Das Blut der Unschuldigen: Thriller
Außerdem ist er mehrfach am Flughafen von Beirut gesehen werden, sowie im Jemen, in Damaskus, Paris, London und Amsterdam … In dem Bericht heißt es, dass er unauffällig unterzutauchen versteht und sich in keiner Weise so verhält, wie es viele seiner ›Kollegen‹ tun. Er geht nie in Nachtklubs und scheint keine Frauengeschichten zu haben. Er trinkt Wodka und raucht Zigarren. Mehr ist über ihn nicht bekannt. Es wäre aufschlussreich zu wissen, ob die Leute in Frankfurt unmittelbar Kontakt zu ihm hatten oder über Verbindungsleute von ihm Waffen und Sprengstoff gekauft haben.«
»Ich nehme an, dass man zu dieser Frage im Brüsseler Zentrum
zur Terrorismusabwehr bereits eine Vorstellung hat. Und das bedeutet…«
»… dass ich unbedingt dahin muss«, sagte Sagardía lachend.
»So ist es«, gab Aguirre zurück und lachte seinerseits.
»Wie oft hat man dich um Hilfe gebeten, seit du den Vatikan verlassen hast?«
»Du bist nicht ich, und meine Lebensumstände haben nichts mit deinen zu tun. Vergeude also deine Zeit nicht damit, dass du Parallelen ziehst. Eins aber sollte dir klar sein: Ich habe der Kirche immer dort gedient, wo sie das von mir erwartet hat und wo man mich eingesetzt hat. Übrigens tue ich das nach wie vor.«
»Aber du durftest dich hierher zurückziehen …«
Aguirre gab keine Antwort und beschäftigte sich wieder mit den Blättern auf dem Tisch.
»Schön, ich ruf Monsignore Pelizzoli an und bitte ihn um Erlaubnis, nach Brüssel zu reisen. Vermutlich kann ich in zwei, drei Tagen viel erreichen.«
»Vermute lieber nichts. Bei dieser Aufgabe solltest du dir nicht von vornherein einen zeitlichen Rahmen setzen. Offen gestanden, deine Art, dir selbst etwas vorzumachen, ermüdet mich. Ob es nicht doch besser wäre, wenn du den Bischof anrufst und ihm offen und ehrlich sagst, dass du die Sache aufgibst?«
Sagardía war verwirrt und verärgert, als Aguirre aufstand und hinausging.
Er hörte, wie sich die Tür schloss. Aguirre war fort. Er musste seine Entscheidung allein fällen.
Er nahm den Hörer ab und wählte eine Nummer. Bischof Pelizzoli meldete sich schon nach dem zweiten Klingeln. Sagardía erklärte, wie wenig er vorangekommen sei, und
fragte zum Schluss, ob der Bischof es für richtig halte, wenn er in Brüssel und unter Umständen auch in Belgrad nach Hintergrundinformationen suche.
»Wir haben bei unseren Brüdern in Belgrad schon unauffällig angefragt. Was sie uns über Karakoz gesagt haben, geht kaum über das hinaus, was die Leute in Brüssel wissen. Doch wenn Sie es für richtig halten, fahren Sie hin. Ich werde Sie avisieren, damit man Ihnen Hindernisse aus dem Weg räumt. Auch was die Reise nach Brüssel angeht, sehe ich keine Schwierigkeiten. Sie entscheiden selbst, auf welche Weise Sie diesen Fall lösen wollen.«
»Ganz so ist es nicht …«, protestierte Sagardía.
»Wir haben volles Vertrauen zu Ihren Fähigkeiten.«
»Ich habe aber meinen Standpunkt mit Bezug auf das, was ich für meine eigentliche Aufgabe halte, nicht geändert.«
»Niemand erwartet das von Ihnen«, gab der Bischof trocken zurück.
»Ich werde tun, was ich kann.«
»Darauf verlassen wir uns.«
»Hat man in Rom bereits Schlussfolgerungen gezogen?«
»Keine, die in eine bestimmte Richtung weisen. Vielleicht wäre es nicht schlecht, Sie kämen erst einmal her, bevor Sie nach Brüssel und Belgrad reisen.«
»Einverstanden.«
»Und wie sieht es in Bilbao aus?«
»Ich fühle mich hier ausgesprochen wohl und bin sicher, hier den inneren Frieden wiederzufinden.«
»Das freut mich. Und Pater Ignacio?«
»Er ist gerade nicht da. Es geht ihm gut. Er ist voll Tatkraft und Herzensgüte, wie immer.«
»Das nehme ich an. Und hilft er Ihnen?«
»Er will nicht«, gestand Sagardía.
»Sehr vernünftig. Sicherlich will er, dass Sie sich Ihrer Verantwortung stellen. Hören Sie auf ihn. Er verfügt über eine Menge Erfahrung und mehr Weitblick als andere. Bestimmt hat er bereits recht genaue Vorstellungen über diese Angelegenheit.«
»Sofern sich das so verhält, hat er mir nichts davon gesagt.«
»Das wird er auch nur tun, wenn er es für unerläßlich hält.«
»Ich verstehe nicht.«
»Mein Sohn, versuchen Sie nicht, Pater Ignacio zu ergründen. Er war nicht nur Ihr Lehrer, sondern auch der meine. Obwohl wir enge Freunde sind, ist es mir nie gelungen, ihn zu verstehen. Offen gestanden kenne ich ihn nicht einmal wirklich«, bekannte der Bischof zu Sagardías Verblüffung. »Machen Sie sich auf den
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