Das Blut der Berge (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)
wissen. Sie hatte sich lange zurückgehalten, aber nun musste sie die Hintergründe erkunden." "Wir haben sie nicht gefragt." Tisgar zuckte mit den Schultern. "Aber sie versteht unsere Sprache?" fragte Tamboo. "Ja, sie versteht uns und wir verstehen sie." erwiderte Tisgar. "Aber was sollen wir schon mit ihr reden?" "Nun ja ..." begann Tamboo. "...jetzt müssen wir wohl mit ihr reden. Ich meine, was ... also wie habt ihr euch das gedacht?" Haroo sah ihn fragend an. "Wieso habt ihr sie mitgebracht?" übersetzte Tiboo ungeduldig. "Was soll sie hier?" "Was hätten wir tun sollen?" gab Haroo zurück. "Der Wolf hat sie beschützt. Wir hätten sie weder töten noch zurücklassen können." Tiboo hob die Augenbrauen. "Aber hier können wir sie töten. Das Mädchen ..." Er wies auf Pinaa. "... nimmt den Wolf mit und ..." Er machte eine entsprechende Geste. "Ich habe einen Namen." knurrte Pinaa. "Und ihr könnt sie doch jetzt nicht so einfach umbringen." "Sie ist gefährlich." sagte Satoo. "Ja, sie ist ein Schatten." stimmte Telgar zu. "Und ihr habt ihre Gefährten getötet." "Ich glaube nicht, dass sie sich rächen will." warf Haroo ein. "Sie hat während des Rückwegs keine Versuche unternommen, zu fliehen oder uns anzugreifen. Sie war eher freundlich." "Ich traue ihr allerdings nicht." meinte Tisgar. "Aber wir sind keine Schatten!" rief Niloo dazwischen. "Wir töten nicht einfach so."
Telgar hob die Hände. "Wartet einen Moment." sagte er und alle schwiegen. "Was gibt es denn für Möglichkeiten? Wir müssen alles bedenken und dann abstimmen." "Viel ist es nicht." Rogar fuhr sich mit der Hand durch die Haare. "Wir können sie zurück in die Wälder jagen. Oder wir töten sie. Oder ... ich weiß nicht ... kann man seinen Feind bei sich aufnehmen? Kann die Sippe jemandem vertrauen, der sie angegriffen hat? Kann diese Frau denen vertrauen, die ihre Gruppe ausgelöscht haben?" "Vielleicht kannst du das selbst am besten sagen." Telgar sah ihn an. "Die Schatten haben dir deine Tochter genommen. Rassa ist eine von ihnen gewesen. Und wenn sie nun freundlich wäre ... könntest du ihr vergeben?" Rogar dachte darüber nach. Niemand sagte etwas. Er hatte das Bild seiner Tochter vor Augen und dabei wurde ihm das Herz wieder schwer. "Ich kann es nicht sagen." erklärte er schließlich. "Ich weiß zu wenig von dieser Frau und warum sie das getan hat, was sie getan hat." Telgar nickte. "Dann sollten wir wohl tun, was Tamboo vorgeschlagen hat." sagte er. "Mit ihr reden." Er schaute in die Runde. Einige nickten. "Sie wird doch sowieso lügen." wandte Tisgar ein. "Oder gar nicht mit uns reden." "Ich wüsste schon, wie man sie zum Reden bringt." meinte Tiboo lächelnd, aber sein Vater hob die Hand in seine Richtung und sah ihn streng an. "Wir sollten uns nicht wie sie verhalten, das sehe ich wie Niloo." erklärte er. "Wenn sie reden will, gut. Wenn nicht, auch gut. Ob sie lügt, können wir später entscheiden. Erst mal sollten wir es versuchen. Ich möchte so viel über die Schatten wissen wie möglich. Und dann sehen wir weiter." Fast alle waren einverstanden und machten sich nun Gedanken darüber, wer mit Rassa sprechen sollte. "Sie kennt Haroo." schlug Pinaa vor. "Vielleicht vertraut sie ihm sogar. Sie wird am ehesten mit ihm sprechen." Haroo nickte. "Oder mit einer Frau." meinte Rogar. Pinaa hob den Kopf und sah Haroo fragend an. "Ich würde es gern versuchen." sagte sie. Tisgar sah sie von der Seite an, aber bevor er etwas sagen konnte, meldete sich Telgar zu Wort: "Ich halte es für gut, wenn ihr beide mit ihr redet. Ich bin dafür." Die Jäger stimmten zu. "Dieser Tag hat genug Aufregung gebracht." fuhr Telgar fort. "Es reicht, wenn ihr nach dem nächsten Sonnenaufgang mit ihr sprecht. Versucht, alles zu erfahren, was wichtig sein könnte. Auch über weitere Schatten. Dann kommen wir wieder zusammen." "Rassa kann solange hier bleiben." teilte Tamboo mit. "Es ist vermutlich sicherer. Wir werden sie bewachen und versorgen." Telgar dankte ihm und er und seine Leute nahmen den Pfad zurück zu ihrer Siedlung.
"Du bist im Kampf mit den Schatten verletzt worden?" Pinaa deutete auf die noch nicht ganz verheilten Wunden. "War es schlimm?" "Nein." winkte Tisgar ab. "Nein, es heilt. Für sie war es schlimmer." Er lächelte. Pinaa wollte eigentlich nicht daran denken, aber sie fragte dann doch: "Waren Kinder dabei?" Sein Lächeln erstarb kurz, dann schüttelte er entschlossen den Kopf. "Sie waren alle alt genug." antwortete er bestimmt. "Aber
Weitere Kostenlose Bücher