Das Blut der Unschuldigen: Thriller
Es wird nicht einfach sein, ihn auszuführen. Falls man euch fassen sollte, müsst ihr euch opfern, damit man euch nicht zum Verrat
zwingen kann. Das müsste ihr schwören, wie es die Angehörigen aller Kommandos tun.«
Ali und Mohammed gelobten, dass sie bereit seien, ihr Leben hinzugeben, und es für sie keine größere Freude geben könne, als zu Allah ins Paradies einzugehen.
»Solltet ihr den Ungläubigen in die Hände fallen, ist es besser, dass ihr euch selbst das Leben nehmt, damit wir das nicht tun müssen, zu eurer eigenen Schande und zu der eurer Familien. Zu diesem Zweck müsst ihr ständig eine Tablette bei euch tragen.«
»Eine Tablette?«, fragte Mohammed überrascht.
»Ja. Als letztes Mittel. Es könnte sein, dass ihr keine Möglichkeit habt, im Kampf zu sterben.«
»In Frankfurt hatten wir Sprengstoffgürtel für den Fall, dass uns die Polizei festnehmen wollte. Damit haben sich Jussuf und die anderen in die Luft gesprengt. Das hätte auch ich getan, wenn mich mein Vetter nicht beauftragt hätte, die Papiere zu verbrennen.«
»Du brauchst dich nicht dafür zu entschuldigen, dass du bei diesem Anschlag nicht umgekommen bist. Allah hat gewollt, dass du weiterlebst. Vielleicht stirbst du diesmal, vielleicht auch nicht. Sprengstoffgürtel bekommt ihr ohnehin, aber das hier ist ein ganz besonderer Auftrag, bei dem ihr zeitweise offen auftreten müsst. Da kann man nicht mit Sprengstoffgürteln herumlaufen. Mir ist klar, dass es euch wenig heldenhaft erscheint, eine Tablette zu schlucken, um zu sterben, aber wir dürfen keine Risiken eingehen.«
Mohammed und Ali stimmten ihm zu, ohne ihre Enttäuschung zu verbergen. Helden starben ihrer Ansicht nach nicht durch eine Tablette, aber sie konnten Omar unmöglich widersprechen. Er wusste mehr über die Sache als sie.
»Jetzt werde ich euch in die Einzelheiten einweihen. Hört gut zu.«
Zwei Stunden lang legte er den beiden dar, was von ihnen erwartet wurde. Mohammed und Ali waren von ihrem Auftrag begeistert.
»Wir werden sie treffen, wo es sie am meisten schmerzt: in dreien ihrer größten Heiligtümer. Ihr werdet die Reliquien dessen zerstören, was den Christen am heiligsten ist. Sie verehren auf der ganzen Welt Hunderte Splitter, von denen sie sagen, dass sie von dem Kreuz stammen, an das man Christus genagelt hat. Wir werden dort zuschlagen, wo sich das größte Stück davon befindet, nämlich im Kloster Santo Toribio in Kantabrien. Es ist neben Jerusalem, Rom und Santiago de Compostela einer der wenigen Orte, an denen die Christen das feiern, was sie ein Jubeljahr nennen, ein Heiliges Jahr. Es trifft sich gut, dass man dort gerade jetzt ein solches Jubeljahr feiert, denn so wallfahren Tausende von Pilgern aus aller Welt zu diesem Stück Holz. Außerdem werden wir das Heilige Grab in Jerusalem sowie die in der Heilig-Kreuz-Basilika in Rom aufbewahrten Reliquien zerstören.
Über diese Herausforderung können die Ungläubigen nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Presse, Rundfunk und Fernsehen werden, sobald sie die Nachricht davon übermitteln, deren eingeschlafenes Gewissen wachrütteln. Selbst Menschen, die sich als Agnostiker oder Atheisten bezeichnen, werden diese Herausforderung nicht ignorieren können. Sie werden nicht wissen, was sie tun sollen, und daher nichts unternehmen. Das ist ihre Tragödie. Als Nächstes werden sich Stimmen erheben, die zur Besinnung mahnen, zur Verständigung zwischen ihnen und uns. Man wird sagen, dass es sich um das Werk von Verrückten und Fanatikern handelt. Allein entscheidend
aber ist, dass sie klein beigeben werden, statt sich uns entgegenzustellen, denn sie fürchten uns.«
So entflammt war Omar von seinen eigenen Worten, dass seine Augen leuchteten. Er sah schon vor seinem geistigen Auge, wie die Reliquiensplitter durch die Luft flogen, und genoss diesen Augenblick im Voraus. Er nahm einen Schluck Wasser und fuhr fort: »Über Jahrhunderte hinweg haben sie uns im Zeichen des Kreuzes bekriegt und getötet. Jetzt werden wir einen Teil dieses Kreuzes zerstören. Danach wird uns Europa gehören. Es ist eine reine Frage der Zeit, bis es so weit ist.«
Der Plan konnte auf keinen Fall fehlschlagen. Wenn alles gut ging, würde dieser Anschlag dem Westen den Todesstoß versetzen. Die christliche Welt würde wie eine reife Frucht fallen und sich nie wieder erheben.
»Du leitest das Kommando«, sagte Omar zu Mohammed. Dieser lächelte geschmeichelt, stolz, die Nachfolge seines bewunderten Vetters Jussuf an
Weitere Kostenlose Bücher