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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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bewusst.
    Nach der Grundschule hatte er die Möglichkeit gehabt, das Gymnasium zu besuchen und später mit einem Stipendium Touristik zu studieren. Dank dem Erasmus-Programm hatte er nach Frankfurt gehen können, um seine Sprachkenntnisse auszubauen. Dort lebte sein Vetter Jussuf mit seinen Eltern. Er hatte Mohammed bei dem Imam Hassan eingeführt, dessen jüngere Schwester Fatima Jussuf geheiratet hatte. Hassan hatte sie über ihre Situation aufgeklärt und ihnen zugleich Hoffnung eingeflößt.
    Fatima war einige Jahre jünger als ihr Mann, und obwohl sie nicht besonders hübsch war, sah Jussuf es als große Ehre an, durch seine Eheschließung zur Familie des Imams zu gehören.
    Von Hassan hatte Mohammed gelernt, sich nicht herabgesetzt zu fühlen, wenn ihn Ungläubige ablehnten, sondern stattdessen verachtungsvoll auf sie herabzusehen. Er hatte ihm auch Augen und Sinn für die Lehren des Korans geöffnet und ihn aus seinem nutzlosen Dasein herausgeholt, in dem Alkohol und Frauen eine wichtige Rolle gespielt hatten.
    Und was für Frauen das gewesen waren … Kommilitoninnen, denen eine sexuelle Beziehung etwa so viel bedeutete wie ein Naseschnäuzen.
    Nach seinem Studienabschluss war er mit Jussuf nach Pakistan gereist und dort zum unauffälligen Heer derer gestoßen, die entschlossen waren, die Christen mitsamt ihrer heruntergekommenen Zivilisation hinwegzufegen. So groß war deren Dekadenz, dass sie nicht einmal merkten, auf welche Weise die Islamkrieger die Möglichkeiten ihrer durch und durch korrumpierten Demokratien nutzten, um sich darin in Erwartung des Tages einzunisten, an dem sie ihnen allen das Herz aus dem Leibe reißen würden.
    »Es war äußerst unvorsichtig von dir, herzukommen. Nicht nur die deutsche Polizei sucht dich, sondern auch Interpol und überhaupt alle verfluchten Sicherheitsdienste Europas.«
    »Jussuf hat gesagt, ich soll mich bei dir melden, wenn es hart auf hart kommt.«
    »Jussuf!«, sagte der Imam mit andächtiger Stimme. »Er ist jetzt bei Allah und den Seligen im Paradies. Wie kommt es eigentlich, dass du nicht bei ihm bist?«
    »Ich konnte durch ein Fenster fliehen und habe mich in der Wohnung ein Stockwerk tiefer versteckt. Da hat mich niemand gesucht.«
    »Und wieso lebst du noch?«, ließ der Imam nicht locker.
    »Er hat mir gesagt, ich soll Papiere verbrennen, und gerade als ich dabei war, hat die Polizei die Wohnung gestürmt. In dem Augenblick haben er und die anderen Brüder die Sprengsätze gezündet, die sie am Körper trugen, und … sind in die Luft geflogen.«
    »Hättest du das nicht ebenfalls tun können?«
    »Ich hatte keine Zeit, den Sprengstoffgürtel anzulegen. Ich sollte doch die Papiere verbrennen, da wäre es zu gefährlich gewesen, den Gürtel zu tragen. Dann bin ich einfach meinem Instinkt gefolgt und geflohen.«
    »Ja, geflohen bist du«, sagte Hassan mit harter Stimme. »Und was willst du jetzt?«
    »Dass du mir hilfst zu entkommen.«
    »Wohin willst du?«
    »Wohin soll ich?«, fragte Mohammed zurück und senkte ehrerbietig den Kopf.
    »Du müsstest im Paradies sein. Das war der für dich vorgesehene Ort. Hier machst du uns nur Schwierigkeiten.«
    Mohammed wagte nicht, den Blick vom Boden zu erheben, und erwartete ergeben das Urteil des Imams.
    Während dieser im Zimmer auf und ab ging, warteten die anderen ganz wie Mohammed schweigend auf seine Entscheidung.
    »Wenn du schon überlebt hast, solltest du dich um Jussufs Witwe kümmern. Sie hat zwei Kinder und braucht einen Mann, der für sie sorgt. Ihr fahrt nach al-Andalus. Da könnt ihr untertauchen. Lebt dein Vater noch dort?«
    »Ja … meine Eltern sind in Granada, und auch meine Schwester lebt dort.«
    »Gut. Fahr mit Jussufs Frau und ihren Kindern dahin.«
    Es war Mohammed klar, dass er nichts dagegen sagen konnte, obwohl der Widerwille wie ein übler Geschmack in ihm emporstieg. Fatima war für seinen Geschmack zu dick und mit ihren vierzig Jahren auch zu alt, schließlich war er erst dreißig. Er sah in Hassans Anordnung, sie zu heiraten, weniger eine Pflicht gegenüber seinem Vetter Jussuf als eine vom Himmel verhängte widerwärtige Strafe. Doch sogleich wies er diesen Gedanken als unwürdig zurück. Immerhin war sie die Witwe eines Märtyrers. Er musste es als Ehre ansehen, sie heiraten zu dürfen, zumal er damit zu einem Mitglied der Familie des Imams wurde. Das war ein bedeutendes Privileg.
    »Und wie geht es jetzt für mich weiter?«, fragte er unsicher.
    »Du findest im Haus eines der

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