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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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äußerst liebenswürdiger Mensch.«
    »Vor allem ist er tüchtig«, ergänzte Omar. »Und allein darauf kommt es an.«
    »Außerdem ist er ein guter Sohn und Bruder. Er hat sich immer Sorgen wegen seines Vaters und seiner Geschwister gemacht, und es hat ihn sehr mitgenommen, dass seine Frau bei der Geburt ihres ersten Kindes gestorben ist. Er hat nie wieder geheiratet«, fuhr Ali fort, ohne darauf zu achten, dass Omar die Brauen runzelte.
    »Sein Privatleben geht uns nichts an. Ich stehe ganz und gar hinter ihm, und er genießt mein vollständiges Vertrauen. Ich weiß, dass er der richtige Mann für uns ist. Alles andere ist unerheblich.«
    Dann, als fiele es ihm erst jetzt ein, sagte er: »Ach, Mohammed, fast hätte ich es vergessen! Ich muss mit Bezug auf deine Schwester doch noch etwas sagen. Sie hat dich mit Jalil bekannt gemacht, und du hast an einer Zusammenkunft in seinem Haus teilgenommen. Ich kann dir nur raten, halte dich von ihm fern. Er gehört nicht zu uns. Der alte Narr glaubt doch tatsächlich, dass man auf der Welt mit gutem Willen und Beten etwas erreicht.«
    Mohammed kam sich geradezu nackt vor. Woher wusste Omar das alles? Mit einem Mal fiel ihm der junge Mann ein, den er gegenüber Lailas Büro gesehen hatte. Vermutlich leistete der für Omar Spitzeldienste. Panik überfiel ihn, als ihm aufging, dass Laila große Gefahr drohte.
    »Jalil ist ein guter Mensch. Ich glaube nicht, dass er jemandem schadet«, sagte er furchtsam. Offenbar entging diesem Mann nichts, dem er da gegenüber saß.
    »Ein Ärgernis ist er. Er besteht darauf, den Frieden zu predigen, und vergisst dabei, wie stark unser Feind ist. Erst wenn wir ihn besiegt haben, können wir von Frieden sprechen und uns großmütig zeigen.«
    »Ich glaube nicht, dass von Jalil irgendeine Gefahr ausgeht«, wagte Mohammed anzumerken.
    »Nein. Das liegt aber auch nur daran, dass wir das nicht zulassen werden. Du jedenfalls solltest sein Haus nicht mehr aufsuchen, auch nicht, um zu beten. In Granada findest du dafür genug Moscheen und Imame, die dich anleiten und dir helfen können, auf dem eingeschlagenen Weg weiterzugehen.«
    Omar sah ihn fest an, und Mohammed begriff, dass das kein Rat, sondern ein Befehl gewesen war.
    Mit einem Mal kam ein kleines Mädchen hereingestürmt, gefolgt von der Alten, die ihnen den Kaffee gebracht hatte.
    »Papa, Papa! Darf ich mit zum Schulausflug? Mama sagt nein, aber ich möchte so gerne. Bitte, bitte, wenigstens dies eine Mal!«
    »Aber Rania! Was für ein Benehmen ist das?«
    Trotz des erzürnten Tones in Omars Stimme sah Mohammed, dass in die Augen dieses so unnachgiebig scheinenden Mannes ein Anflug von Zärtlichkeit getreten war. Bestimmt hatte die Kleine nur deshalb gewagt, ihren Vater zu stören, weil sie sicher war, dass sie nicht bestraft würde. Sie war höchstens zehn Jahre alt und trug zu der Schuluniform, deren grauer Rock ihr bis zu den Knöcheln reichte, ein Kopftuch.
    »Tut mir leid, Papa, entschuldige.«
    Sie senkte den Kopf, als bedauerte sie, den Vater belästigt zu
haben, hob aber sogleich wieder das Kinn und fragte lächelnd: »Nicht wahr, du erlaubst es mir doch? Wir gehen auf die Alhambra.«
    »Die kennst du doch schon«, gab Omar zurück.
    »Aber ich war noch nie mit meinen Schulkameradinnen da. Das wird sicher schön.«
    »Wir sprechen später darüber. Jetzt geh zu deiner Mutter.«
    Die Kleine drang nicht weiter in ihn und verließ den Raum, gefolgt von der alten Frau, die ihr das Ungehörige ihres Verhaltens vorhielt.
    »Es ist meine jüngste Tochter, entschuldigt.«
    Keiner der beiden wagte etwas zu sagen. Sie hatten die Szene schweigend beobachtet und fragten sich im Stillen, ob Omar der Kleinen die Teilnahme an dem Ausflug erlauben würde.
    »Das Schlimme am Leben in diesem Lande ist, dass wir fortwährend gegen den Einfluss der christlichen Lebensgewohnheiten kämpfen müssen, die unseren Frauen und Kindern den Kopf verdrehen. Der Tag wird kommen, an dem sie so leben müssen, wie es unsere Vorschriften verlangen. Doch bis dahin … machen wir weiter. Wo waren wir? Ach ja, bei Jalil.«
    »Keine Sorge. Ich gehe nicht mehr hin«, versprach Mohammed.
    »Das möchte ich mir ausgebeten haben. Ist jetzt alles klar? Dann solltet ihr mit Hakim reden.«
    »Ist der denn auch hier?«, fragte Ali.
    »Man wird euch zu ihm bringen. Er erwartet euch zum Essen. Er ist Ortsvorsteher eines Dorfs namens Caños Blancos in den Bergen der Alpujarras. Es gehört uns, denn wir haben alle Häuser aufgekauft,

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