taro, der ausgestreckt neben dem Feuer lag. "Du meinst ... wegen dir haben sie verloren?" schloss er nüchtern. "Wegen dir sind sie gestorben?" Sie riss die Augen auf, dann den Mund, als wollte sie etwas sagen, doch ihr versagte die Stimme. Dann schlug sie die Hände vor das Gesicht und begann laut zu weinen. Haroo hob erschrocken die Hände. "Nein, so habe ich das nicht gemeint. Das war nur ..." Er wusste nicht weiter und berührte sie am Arm. Sie schluchzte noch lauter. "Nein, es ist wahr, es ist wahr." rief sie. "Ich habe sie alle umgebracht. Meine Familie. Ich habe sie ins Verderben geführt." Er strich vorsichtig mit der Hand über ihren Arm. "Beruhig dich." tröstete er. "Wir waren zerstritten. Wir waren ungeschützt und leichtsinnig, das hast du schon richtig gesehen. Du bist nicht schuld, irgendwann verliert jeder." Er war kurz davor, sie in die Arme zu nehmen, doch dann hörte er etwas und ließ schnell von ihr ab.
Tisgar kam mit einem Hasen zurück. "Was ist denn hier passiert?" wollte er wissen. Rassa jammerte leise weiter und schaukelte hin und her. "Sie gibt sich die Schuld an dem misslungenen Überfall." erklärte Haroo. "Rührend." kommentierte Tisgar. "Jetzt lass uns essen." Taro schnüffelte schon aufgeregt an dem Hasen. Tisgar zog diesem das Fell ab und gab ihn dann dem Wolf, der ihn gierig verschlang, während die Jäger Nüsse rösteten.
Pinaa freute sich, Ishara endlich wieder zu sehen. Diese musste sich viel um ihr neu geborenes Kind kümmern und Tiboos Mutter war oft bei ihr, sodass sie sich kaum noch wegstehlen konnte. Obwohl sich die Sippen versöhnt hatten, wollte Tiboo weiterhin nicht, dass sich seine Frau mit anderen Menschen traf. Er war sehr beherrschend und eifersüchtig und Pinaa vermutete zudem, dass er Angst hatte, dass seine Frau mitbekommen könnte, dass manche Männer ihre Frauen auch liebten und gut behandelten.
Er hatte seine Tochter Bata genannt, ein Name, den Ishara nicht wirklich mochte. Wenn sie allein mit ihr war oder niemand dabei war, der sie verraten würde, nannte sie sie immer Bashi. Das hieß in ihrer Sprache wohl so viel wie warmes Feuer, wie sie Pinaa erklärt hatte. An diesem Morgen hatte Ishara ihre kleine Tochter bei Tiboos Mutter lassen und Beeren sammeln gehen
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