Das Blut der Unschuldigen: Thriller
mit ihm in Verbindung standen und sie vermutlich über ihn Waffen und Sprengstoff bezogen haben. Weitere entzifferte Wörter sind ›Grab‹, ›römisches Kreuz‹, ›Freitag‹, ›Lothar‹ und ›Saint-Pons.‹ In letzterem Fall wissen wir nicht, ob es sich dabei um einen Personen- oder Ortsnamen oder beides handelt. Außerdem hat man Fragmente eines Buches gefunden, von dem wir weiter nichts wissen: ›Unser Himmel steht nur denen offen, die keine Kreaturen …‹ Der Rest ist verbrannt. Dann gibt es noch einen Fetzen mit den Wörtern ›das Blut‹. Das ist alles. Wie der Text weitergeht, wissen wir nicht.«
»Sie haben das mit dem ›Heiligen‹ vergessen…«, ergänzte Panetta. »Da war noch ein Stück Papier mit den Worten ›Blut wird fließen im Herzen des Heiligen …‹, und dann noch einmal das Wort ›Kreuz‹.«
»Ja. All das haben Sie bereits erklärt, und es steht auch hier im Bericht. Leider ist mir nicht klar, was das alles mit dem Vatikan zu tun haben soll.«
Der Kardinal sah ihn übellaunig an. Sicher würde er Sagardía tadeln, sobald die beiden Besucher fort waren, und das mit Grund, denn dieser hatte in Wahrheit nicht das geringste Interesse an dem, was die Männer berichteten. Warum konnte man die Aufgabe nicht einem anderen übertragen? Er wollte nichts damit zu tun haben.
»Die Herren sind gekommen, weil sie überzeugt sind, dass
die Sache von äußerster Wichtigkeit ist. Ich schließe mich ihrer Auffassung an. Es ist unsere Aufgabe, bei der Lösung dieses Rätsels mit unseren Freunden zusammenzuarbeiten, und das werden wir tun.«
Das Eingreifen des Kardinals ließ keinen Platz für Zweifel, und so senkte der Priester im Bewusstsein seiner Machtlosigkeit den Kopf.
»Das dürfte nur mit gemeinsamer Anstrengung möglich sein«, betonte der Amerikaner.
»Sie können sich selbstverständlich darauf verlassen, dass der Vatikan mit dem Koordinationszentrum der Europäischen Union zur Terrorismusabwehr zusammenarbeiten wird«, bekräftigte der Kardinal. »Hochwürden Sagardía wird sich mit Ihnen in Verbindung setzen, sobald er alles ausgewertet hat, was Sie uns an Informationen übergeben haben. Ich versichere Ihnen, dass wir die Angelegenheit außerordentlich ernst nehmen.«
Die beiden Männer sahen einander an. Sie hatten verstanden, dass die Besprechung zu Ende war. Die Tür öffnete sich, und ein Priester trat ein. »Mein Sekretär wird Sie hinausbegleiten.«
Unwillkürlich fragten sich die beiden Männer nach dem Grund für Sagardías mangelndes Interesse an der Sache.
Kaum hatte sich die Tür hinter ihnen geschlossen, als der Sturm losbrach. »Was geht hier eigentlich vor sich?«, fragte der Kardinal, ohne seinen Ärger zu verbergen.
»Verzeihung, Eminenz, aber ich denke nicht, dass wir uns über das zu beunruhigen brauchen, was die beiden berichtet haben.«
»Sie meinen also, der ranghöchste italienische Spezialist im Antiterrorkampf, der nicht nur eng mit der NATO zusammenarbeitet,
sondern auch mit den Organen der Europäischen Union, die gegen den Terror kämpfen, denn genau das ist Panetta, kommt her, um uns wie Schulkinder zu erschrecken? Und Oberst Lucas, Spezialist auf dem Gebiet islamistischer Terroristenbewegungen, Mitarbeiter der Agentur zur Terrorismusabwehr und der amerikanischen Heimatschutzbehörde, halten Sie wohl für einen Panikmacher? Was ist nur in Sie gefahren?«
Sagardía fühlte sich versucht, den Kopf sinken zu lassen und nicht auf diese Frage zu antworten. Doch das würde ihm nichts nützen. Der Kardinal bestand darauf, die Wahrheit zu erfahren.
»Das wissen Eure Eminenz: Ich möchte das alles hinter mir lassen. Ich muss zu mir selbst kommen, vor allem aber Gott wiederfinden.«
Schweigend sahen die beiden Männer einander an, versuchten, in den Augen des anderen zu lesen.
»Sie wissen, dass ich Rom in wenigen Tagen verlassen werde, weil man mir in meiner Heimat eine Gemeinde anvertraut hat. Mein Wunsch ist es, Gemeindepriester zu sein, den Menschen zu helfen, mich nützlich zu fühlen, und im Einklang mit dem Evangelium zu leben …«
Eine ungestüme Handbewegung des Kardinals ließ ihn verstummen. Der Kardinal fühlte sich hilflos, weil er wusste, dass nichts, was er sagen konnte, den Priester von seinem eisernen Vorsatz abbringen würde. Dennoch sagte er: »Zu meinem Bedauern wird Ihre Gemeinde mindestens noch so lange warten müssen, bis Pelizzoli zurück ist. Bevor ich Sie rufen ließ, habe ich mit ihm gesprochen. Seiner Überzeugung nach
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