Das Blut der Unschuldigen: Thriller
Absicht, morgen Nachmittag rechtzeitig in Brüssel zu sein?«
»Ja. Allein schon, um pünktlich an der verfluchten Sitzung teilzunehmen. Ich hoffe nur, dass uns die deutsche Polizei noch mehr Informationen zur Verfügung stellt und Ihre Freunde von der CIA uns nicht in der Luft hängen lassen, sondern uns sagen, ob sie über diese Blödmänner was in ihrem Archiv haben.«
»Von wem sprechen Sie?«
»Von den Attentätern in Frankfurt, Matthew, die sich in die Luft gebombt haben.«
»Ich halte die in keiner Weise für blöd. Immerhin haben sie es fertiggebracht, mitten in der Stadt ein Kino hochgehen zu lassen – mit Bomben, die ihnen dieser Karakoz geliefert hat. Der Mann scheint in letzter Zeit überall seine Finger im Spiel zu haben.«
»Dass wir immer wieder auf diesen Widerling stoßen, lässt sich ganz leicht erklären. Der Mann hat nichts als Geld im Kopf, und die Terroristen zahlen nicht nur gut, sondern vor allem bar auf die Hand. Da kann er nicht Nein sagen.«
Panetta hielt auf der Abflugebene des Flughafens Fiumicino an, und Lucas stieg aus. Sein einziges Gepäckstück war eine kleine Reisetasche.
Schon am nächsten Tag würden sie einander bei der vom Leiter des Brüsseler Zentrums zur Terrorismusabwehr einberufenen Krisensitzung wiedersehen. Nicht nur war Panetta stellvertretender Leiter des Zentrums, sondern auch einer seiner glänzendsten Analytiker.
4
Mohammed Amir fühlte sich schwindlig. Er hatte nicht nur Angst, sondern auch Hunger und Durst. Er wusste nicht, ob ihm die deutsche Polizei auf den Fersen war oder ob man ihn für tot hielt, für einen der Brüder, die mit Allahs Namen auf den Lippen ihr Leben geopfert hatten.
Sein Leben hatte er auf wahrhaft wunderbare Weise gerettet. Weil die Attentäter damit rechnen mussten, dass die Polizei die Wohnung stürmen würde, hatte ihn sein Vetter Jussuf aufgefordert, im Badezimmer sämtliche Papiere zu verbrennen. Gerade als er dabei war, hatte er durch die Tür die Stimme eines Polizeibeamten gehört, der sie aufforderte, mit erhobenen Armen herauszukommen. Jussuf, der vermutlich annahm, er habe die Papiere noch in der Tasche, hatte ihm zugerufen, er solle möglichst rasch verschwinden. Daraufhin war er aus dem Badezimmerfenster auf den Sims geklettert und hatte sich an einem Regenfallrohr bis zum Stockwerk darunter hinabgleiten lassen. Es erwies sich als Glückszufall, dass die Polizei das ganze Gebäude hatte räumen lassen, so dass sich außer den Beamten und den Attentätern niemand mehr darin befand. Ein Fenster hatte auf leichten Druck nachgegeben, und so war es ihm ein Leichtes gewesen, in die Wohnung zu gelangen. Seine Befürchtung, Polizeibeamte könnten sich darin aufhalten, hatte sich zum Glück nicht bestätigt. Nach einer Weile ertönte die Detonation, danach hallten Schreie, und Rauch erfüllte das ganze Gebäude. Jussuf und die Brüder hatten sich geopfert, um nicht in die Hände der Polizei zu fallen. Auf diese Märtyrer konnte die Gruppe stolz sein.
Einen Augenblick lang hatte Mohammed Angst gehabt, Polizisten könnten hereinkommen und ihn festnehmen, aber wunderbarerweise war das nicht geschehen. Sicher würden die Wohnungsinhaber erst am späten Nachmittag von der Arbeit zurückkehren, und so hatte er sich unter dem Ehebett versteckt und gewartet, in der Hoffnung, dass die Polizei bald abziehen werde.
Wie nur mochte man dem Kommando auf die Spur gekommen sein? Jemand musste sie verraten haben. Aber wer? Die
nächste Frage war, wem er sich würde anvertrauen können, falls es ihm gelang, das Gebäude ungesehen zu verlassen.
Hoffentlich waren alle Papiere restlos verbrannt, damit keine Spuren zu anderen Brüdern und vor allem zu denen führten, die sie in ihrem heiligen Auftrag unterstützten, Allah möge sie schützen!
Bestimmt saß Jussuf, der das Kommando geleitet hatte, inzwischen im Paradies an Allahs Seite. Lächelnd stellte Mohammed sich ihn im Kreise schöner Huris vor. Jussufs Eltern würden stolz darauf sein, dass ihr Sohn als Märtyrer gestorben war. Mohammed nahm sich vor, sie möglichst bald aufzusuchen, vorausgesetzt, er kam lebend aus dem Gebäude hinaus.
Obwohl sich die Stunden unendlich dehnten, hatte er nicht gewagt, sein Versteck zu verlassen, wo er gedämpft das Heulen von Sirenen, Zurufe und Befehle hören konnte.
Als sich die Tür öffnete, kroch er unter dem Bett hervor. Er hörte Frau Heinke sprechen. Sie schien jemandem am Telefon zu berichten, was vorgefallen war, und erklärte,
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