Das Blut der Berge (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)
genug davon. Was ist mit dir? Wie fühlst du dich? Wie geht es unserem Kind? Du wolltest mir doch etwas sagen." Pinaa zuckte erneut zusammen. Auch wenn sie seine Rückkehr herbeigesehnt hatte, diesen Moment hatte sie immer verdrängt. Nun ließ es sich nicht mehr hinauszögern, sie musste ihm sagen, was geschehen war. Nur wie?
Sie nahm seine Hand und ging mit ihm Richtung See. "Ich ... also ..." Sie brachte die Worte kaum heraus, ihre Kehle war wie zugeschnürt. "... mir ging es nicht so gut." "Warum?" Er klang entsetzt. "Was hattest du?" "Es war so ein Schmerz. Da." Sie zeigte auf ihren Bauch und brach in Tränen aus. "Das Kind ..." "Was?" Er nahm sie an den Schultern und schüttelte sie. "Was ist mit dem Kind?" "Verloren." schluchzte sie. "Ich ... konnte nicht ... es tut mir leid." Er sah sie schockiert an. "Du hast das Kind verloren? Unser Kind? Es ist ..." Jetzt brach auch seine Stimme leicht. "Ich hatte viel Blut verloren, mehr weiß ich nicht. Deine Mutter war bei mir." flüsterte sie, aber er schien sie nicht zu hören. "Unser Kind ..." Er hatte sie immer noch gepackt. "Wann hast du gemerkt, dass etwas nicht stimmt?" "Ich ... weiß nicht. Da war der Schmerz. Manchmal." sagte sie verwirrt. "Ich habe Kräuter genommen und den Saft von Ishara. Es war dann besser, aber am Ende hat auch das nicht mehr geholfen." Sie schniefte und wollte sich an ihn drücken, aber er hielt sie ab und starrte sie wütend an. "Ishara?" fragte er. "Ist das nicht Tiboos Frau? Was hast du mit der zu tun? Warum trinkst du irgendwas, was sie dir gibt?" Sie sah ihn überrascht an. "Wir sind Freunde." sagte sie. "Wir haben uns öfter getroffen. Sie wollte mir helfen." Er ließ sie los und warf die Hände in die Luft. "Freunde?" schrie er. "Das ist doch verrückt, Pinaa. Du kennst diese Frau nicht, sie ist von einer fremden Sippe gekommen, spricht unsere Sprache nicht." Sie wollte etwas einwenden, aber seine Wut machte ihr Angst. "Tiboo will nichts mit uns zu tun haben, will uns schaden und du vertraust seiner Frau? Trinkst Saft, den sie dir gegeben hat?" Er schüttelte den Kopf. "Merkst du nicht, was um dich herum passiert oder willst du es nicht merken?" Was sollte das jetzt? Wollte er damit tatsächlich andeuten, dass Ishara ihr etwas gegeben hatte, um das Kind zu töten? Oder noch besser, dass sie selbst das Kind hatte töten wollen und Isharas Hilfe daher gern angenommen hatte, ja vielleicht sogar um ein Gegenmittel gebeten hatte? Was für Gedanken waren das? Gab es so etwas überhaupt? Früher hätte Tisgar nie solche schrecklichen Ideen gehabt. Früher. Vor dem Überfall?
Pinaa erwachte aus ihrer verängstigten Starre. " Du bist verrückt." sagte sie leise und trat einige Schritte von ihm zurück. "Es ist traurig, dass ich das Kind verloren habe. Aber ich habe das sicher nicht gewollt. Und auch niemand sonst. Ich glaube nicht einmal, dass es möglich ist." Sie wischte sich die Tränen ab. "Aber selbst Tiboo würde das nicht machen." Damit ließ sie ihn stehen.
Mira fing Haroo ab, als er bei Sonnenabstieg nach Rassa sehen wollte. "Du hast mich noch nicht begrüßt." stellte sie schlicht fest. "Es tut mir leid." antwortete Haroo verlegen. "Sie haben uns nicht weggelassen. Alle wollten wissen, was wir erlebt haben." Als er Mira ansah, tat es ihm wirklich leid. Er hatte manchmal an sie gedacht, als er noch mit Tisgar allein unterwegs gewesen war, aber an diesem aufregenden Tag hatte er sie fast vergessen. "Ja, ich habe das Meiste schon gehört." sagte sie. "Ich bin froh, dass es dir gut geht." Er nickte: "Ich bin auch froh." Mehr wusste er nicht zu sagen und blickte zu Boden. "Diese Frau ..." begann Mira zögerlich. "Rassa." unterbrach Haroo. Er merkte, dass er es etwas zu scharf gesagt hatte - er war es leid, dass alle sie diese Frau nannten - und fuhr rasch fort: "Sie hatte den Wolf entführt. Wir haben ihn zurückgebracht." "Ja, ich weiß." erwiderte Mira. Sie sah ihn eine Weile schweigend an. "Sag mir die Wahrheit." bat sie dann. "Warum habt ihr die Fr... Rassa nicht getötet?" Haroo überraschte nicht die Frage an sich, fast alle hatten diese Frage gestellt, es verwirrte ihn, wie sie sie stellte. Als ob sie ahnte, dass mehr dahintersteckte, als sie allen erzählt hatten, und dass besonders er mehr damit zu tun hatte, als er zugeben wollte. "Der Wolf hat sie beschützt." blieb er dennoch bei der einfachen Version, aber Mira schüttelte den Kopf. "Halt mich nicht für dumm. Bitte. Sie ist schön. Du magst sie." erklärte sie. "Ich
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