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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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Béziers wird dir zugeteilt. Sie wird euch nützlich sein. Da sie Arabisch spricht und viele Jahre in arabischen Ländern gelebt hat, kennt sie jenen Teil der Welt bestens und kann euch helfen, die Hintergründe des Fanatismus zu erkunden.«
    »In Ordnung. Dahinten am Fenster ist ein freier Tisch«, sagte sie zu Mireille gewandt, wobei sie diese nur flüchtig musterte.
    Mireille folgte ihr mit schleppendem Schritt. Ihr war klar, dass Doktor Villasante sie ohne lange zu fackeln in hohem Bogen auf die Straße setzen würde, wenn sie nicht mit ihr zufrieden war. Diese Haltung konnte sie sich allein schon deshalb leisten, weil sie bei Hans Wein bestens angeschrieben war, dessen Ansicht nach sie sich in geradezu idealer Weise für die Arbeit in seiner Abteilung eignete. Das hing nicht nur mit ihren unbestreitbaren fachlichen Fähigkeiten zusammen, sondern auch mit ihrem dem seinen so ähnlichen Wesen: Sie lächelte kaum je, konnte sich stundenlang ununterbrochen mit ihrer
Arbeit beschäftigen und beteiligte sich weder an Späßen noch an kleinen Privatunterhaltungen.
    Doktor Villasante hatte ihre Stelle ausschließlich ihrer Leistung zu verdanken, niemand hatte ihr etwas geschenkt. Sie galt als einzigartige Spezialistin auf dem Gebiet der Psychologie von Terroristen. Unverheiratet und kinderlos, schien sie mit ihren inzwischen fünfzig Jahren kein anderes Ziel zu kennen, als alle Kräfte auf die zentrale Aufgabe ihres Lebens zu verwenden, die darin bestand, den Mechanismus im Gehirn von Terroristen zu ergründen, ganz gleich in wessen Namen sie töteten.
    »Setzen Sie sich«, gebot Villasante jetzt. »Ich werde Ihnen erklären, wie wir in dieser Gruppe arbeiten. Sollten Sie danach noch Fragen haben, wenden Sie sich an Diana Parker.«
    Gehorsam nahm Mireille Platz, entschlossen, nicht wieder aus der Rolle zu fallen.
    Während ihr Andrea Villasante darlegte, was sie zu tun hatte, sah Mireille unwillkürlich zu Lucas hinüber. Das Gesicht des Amerikaners zeigte deutlich, dass er sie nicht leiden konnte. Allerdings musste sie sich ehrlicherweise eingestehen, dass auch sie ihn nicht ausstehen konnte. Sie war von tiefem Argwohn gegenüber den Vertretern amerikanischer Geheimdienste erfüllt. Sie führten sich auf, als ruhte die Verantwortung, die Welt zu retten, ausschließlich auf ihren Schultern und als wären alle Europäer ein Haufen einfältiger Linker, die sich von der öffentlichen Meinung gängeln ließen und stets die Freiheit für wichtiger hielten als die Sicherheit.
    »Sehen Sie, so schrecklich ist es in unserer Arbeitsgruppe gar nicht.«
    Die Stimme der etwa gleichaltrigen Engländerin Diana Parker, die diese Worte mit einem Lächeln sagte, erinnerte
Mireille daran, wo sie war. Sie fand die blonde und blauäugige Diana sympathisch; zumindest hatte sie sich ihr gegenüber stets freundlich verhalten. Sie wusste, dass Diana Anthropologie studiert hatte und ebenfalls Arabisch sprach. Vielleicht würde sie sich mit ihr anfreunden können, auch wenn sie Andrea Villasantes rechte Hand war.

8
    Die Fahrt war lang und anstrengend. Die vier Tage waren Mohammed endlos erschienen, denn stets hatte er gefürchtet, in eine Routinekontrolle zu geraten und dabei festgenommen zu werden. Doch eine reisende Familie schien den Argwohn der Ungläubigen nicht zu erregen. Unübersehbar hatte die Anwesenheit der kleinen Kinder im Auto in erheblichem Maße dazu beigetragen, dass man ihn als harmlosen Reisenden ansah.
    Trotz all seiner Sorge hatte ihn ein tiefes Glücksgefühl erfasst, als er Granada erreichte. Der Geruch von Lavendel sowie von Orangen- und Zitronenblüten erinnerte ihn an seine Kindheit. Er konnte sich noch an jeden Winkel seiner Vaterstadt erinnern. Seiner Überzeugung nach gehörte sie ihm mehr als den Ungläubigen, die so dreist waren, sie mit ihrer Anwesenheit zu beflecken. Wenn sie eines Tages alle miteinander vertrieben waren, würde der schon seinen Vorfahren heilige Boden wieder in den Händen seiner rechtmäßigen Eigentümer sein. Genau genommen hatte diese Rückeroberung bereits eingesetzt,
denn immer mehr Bewohner der Stadt bekannten sich zum wahren Glauben zu Allah als dem einzigen Gott. Die islamische Gemeinde wuchs immer mehr an, und die Spanier ließen sich widerstandslos erobern, weil sie sich in ihrem Bestreben, tolerant zu sein, nicht dem Vorwurf aussetzen wollten, Menschen wegen ihrer Zugehörigkeit zu einer anderen Rasse oder Religion zu verfolgen.
    Vor dem Albaicín, wo er seine Kindheit verbracht

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