Das Blut der Unschuldigen: Thriller
Brüder Unterschlupf. Da bist du in Sicherheit, bis wir dir Papiere besorgt haben und wissen, wie wir dich von hier nach Spanien bringen können. Vorher aber heiratest du. Und jetzt berichte in allen Einzelheiten, was vorgefallen ist. Ihr habt den Deutschen einen schweren Schlag versetzt. Jetzt haben auch sie Angst, ganz wie die Amerikaner und die Engländer. Sie haben gemerkt, dass sie nicht mehr ruhig schlafen können, weil wir überall sind, ohne dass sie uns sehen können. Ihr System verhindert, dass sie uns wahrnehmen.«
5
Pater Domenico beobachtete unauffällig Ovidio Sagardía, während dieser mit dem Bischof Pelizzoli sprach.
Pelizzoli versuchte, den Jesuiten dazu zu bringen, dass er seine heiß ersehnte Rückkehr nach Spanien aufschob, wo er in einer Gemeinde der Stadt Bilbao als Pfarrvikar eines Amtsbruders wirken wollte, der demnächst in den Ruhestand gehen würde.
»Was bedeutet Ihrer Ansicht nach ›Blut wird fließen im Herzen des Heiligen …‹«, fragte der Bischof missgestimmt.
»Das weiß ich nicht. Ich habe noch nicht gründlich darüber nachgedacht. Es tut mir leid – ich bin nicht recht bei der Sache«, gestand Sagardía.
»Sie müssen Ihre Pflicht tun!«, mahnte ihn der Bischof streng. »Sie führen sich auf wie ein kleines Kind und nicht wie ein Priester. Verschieben Sie Ihre Abreise! Die Sache ist schwerwiegend. Der Heilige Vater macht sich große Sorgen, weil sich seiner Vermutung nach etwas Finsteres dahinter verbirgt, etwas Bedrohliches. Sie wissen, dass die Kirche gegenwärtig von vielen Seiten angegriffen wird. Angesichts der Vielzahl unserer Feinde müssen wir zusammenstehen und vor allem dafür sorgen, dass unsere besten Köpfe nicht einfach verschwinden. Sie müssen uns helfen, die Schwierigkeiten zu meistern.«
»Alles, was ich tun könnte, kann Pater Domenico oder einer der anderen ebenso gut«, gab Sagardía verstockt zurück.
»Ich sage das nicht gern, aber… ich habe mit Ihrem Superior wie auch mit dem Provinzial gesprochen und beiden erklärt, dass wir Sie hier brauchen, und …«
»Warum denn das? Ich bin nur ein einfacher Priester, ich bin niemand!«
»Sie sind ein kluger Kopf, einer der besten, die wir haben. Ein bemerkenswerter Analytiker, der schon bei anderen Gelegenheiten gezeigt hat, dass er eine Stecknadel in einem Heuhaufen zu finden versteht. Der Heuhaufen, mit dem wir es hier zu tun haben, ist gewaltig. Niemand weiß, wo wir anfangen sollen, weder wir selbst noch die auf den Kampf gegen Terrorismus angesetzten Spezialisten der Interpol oder die vom Brüsseler Zentrum zur Terrorismusabwehr. Alle tappen im Dunkeln. Ich bitte Sie lediglich darum, dass Sie überlegen und diese Angaben analysieren.«
Gerade als er Nein sagen wollte, klopfte es, und der Sekretär des Bischofs trat ein.
Er flüsterte seinem Vorgesetzten etwas zu, woraufhin beide ohne ein Wort den Raum verließen.
»Ich verstehe dich nicht, Ovidio«, sagte Pater Domenico. »Du kommst mir vor wie ein verstocktes Kind. So kenne ich dich gar nicht.«
»Und wie kennst du mich? Sag es mir. Ich lese die Messe für mich allein, hatte nie Gelegenheit, Hirte einer Gemeinde zu sein. Scheint es dir wirklich sonderbar, dass ich auf diesem Weg innehalten und das Amt ausüben möchte, für das ich mich habe weihen lassen?«
»Du warst immer ein guter Diener der Kirche, hast uns den Weg gezeigt, wenn wir nicht weiterwussten, und jederzeit das Wohl Seiner Heiligkeit im Auge gehabt.«
Sagardía unterbrach ihn mit einer matten Handbewegung. »Was meinst du damit, dass ich immer sein Wohl im Auge hatte? Nie werde ich mir verzeihen, dass er beinahe das Leben verloren hätte, weil ich meine Aufgabe nachlässig erledigt habe. Was hatte ich mir nicht darauf eingebildet, dass man mich mit der Koordination des Sicherheitsdienstes betraut hatte! Genau dieser Hochmut hat meinen Fall bewirkt. Ich konnte den Anschlag auf den Heiligen Vater nicht verhindern! In meinen Alpträumen sehe ich Seine Heiligkeit tot vor mir.«
»Er hat dir nie den geringsten Vorwurf gemacht und dir stets seine Wertschätzung bewiesen. Alle im Vatikan vertrauen dir weiterhin.«
»Das kann ich bestätigen«, sagte Bischof Pelizzoli von der Tür aus, der gerade wieder eingetreten war, ohne dass sie etwas davon gemerkt hatten. »Und jetzt werden Sie im Sekretariat Seiner Heiligkeit erwartet. Sofort!«
Als Sagardía den Raum verlassen hatte, stieß Bischof Pelizzoli einen tiefen Seufzer aus. Er schätzte den Jesuiten aufrichtig, den ihm
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