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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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bekannt, mit dem sie zu Abend aß, ein dunkelhäutiger, gut aussehender Mann, der erkennbar aus dem Maghreb stammte. Matthew Lucas blickte ebenso unbehaglich drein wie sie, doch wäre es geradezu flegelhaft gewesen, den Kellner um einen anderen Tisch zu bitten.
    Während der Priester und der Amerikaner die Speisekarte studierten, warfen sie unauffällige Blicke zu ihr und ihrem Begleiter
hinüber. Seinem Auftreten sowie seiner Kleidung und den gepflegten Händen nach zu urteilen schien er einer gehobenen Gesellschaftsschicht anzugehören.
    Die beiden sprachen Arabisch miteinander, und es war unübersehbar, dass sie sich gut verstanden.
    Sagardía und Lucas unterhielten sich über alltägliche Dinge. Es war dem Priester nicht entgangen, dass der Amerikaner der jungen Frau ausgesprochen reserviert gegenüberstand, und er fragte sich, was der Grund dafür sein mochte.
    Mireilles Begleiter verlangte die Rechnung, beglich sie mit einer goldenen Kreditkarte und legte ein großzügiges Trinkgeld auf den Tisch. Sie winkte den beiden am Nebentisch zum Abschied zu, während der Maghrebinier nicht einmal zu ihnen hersah.
    »Entschuldigen Sie meine Neugier, aber wer ist diese Frau? Ich meine sie in Ihrem Büro gesehen zu haben«, erkundigte sich Sagardía.
    »Sie heißt Mireille Béziers. Ihr Onkel, ein hoher NATO-Offizier, hat sie uns aufgehalst.«
    »Sie scheinen sie nicht gut leiden zu können.«
    »Ich habe etwas gegen Vetternwirtschaft.«
    »Vielleicht kann sie ja etwas«, sagte Ovidio Sagardía lachend.
    »Davon habe ich bis jetzt nichts gemerkt. Wer der Mann wohl sein mag?«
    »Darüber brauchen Sie sich doch nicht den Kopf zu zerbrechen.«
    »Er stammt unübersehbar aus dem Maghreb.«
    »Ja.«
    »Unsere Abteilung kämpft gegen den Terrorismus der Islamisten.«
    »Und was hat das mit dem jungen Mann zu tun?«
    »Ich finde es schon sonderbar, dass eine unserer Mitarbeiterinnen mit einem Maghrebinier ausgeht.«
    »Kennen Sie selbst keinen?«
    Lucas ärgerte sich über seine Ungeschicklichkeit. Der Priester schien ihn falsch verstanden zu haben.
    »Doch, mehrere.«
    »Und? Behandeln Sie jeden, der nicht aus dem Westen kommt, mit Misstrauen?«
    »Ich versichere Ihnen, dass ich keinerlei rassische oder religiöse Vorurteile habe. Mein Vater ist Jude aus New Jersey, und meine Mutter gehört der Episkopalkirche an.«
    »Eins der Hauptprobleme der Menschen, und zwar aller ohne Ausnahme, ist der Argwohn gegenüber denen, die anders sind als wir selbst. Wir verstehen sie nicht und fühlen uns in ihrer Gegenwart unbehaglich, wenn wir nicht sogar Angst vor ihnen haben.«
    »Das trifft auf mich nicht zu. Aber in unserem Beruf neigt man nun einmal zu einer gewissen Paranoia und steht schließlich allen Menschen misstrauisch gegenüber. Immerhin kämpfen wir gegen einen unsichtbaren Feind.«
    »Gewiss. Aber wir können den Kampf nicht dadurch gewinnen, dass wir Verbrecher in allen sehen, die nicht so sind wie wir.«
    Lucas errötete. Es kränkte ihn, von dem Priester wie ein Schuljunge behandelt zu werden.
    »Wie sind Sie eigentlich damit fertig geworden, dass Ihr Vater Jude und Ihre Mutter Angehörige der Episkopalkirche ist?« fragte ihn Sagardía unvermittelt.
    »Für mich war das kein Widerspruch. Mein Vater ist nie zur Synagoge gegangen und meine Mutter nie zur Kirche. Wir
haben völlig religionslos gelebt. Als ich sechzehn war, haben meine Eltern meine Schwester und mich nach Jerusalem zu einem Onkel geschickt. Bei ihm und seiner Frau habe ich täglich vierundzwanzig Stunden lang mitbekommen, was es heißt, Jude zu sein. Ich bin länger dort geblieben, als vorgesehen war, und erst mit neunzehn Jahren zurückgekehrt. In diesen Jahren habe ich mich bis über beide Ohren in ein israelisches Beduinenmädchen verknallt.«
    »Ein israelisches Beduinenmädchen?«
    »Ja. Sie wissen doch, dass in Israel auch Palästinenser und Araber mit israelischer Staatsbürgerschaft leben. Saïras Eltern sind Beduinen, die ihr Zelt ab und zu längere Zeit in der Nähe von Jerusalem aufgeschlagen und bei meinem Onkel gearbeitet haben. Er hat da eine Art landwirtschaftlichen Betrieb. Na ja, das ist ein bisschen übertrieben: ein paar tausend Quadratmeter Ackerland, auf denen er verschiedene Früchte anpflanzt.«
    »Sie brauchen mir das nicht zu erzählen. Ich habe nicht über Sie geurteilt.«
    »Na ja, ich nehme an, dass ich mich ungeschickt ausgedrückt habe, als ich von Mireille Béziers’ Begleiter gesprochen habe. Deshalb möchte ich Ihnen

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