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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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haben uns versammelt, um zu sehen, wie wir ihnen helfen können.«
    »Lassen Sie uns mit dem neuen Priester reden«, bat ein Junge.
    »Der neue Priester ist voll und ganz Pater Santiagos Meinung«, erklärte Sagardía. »Lass dir sagen, dass wir kein Recht haben, Menschen deshalb als ›anders‹ zu bezeichnen, weil sie an diesem oder jenem Ort zur Welt gekommen sind. Erst recht hängt das Verständnis für Probleme nicht vom Geburtsort ab. Ja, ich bin Baske, aber das ist zweitrangig. Mir sind die Menschen wichtig, nicht der Ort, an dem sie zu Welt gekommen sind, und das gilt auch für mich selbst.«
    Die Jugendlichen sahen ihn schweigend an und überlegten jeder für sich, ob ihnen der Priester zusagte, der von sich behauptete, ihm sei nicht wichtig, dass er Baske war.
     
    Auf dem Heimweg sprachen die vier Priester über die Aufgaben des folgenden Tages und stellten Sagardía einigen Gemeindemitgliedern vor, denen sie begegneten.
    Nach dem Abendessen regte Pater Santiago zu Sagardías Überraschung an, gemeinsam den Rosenkranz zu beten. Er merkte, dass er schon seit Jahren nicht mehr richtig gebetet hatte, und warf sich vor, dass seine Gedanken abschweiften, während er das »Ave Maria« wiederholte. Ganz offensichtlich war es dringend nötig, sich wieder mit seinem Priestertum vertraut zu machen.

7
    Mohammed sah zuerst Fatima und dann die beiden Kinder an, deren Blick erwartungsvoll an ihm hing. Er wusste nicht, was er sagen sollte, um das Schweigen zu brechen, das eingetreten war, als Hassan gesagt hatte, das sei jetzt seine Familie.
    Mit gesenktem Blick überlegte Fatima, was sie wohl von diesem Mann zu erwarten hatte, der deutlich jünger war als sie selbst und in dessen Blick sie Widerwillen las. Ihr war selbst klar, dass sie nicht besonders gut aussah, und sie hatte rasch gemerkt, dass ihr Körper dem Mann, mit dem man sie verheiratet hatte, in keiner Weise gefiel. Sie fragte sich, ob er sie misshandeln oder sich wie Jussuf darauf beschränken werde, mit ihr ins Bett zu gehen, wenn er getrunken hatte. Bei anderen Gelegenheiten hatte er sie nie angefasst, was ihr im Grunde recht war, denn diese intimen Begegnungen hatten ihr keinerlei Befriedigung verschafft. Doch war sie dankbar, zwei Kinder empfangen zu haben, die sie voll Hingabe liebte.
    Sie waren inzwischen knapp fünf und gut sechs Jahre alt und sahen mit großen Augen den fremden Mann an, vor dem sie Angst hatten. Onkel Hassan hatte gesagt, der werde ab sofort ihr Vater sein und sie müssten ihm gehorchen. Wieso hatte ihr Vater sie im Stich gelassen und war ins Paradies gegangen?
    »Morgen fahren wir zu meinen Eltern nach Granada. Dort sind wir in Sicherheit.«
    Weder Fatima noch die Kinder gaben eine Antwort. Ihnen war klar, dass sie dem Mann folgen mussten, wohin auch immer er ging. Dennoch fragte sich Fatima besorgt, was sie dort erwarten mochte. Als Schwester des Imams Hassan, den so
viele Menschen achteten, war sie hier in Frankfurt jemand, in Granada hingegen würde sie, ganz wie ihre Kinder, von der neuen Schwiegermutter abhängig sein. Doch was sie am meisten fürchtete, war das Geschick, das den beiden Kleinen bevorstehen mochte, wenn Mohammed merkte, dass sie ihm möglicherweise keine eigenen Kinder würde schenken können, denn die ersten Anzeichen für das Einsetzen der Menopause waren bereits bei ihr aufgetreten. Würde er sich mit den Kindern seines Vetters zufriedengeben?
    »Ruht euch jetzt aus. Die Fahrt wird anstrengend.«
    Mit einem tiefen Seufzer verließ Mohammed Amir die Wohnung. Fatima mochte bei ihren Kindern schlafen. Da sie ihm missfiel, schob er den Augenblick des Vollzugs der Ehe so weit wie möglich hinaus. In Granada würde man weitersehen.
    Hassan hatte gesagt, die Polizei wisse nicht, wer von den Mitgliedern des Kommandos entkommen war. Da sie einen Mann ohne Gesicht und ohne Identität suchten, bestand durchaus die Möglichkeit, Deutschland zu verlassen und Spanien zu erreichen. Er würde also mit seinem eigenen Pass in Begleitung Fatimas und der Kinder reisen. In Granada sollte er sich einer Zelle von »Schläfern« anschließen, für die ihm Hassan Anweisungen erteilte.
    Nicht nur seine unsichere Zukunft machte Mohammed Sorge, sondern vor allem ein rätselhafter Satz, den ihm der von ihm so bewunderte Imam mitsamt einigen anderen Empfehlungen mit auf den Weg gegeben hatte: »Sieh zu, dass du dein Haus in Ordnung bringst, sonst müssen wir das tun.«
    Was mochte er damit meinen? Auf keinen Fall seine Schwester Fatima,

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