Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
Vom Netzwerk:
die bis zum Vortag unter seinem persönlichem Schutz gestanden hatte und die Mohammed gerade erst geheiratet hatte. Die Kinder waren zu klein, als dass ihnen diese
Mahnung gelten konnte, die wie eine Drohung klang. Seine Eltern schließlich waren gute Moslems. Sollte er sich auf Mohammeds Schwester Laila bezogen haben?
    In jener Nacht schlief er nicht gut. Seit dem Tag seiner Flucht aus der Wohnung, in der sich sein Vetter und seine Freunde geopfert hatten, quälte ihn immer wieder derselbe Alptraum. Er flog hoch in die Luft und war tot. Doch nicht Huris von berückender Schönheit erwarteten ihn dort, sondern nichts als Schwärze. Ein ungeheurer leerer schwarzer Raum, durch den er wie ein fliegender Ball umherwirbelte, bis ihm übel wurde.
    Als er aufstand, sah er Fatima, die eine mit Reiseproviant gefüllte Tasche schloss. Die Koffer warteten fertig gepackt an der Wohnungstür, und das Frühstück stand auf dem Tisch, an dem die Kinder bereits stumm und verängstigt saßen.
    »Wir fahren in einer halben Stunde«, teilte er ihr mit, um etwas zu sagen.
    Sie senkte bestätigend den Blick und schob noch eine Tüte mit Brötchen in die Tasche. Sie hatte gehört, wie ihr Bruder Hassan ihrem neuen Ehemann gesagt hatte, dass sie nicht vor acht Uhr morgens fahren sollten, um die Zeit des Stoßverkehrs zu nutzen, denn dann werde die Polizei kaum auf sie aufmerksam werden. Dafür sollte auch ihr unauffälliges Auto sorgen, ein Golf, wie ihn alle Welt fuhr.
    Als Mohammed aus dem Badezimmer kam, knüpfte sich Fatima das Kopftuch fest, das sich bei ihren Verrichtungen gelöst hatte. Unter ihrer Djellaba trug sie eine Hose und eine Bluse aus dicker Wolle, dazu gefütterte Gummistiefel. Den Kindern hatte sie marineblaue Anoraks und regenfeste Stiefel angezogen.
    Während Mohammed zu den dreien hinsah, dachte er daran, dass das jetzt seine Familie war und er Hassan geschworen
hatte, sie zu beschützen. Er begann die Verantwortung zu spüren und holte tief Luft. »Los.«
     
    Suchend sah sich Mireille Béziers in der Kantine des Zentrums nach einer Sitzgelegenheit um. Keiner der Kollegen hatte sie aufgefordert, sich in der Mittagspause zu ihnen zu setzen. Da man sie so betont links liegen ließ, sah sie keinen Grund, diesen Leuten besondere Sympathien entgegenzubringen. Ihr war klar, dass man ihr das Leben nicht leicht machen würde, jetzt erst recht nicht, nachdem sie am Vormittag zu allem Überfluss so voreilig geplappert hatte.
    Als sie einen freien Platz an einem Ecktisch sah, setzte sie sich. Sie hatte keinen Hunger.
    »Darf ich Ihnen Gesellschaft leisten?«
    Lorenzo Panetta stand mit einer Tasse Kaffee in der Hand vor ihr. Überrascht sah sie, dass er ihr zulächelte.
    »Natürlich, gern.«
    »Ich habe Sie gesucht.«
    »Um mich vor die Tür zu setzen?«
    »Ich bitte Sie!«
    »Ich habe der Sache keinen Dienst erwiesen und mich obendrein lächerlich gemacht. Das tut mir leid. Ich kann verstehen, dass man mich jetzt loswerden möchte. Wahrscheinlich sind Sie gekommen, um mir zu sagen, dass ich selbst meine Versetzung beantragen soll.«
    »Ich glaube, Ihr Problem besteht in erster Linie darin, dass Sie einfach drauflosreden, ohne lange nachzudenken. Das ist ein schwerer Fehler, vor allem für geheimdienstlich tätige Menschen.«
    »Sie haben Recht. Ich habe mir schon so manche Unannehmlichkeit damit eingehandelt. dass ich den Mund nicht halten
kann. Aber Sie wollen mich doch sicher loswerden, oder nicht?«
    Er sah sie eindringlich an, doch sie hielt seinem Blick stand. Dabei fiel ihm zum ersten Mal auf, dass sie attraktiver war, als er bisher wahrgenommen hatte. Sie hatte herrliche Augen, die ebenso glänzend schwarz waren wie ihr Haar. Sie war schlank – für seinen Geschmack zu schlank – und besaß die Art von Stil und Eleganz, wie man sie bei den Frauen einer Gesellschaftsschicht findet, die sich nie Sorgen darum machen müssen, was ein Laib Brot oder ein Schnitzel kostet. Dazu gehörte auch, dass sie sich schlicht kleidete, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    »Eigentlich möchte ich nur die Sache von heute morgen mit Ihnen besprechen. Worauf wollten Sie mit Ihrem Ansatz eigentlich hinaus?«
    »Sie halten das also nicht für durchgeknallt?«
    »Darüber steht mir kein Urteil zu. Als altgedienter Polizist habe ich mir angewöhnt, keine Fährte von vornherein auszuschließen, ganz gleich wie verrückt sie auf den ersten Blick aussehen mag.«
    Mit einer solchen Äußerung hatte sie nicht gerechnet. Sie atmete

Weitere Kostenlose Bücher