Das Blut der Berge (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)
Jäger. "Bitte trag ihn an deiner Kette so wie ich deine Muschel trage." Er zeigte seine Kette und Lania gab einen erfreuten Laut von sich. "Ich mag dich sehr und möchte mit dir verbunden sein." Ihre Augen glänzten wie der Stein als sie das hübsche Schmuckstück betrachtete. "Ja, das möchte ich gern." flüsterte sie. Sie nahm ihre Kette vorsichtig ab, Vaan half ihr dabei, und zog den Stein zwischen die beiden kleinen Fischzähne auf, die sie bisher getragen hatte. Die Jäger jubelten und schlugen Mattoo auf die Schultern. Und Mattoo war glücklich.
Am nächsten Tag traf Pinaa früh in Tamboos Siedlung ein, um gemeinsam mit Haroo hoffentlich mehr über Rassa und die Schatten zu erfahren. Vor allem sollten sie herausfinden, welche Rolle Rassa in der Gruppe und während des Überfalls gespielt, warum sie Taro entführt hatte und ob sie in der Lage und willens war, ein friedliches Leben zu führen. Aber auch, ob es noch weitere Schatten in der Gegend gab, ob weitere Gefahr drohte und wie man sich am besten schützen konnte.
Rassa war in einem alten Vorratszelt, das nach Fertigstellung der Hütten sonst nur noch den Kindern zum Spielen diente. Die zwei Jäger, die davor Wache gehalten hatten, ließen Haroo und Pinaa mit ihr allein. Sie setzten sich zu Rassa, der Eingang des Zeltes blieb offen.
"Wir sollen mit dir reden." begann Haroo. Rassa nickte. "Ich freue mich, dass du es bist." sagte sie, dann sah sie Pinaa an. "Du bist die Frau des anderen Jägers. Tisgar." "Ja, ich bin Tisgars Frau." bestätigte Pinaa. "Mein Name ist Pinaa. Und Taro ist mein Begleiter." "Ja, ich weiß." erklärte Rassa. "Ich weiß. Es ist dein Wolf. Ich habe euch beobachtet. Und dein Mann ist der Sohn des Anführers. Wichtige Leute haben mich gejagt."
"Du hast uns beobachtet?" wollte Pinaa wissen. "Vor dem Überfall? Wie lange? Was habt ihr gesucht? Und warum den Wolf?" Haroo legte ihr beruhigend eine Hand auf den Arm. "Gut, fangen wir damit an." sagte er. "Wie habt ihr unsere Lager ausgespäht?" "Wenn wir Lager fanden, sind wir immer gleich vorgegangen." begann Rassa. "Wir haben sie eine Weile beobachtet. Uns ihre Jäger angesehen, ihre Waffen, wie stark sie sind und was wir dort holen können. Waffen, Kleidung, Vorräte ... Kinder." Sie sah kurz zu Boden. "Wir wussten schnell, ob wir sie schlagen können. Aber bei euch waren wir nicht sicher. Beide Sippen wären zu stark gewesen, doch ihr hattet Streit." Sie sah Pinaa an. "Wir sind länger geblieben als sonst, um sicher zu gehen. Eure Waffen waren interessant. Und das männliche Kind."
"Kan." Pinaa dachte an Ilaas Sohn. "Und Taro?" fragte sie. Rassa zögerte einen Moment. "Ich sah dich mit dem Wolf." sagte sie dann. "Niemand aus der Gruppe hatte ihn vorher entdeckt. Vielleicht sieht man manchmal einfach nicht, was man nicht erwartet." Sie zog mit einem Finger Kreise auf dem Boden. "Ich wollte den Wolf für mich. Ich weiß nicht warum. Vielleicht wollte ich einen Beschützer." Ihre Stimme wurde leiser. "Oder einen Freund." "Hattest du keine Freunde bei den Schatten?" fragte Pinaa. "Das war doch deine Familie." Rassa sah sie nachdenklich an. "Ich weiß nicht. Ich dachte vielleicht, dass ich Freunde habe. Aber ... ich sehe das jetzt anders. Es ist ... schwer. Der Überfall. Die vielen Toten." Sie schüttelte den Kopf.
Was ist mit deinen Eltern?" wollte Haroo wissen. "Sind die dabei gewesen? Ich meine ..." Er verstummte, als er merkte, dass sie ihn entsetzt ansah. "Meine Eltern." Rassa schien die Erinnerung zu schmerzen. "Meine Eltern." "Du musst uns nichts erzählen, wenn du nicht willst." warf Pinaa rasch ein. "Nein, ist schon gut." sagte Rassa. "Ihr zwingt mich nicht. Und es spielt keine Rolle, was ich euch sage und was nicht. Es ist nur lange her. Ich war nicht immer bei den Schatten wisst ihr." "Du ... du bist geraubt worden?" fragte Haroo erstaunt. Sie nickte: "Aber ich war noch klein. Ich weiß nicht mehr viel." "Dann haben sie deine Sippe überfallen und deine Familie getötet." stellte Haroo fest. "Ja." Sie atmete tief ein und sah ihm in die Augen. Dann fuhr sie leise fort: "Alle wurden getötet. Nur meinen Bruder und mich nahmen sie mit. Sie zogen uns auf. Ich erinnere mich nicht an meine ... meine richtigen Eltern." Sie strich sich abwesend mit der Hand durch die Haare. "Eines Tages trafen wir eine andere Gruppe." "Wie viele von euch gibt es denn?" fragte Haroo. "Ich weiß nicht." erwiderte Rassa. "Es gibt einige. Aber in dieser Gegend waren nur wir. Es ist selten, dass sich
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