Das Blut der Unschuldigen: Thriller
aber Tote nützen niemandem etwas. Wichtig ist, dass der Auftrag erledigt wird. Sorgt also dafür, dass ihr zumindest bis zum letzten Tag am Leben bleibt. Danach spielt es keine Rolle mehr. Auf jeden Fall möchte ich, dass ihr euch gründlich vorbereitet. Dazu müsst ihr jeden Tag herkommen. Ich kann nur mit Leuten etwas anfangen, die in erstklassiger körperlicher Verfassung sind. Ganz davon abgesehen müsst ihr den Umgang mit Sprengstoff lernen, damit ihr euch nicht selbst gefährdet. Ich versichere euch, dass das kein Kinderspiel ist.
Ihr kommt um acht Uhr morgens zum Üben hierher. Außerdem werden wir an den Einzelheiten feilen und uns mit den Örtlichkeiten möglichst genau vertraut machen: Santo Toribio, die Heilig-Kreuz-Basilika in Rom und die Grabeskirche in Jerusalem. Zwar werden andere Brüder die Anschläge auf die beiden Letzteren ausführen, doch wir müssen für den Fall vorbereitet sein, dass diese Ehre uns zufällt. Wir kämpfen gegen das Kreuz, das Feldzeichen der anderen, das wir auf alle Zeiten zerstören werden. Wir warten, bis uns Salim al-Bashir sagt, dass der Augenblick gekommen ist, dann schlagen wir zu.«
»Werden sich die Leute im Dorf nicht über unsere Anwesenheit wundern?«, fragte Ali.
»Jeder, der hier wohnt, gehört der Gruppe an. Dass hier auch Frauen und Kinder leben, dient lediglich der Tarnung und sorgt für den Eindruck von Normalität. Die Behörden lassen uns zufrieden, denn wir zahlen unsere Steuern, und es gibt hier keine Schlägereien oder sonstige gewaltsame Auseinandersetzungen. Wir tun unsere Arbeit und beten in der Moschee. Einmal hat das spanische Fernsehen sogar eine Reportage über unser Dorf gebracht und es als Oase des Friedens und beispielhaft für die Eingliederung von Moslems im Lande bezeichnet.
Unsere landwirtschaftlichen Erzeugnisse vermarkten wir über eine eigene Genossenschaft. Um kein Aufsehen zu erregen, wirst du, Mohammed, deinen Leuten sagen, dass du hier Arbeit gefunden hast. Ali braucht niemandem Erklärungen abzugeben, denn seine Eltern leben in Marokko, und sein Bruder ist einer von uns.«
»Ich vertraue meinen Angehörigen«, sagte Mohammed.
»Dein Vater ist ein ordentlicher Mann und deine Mutter eine musterhafte Frau, aber sie gehören nicht der Gruppe an«, gab Hakim zurück.
»Mein Vater weiß … er weiß über Frankfurt Bescheid.«
»Dann weiß er schon zu viel. Du darfst zu Hause kein Sterbenswörtchen von diesem Auftrag sagen. Als Hassans Schwester weiß deine Frau, dass sie dir keine Fragen stellen darf. Was Laila angeht … Sicher hat man dir schon gesagt, dass wir ihr nicht vertrauen.«
»Sie tut nichts Böses«, versuchte Mohammed sie in Schutz zu nehmen.
»Sie ist keine gute Moslemin. Ich fürchte, sie legt sich den Koran so aus, wie es ihr passt. Zu ihrer Rechtfertigung beruft sie sich auf den alten Jalil. Nein, mein Freund, wir trauen ihr nicht.«
Mohammed unterließ es, ihm zu widersprechen, denn er hätte nicht gewusst, was er sagen sollte.
»So oder so«, schloss Hakim, »haben wir die Pflicht, über alles, was die Gruppe betrifft, strengstes Stillschweigen zu bewahren.«
Als Mohammed und Ali das Dorf verließen, wurde es allmählich dunkel. Auch die Rückfahrt nach Granada verlief schweigend.
17
Voll Behagen nahm Salim al-Bashir einen Schluck von dem Wein, der rubinrot im edlen Kristall des Glases schimmerte.
»Süperb!«, sagte er und sah dabei den Mann an, der ihm gegenübersaß
und mit leicht belustigtem Lächeln bestätigte: »Ja, der 82er Château Pétrus ist vorzüglich.«
»Unbedingt.«
Ein Kellner trug die Teller ab und sagte die Dessertauswahl an. Salim entschied sich für eine mousse au chocolat , während sein Gegenüber Kaffee und Cognac bestellte.
»Und jetzt sollten wir vom Geschäft reden.«
Al-Bashir sah den hochgewachsenen Mann ihm gegenüber an. Er war ihm nicht unsympathisch. Trotz der Unterschiede, die zwischen ihnen bestanden, hatten sie viel gemeinsam.
Man hätte ihn ebenso gut auf sechzig wie auf siebzig Jahre schätzen können. Sein gebräunter Teint stach deutlich von seinen weißen Haaren ab. Auffällig waren die stahlharten grünen Augen, in denen Entschlossenheit und Härte lagen. Man sah ihm den Aristokraten auf den ersten Blick an.
»Machen Sie sich keine Sorgen, alles steht zum Besten«, teilte er Raymond de la Pallissière mit. »Heute habe ich erfahren, dass das Kommando bereits zusammengestellt ist. Es sind erfahrene Männer.«
»So wie die in Frankfurt?«
Al-Bashir sah
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