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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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Priester.
    »Ich? An die Vernunft und das Recht der Menschen unseres Landes zu glauben, was sie für richtig halten. Wissen Sie, warum die Kirche der Guten Christen die römische Kirche beinahe besiegt hätte? Einfach deshalb, weil ihre Vollendeten Armut und Demut vorgelebt haben, wie es sich für wahre Christen gehört. Deshalb musste die Kirche sie aus dem Weg räumen: Sie konnte deren Beispiel nicht ertragen. Unter meinen Vorfahren waren Gute Christen .«
    »Ich weiß, Doña María«, sagte Ignacio, dem es immer schwerer fiel, dem jungen Grafen nicht die Antwort zu erteilen, die er seiner Ansicht nach verdient hatte.
    »Außer ihr auch ihre Tochter, Doña Marian, ihr Gemahl Bertrand und deren Kinder …«, fuhr Raymond fort.
    »Und Sie selbst?«
    »Nun, ich habe schon gesagt, dass ich ausschließlich an die Göttin Vernunft glaube. Trotzdem ist hier nach wie vor das Land der Katharer, auch wenn man nicht viel von ihnen sieht.«
    »Gibt es denn noch Katharer?«, erkundigte sich Ignacio überrascht.
    »Selbstverständlich! Ein Glaube lässt sich ebensowenig vollständig
ausmerzen wie eine Idee. In ganz Okzitanien lebt keine einzige Familie, die nicht von Katharern abstammt.«
    Besorgt hörte Arnaud diesen Worten zu, die nicht frei von Fanatismus zu sein schienen.
    Die Mahlzeit nahmen sie gemeinsam mit den beiden anderen Gästen des Hauses ein, die ihre Anwesenheit mit dem Wunsch erklärten, das Katharertum näher kennenzulernen.
    Während Arnaud einige der Theorien der beiden zurückwies, hörte Ignacio schweigend zu, bis er schließlich alle Anwesenden mit der Frage verblüffte: »Was glauben Sie: Existiert der Gral?«
    Arnaud sah ihn erstaunt und Raymond voll Neugier an. Weder Stresemann noch Randall gab eine Antwort.
    »Ich denke, ich kann diese Frage beantworten, weil ich viel zu dem Thema gelesen habe. Manche Historiker vertreten die Auffassung, der Gral sei der Katharerschatz gewesen. Mein akademischer Lehrer Professor Arnaud teilt sie nicht und hat uns gesagt, es handele sich dabei um eine bloße Legende, aber … ich weiß nicht, Sie entschuldigen bitte, ich bin da nicht ganz Ihrer Ansicht«, sagte Ignacio und sah Arnaud an.
    Niemand schien es eilig zu haben, auf die Sache einzugehen, auch Arnaud nicht. Er hatte voll Bewunderung erkannt, welche Falle der junge Priester den Anwesenden gestellt hatte.
    Als Erster ergriff Randall das Wort. »Die Wahrscheinlichkeit, dass Professor Arnaud Recht hat, ist ebenso groß wie bei denen, die behaupten, dass es einen verborgenen Schatz der Katharer gibt und dieser der Gral sein kann.«
    »Man darf nichts von vornherein ausschließen«, unterstützte ihn Stresemann. In seinem Französisch schwang eine Art elsässischer Akzent mit; vermutlich war er Deutscher.
    »Doch, das muss man sogar. Wir Historiker weisen die Hirngespinste
und die Schaumschlägerei von Verfassern esoterischer Schriften scharf zurück. Geschichte ist eine Wissenschaft, deren Ergebnisse man nicht mit denen der wild wuchernden Fantasie von Menschen verwechseln darf, die keine Wissenschaftler sind«, hielt Arnaud ihnen voll tiefem Ernst entgegen. »Mit Bezug auf meinen geschätzten Schüler hier … muss ich zu meinem Bedauern sehen, dass ich mit meinem Unterricht wohl nicht besonders erfolgreich war. Dabei hat er mit der Note ›sehr gut‹ abgeschlossen, und ich hatte gehofft, ihn im Laufe der Zeit als Assistenten gewinnen zu können.«
    »Was könnte Ihrer Ansicht nach der Gral sein?«, fragte Aguirre mit so gekonnt gespielter Unschuld, dass es Arnaud erstaunte. »Es heißt, es sei der Kelch, den Christus beim letzten Abendmahl benutzt hat …«
    »Haben Sie das Werk Wolfram von Eschenbachs gelesen?«, wollte Stresemann wissen.
    »Ja, ein glänzendes Epos. Im Parzival ist der Gral etwas, was darüber hinausgeht und dem, der ihn besitzt, unendliche Kräfte verleiht.«
    »Genau«, bestätigte Stresemann.
    »Hoffentlich findet ihn jemand«, rief Aguirre voll Begeisterung aus.
    »Viele Menschen bemühen sich darum, aber was es nicht gibt, kann man nicht finden«, dämpfte Arnaud tadelnd dessen Schwung.
    »Vielleicht haben ihn die Templer mitgenommen«, gab der Priester zu bedenken.
    »Dass es zwischen den Katharern und den Tempelrittern Beziehungen gab, ist Legende. Auch das habe ich in meinem Seminar erläutert. Soweit ich mich erinnere, war dieser Punkt Bestandteil der Abschlussprüfung.«
    »Wie kommen Sie zu der Meinung, dass die Templer die Katharer nicht beschützt haben könnten?«, wollte

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