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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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Balkon seines Zimmers zu, wie sich der blasse Schein des Morgenlichts im Marmor spiegelte, was diesen noch weißer und glänzender erscheinen ließ.
    Obwohl es noch nicht einmal acht Uhr war, erstickte der Syntagma-Platz im Verkehr. Schwarze Limousinen warteten vor dem Eingang des palastartigen Luxushotels auf die Bankiers, Politiker und Großunternehmer, die dort abgestiegen waren. Sie alle waren Teilnehmer an einem Kongress zur Förderung der Wirtschaftsentwicklung, der gegenwärtig in Athen stattfand und den die Medien zu einem ›Gipfelgespräch‹ hochstilisiert hatten.
    Wie so viele der anderen, die bestimmten, was auf der Welt geschah, zog auch er das altehrwürdige Luxushotel Grande Bretagne den mit allen Raffinessen ausgestatteten moderneren Hotels der Stadt vor, und das keineswegs, weil es mitten im Herzen Athens lag, genau gegenüber dem Parlamentsgebäude, sondern vor allem, weil es den Glanz der alten Grandhotels Europas in die Gegenwart hinübergerettet hatte.
    Er warf einen flüchtigen Blick auf die Uhr, obwohl er genau wusste, dass ihm bis zur Besprechung, die in einem hochherrschaftlichen Anwesen außerhalb der Stadt stattfinden sollte, genug Zeit blieb. Dort wurden die Entscheidungen getroffen, die sich im Verlauf der kommenden Monate und Jahre auf die Bewohner der ganzen Welt auswirken würden. Das aber wussten weder die Hundertschaften von Journalisten, die gekommen waren, um über diesen »Gipfel« zu berichten, noch die vertrauensseligen braven Bürger.
    Er nahm sein Mobiltelefon von einem Tischchen, wählte eine Nummer und bekam seinen Gesprächspartner sofort an den Apparat.
    »Guten Morgen, Graf«, sagte er. »Ich wollte mich nur vergewissern, dass es bei unserem Plan keine Stolpersteine gibt.«
    Das Gespräch dauerte kaum zwei Minuten. Als der Mann das Telefon zuklappte, lächelte er befriedigt. Alles verlief nach Wunsch. Einen Augenblick lang stellte er sich Graf d’Amis in dessen mit schwerem Samt bezogenem Sessel hinter dem massiven Eichenschreibtisch in seinem Arbeitszimmer vor, wie immer tadellos in Anzug und Krawatte und mit einer Frisur, bei der jedes Haar an seinem Platz saß.
    Dieser Graf war für ihn ein Glückstreffer gewesen, sozusagen eine Perle im Ozean des Lebens, wie sie nicht besser in seinen Plan passen konnte.
    Bei seiner kniffligen Aufgabe durfte er sich nicht den geringsten Fehler zuschulden kommen lassen, denn die Mächtigen, die sich nicht gern die Hände schmutzig machten, vertrauten ihm, weil ihm gerade das nichts ausmachte und weil sie wussten, dass er durchzusetzen verstand, was sie erreichen wollten. Man bezahlte ihn so gut, dass er Prügel verdient hätte, wenn er sich Bedenken leistete.
    Ein leises Klopfen an der Tür riss ihn aus seiner Versunkenheit. Ein Zimmermädchen brachte das Tablett mit dem Frühstück und den Tageszeitungen. Er warf einen kurzen Blick auf die erste Seite der International Herald Tribune , dann setzte er sich, um zu frühstücken.
    Die Hauptschlagzeilen galten dem Athener Kongress und einem nicht lange zurückliegenden islamistischen Selbstmordattentat in einem Frankfurter Kino, bei dem fünfzig Menschen ums Leben gekommen und knapp hundert verletzt worden waren. Er goss sich eine Tasse Kaffee ein und begann zu lesen.
    Er lächelte über die Weltfremdheit, mit der die Journalisten den Kongress als »historisch« bejubelten. In Wahrheit war die ganze Veranstaltung nichts als ein Vorwand, der es einem exklusiven Herrenklub gestattete, sich ohne jedes Aufsehen vor den Augen der Weltöffentlichkeit zu treffen. Ein Dutzend Großbankiers und sechs oder sieben Vorstandsvorsitzende multinationaler Unternehmen sowie einige einstige Spitzenpolitiker, die nach wie vor großen Einfluss besaßen, hatten sich zu einer Vereinigung zusammengeschlossen, die weder Namen noch Statuten, Adresse oder Telefonnummer hatte. Es waren Männer, die in der Weltwirtschaft Geld- und Warenströme lenkten und kein anderes Bestreben kannten, als damit Gewinne zu erzielen. Länder und deren Bewohner waren für sie nichts anderes als Spielfiguren auf einem großen Schachbrett, die sie nach Belieben hin und her schoben.
    Diese angesehenen und achtbaren Herren, die auf der ganzen Welt zu Hause waren, kamen nie mit Normalsterblichen in Berührung und würden auch nie etwas mit solchen Leuten zu tun haben. Vor allem hatten sie es nicht nötig, sich die Hände schmutzig machten; das taten andere für sie.
    Nachdem er die Zeitungen durchgesehen hatte, schaltete er
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