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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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sagt, was uns nicht bereits bekannt ist.«
    »Ich glaube, ich sehe mich selbst einmal in Saint-Pons um.«
    »Warum nicht? Wichtig ist nur, dass wir wissen, was Sie unternehmen.«
     
    Die Nacht hatte sich über Brüssel gesenkt. Rasch schritt die Frau aus, ohne sich umzusehen. Sie war von ihrem langen Arbeitstag ausgelaugt und wollte möglichst schnell nach Hause, um sich auszuruhen. Als sie den Wohnblock betrat, der ihr Zuhause war, händigte ihr der Hausmeister einen Umschlag aus, den man am Nachmittag für sie abgegeben hatte. Sie dankte ihm, warf einen raschen Blick auf den Absender und eilte zum Aufzug.
    In ihrer winzigen Wohnung angekommen, riss sie den Umschlag auf, ohne den Regenmantel abzulegen. Sie nahm die SIM-Karte heraus, die er enthielt und tauschte sie gegen die in ihrem Mobiltelefon aus. Dann ging sie in die Küche, um ein Glas Wasser zu trinken, sah auf die Uhr, zog sich Jogginganzug und Turnschuhe an, sah erneut auf die Uhr und beschloss, noch einige Minuten zu warten. Der Hausmeister würde jeden Augenblick Feierabend machen, und es war ihr lieber, er sah nicht, dass sie das Haus verließ, kaum dass sie gekommen war. Zwar spielte es keine große Rolle, aber es schien ihr sicherer so.
    Reglos saß sie auf dem Sofa, schloss die Augen und gab sich den Bildern in ihrem Kopf hin, die immer mit derselben Szene endeten: er und sie an einem bestimmten Strand, in einem bestimmten Café oder in der Wohnung an der Costa del Sol … Er und sie, lachend, bis in die frühen Morgenstunden miteinander
über eine bessere Zukunft redend, schlafend, sie mit ihm, in verzweifelter Umarmung.
    Als sie fand, dass genug Zeit verstrichen war, verließ sie das Haus. Zuerst ging sie langsam wie eine gewöhnliche Spaziergängerin. Als sie sicher war, dass sie niemand mehr sehen konnte, rannte sie. Einige Nebenstraßen weiter nahm sie das Telefon aus der Hosentasche und wählte eine Nummer. Einige Augenblicke fürchtete sie, niemand werde sich melden, dann aber hörte sie seine Stimme ganz deutlich. Sie ging ruhig weiter, während sie sprach.
    »Es gibt nichts Neues. Man hat keine Spur. Man weiß lediglich, wer dir den Sprengstoff verkauft hat. Deshalb wird der Mann Tag und Nacht überwacht. Sie glauben, wenn sie ihn haben, können sie das ganze Knäuel entwirren.«
    Die Stimme am anderen Ende stellte ihr eine Frage, die sie beantwortete.
    Das Gespräch dauerte nur zwei Minuten, doch genügte das, um alle nötigen Informationen auszutauschen. Sie steckte das Telefon wieder ein und kehrte in ihre Wohnung zurück. Dort nahm sie die SIM-Karte heraus, brach sie durch und spülte sie durch die Toilette. Das war sicherer, als sie in den Mülleimer zu werfen. In Brüssel wimmelte es von Spionen aus allen Ländern der Erde, von Vertretern aller Geheimdienste dieser Welt, die sich gegenseitig nicht über den Weg trauten und Freund wie Feind überwachten.
    Sie war müde. Am nächsten Morgen würde der Wecker um halb sieben klingeln, und so beschloss sie, zu duschen und gleich ins Bett zu gehen.
    Gerade als sie sich hinlegen wollte, klingelte das Telefon. Sie nahm besorgt ab, sprach eine Weile und legte mit einem ergebenen Seufzer auf. In dieser Nacht würde sie weniger Schlaf
bekommen, als sie gehofft hatte. Zehn Minuten später verließ sie die Wohnung erneut.
     
    Matthew Lucas betrat mit Ovidio Sagardía das Restaurant. Hans Wein hatte ihn beauftragt, mit dem Priester zum Abendessen zu gehen, und dieser hatte die Einladung gern angenommen.
    Obwohl sich der Direktor des Zentrums als Atheist sah, fühlte er sich in sonderbarer Weise von der katholischen Kirche fasziniert, die es dank ihren Riten und hierarchischen Strukturen fertiggebracht hatte, zwei Jahrtausende zu überdauern. Überdies hatte ihn sein Besuch im Vatikan tief beeindruckt. Ganz davon abgesehen war Sagardía kein gewöhnlicher Priester, sondern ein Analytiker des Geheimdienstes jener Kirche, auch wenn sich diese Abteilung des Vatikans schönfärberisch »Abteilung zur Analyse der Außenpolitik« nannte.
    Der Kellner wies ihnen einen freien Tisch im Hintergrund des Restaurants zu. Zu ihrer Überraschung sahen sie, dass Mireille Béziers am Nebentisch saß.
    »Was für ein Zufall!«, sagte sie.
    »Guten Abend«, erwiderte Matthew Lucas trocken.
    Der Priester grüßte sie mit einem Neigen des Kopfes. Man hatte ihm die junge Frau zwar nicht vorgestellt, doch konnte er sich erinnern, dass er sie im Zentrum gesehen hatte.
    Mireille machte die Neuankömmlinge mit dem Mann

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