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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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friedlichen Zusammenleben der Kulturen glaubten, konnte es sich als außerordentlich schwierig erweisen, Leute an ihren Einsatzort zu bringen, die von der Polizei auf der halben Welt gesucht wurden.
    Auf jeden Fall musste die Gruppe ihr Vorhaben so früh wie möglich durchführen und den Vorteil nutzen, den es bedeutete, dass man im Brüsseler Zentrum nichts von ihrem Plan wusste.
    Die Frau hatte ihm versprochen, ihn anzurufen, sobald sich etwas Neues ergab. Ihm war klar, dass er sich darauf verlassen konnte. Sie war bereit, alles zu tun, was er von ihr verlangte. Mit einem Mal kam ihm ein Einfall, und er musste lächeln. Das war die Lösung! Um sich ihrer zu entledigen, konnte er sie als menschliche Bombe gegen eins der Ziele einsetzen. Das gäbe ihm eine elegante Möglichkeit an die Hand, die Beziehung zu beenden und zugleich die Probleme, die sich daraus ergeben konnten, endgültig aus der Welt zu schaffen. Sie wäre nicht die erste Frau aus dem Westen, die bereit war, im Namen des Islams zu sterben. Ja, das war es: So konnte er zwei Probleme auf einen Schlag aus der Welt schaffen.
    Als Nächstes wollte er sich mit dem Kommando in Granada in Verbindung setzen. Omar hatte mit Hilfe seiner Beziehungen dafür gesorgt, dass dort ein Seminar über die drei monotheistischen
Religionen stattfand, zu dem man al-Bashir eingeladen hatte. Da er regelmäßig bei solchen Gelegenheiten auftrat, würde niemand etwas dabei finden, dass er nach Granada reiste. Bis es so weit war, hatte er sicherlich seine endgültige Entscheidung getroffen.
    Von Omar wusste er auch, dass sich Mohammed und Ali bereits im nordspanischen Santo Toribio unter die Tausenden von Pilgern gemischt hatten, die wegen des Heiligen Jahres Tag für Tag das Heiligtum besuchten, um die Örtlichkeiten gründlich zu erkunden.
    Was den Anschlag auf Rom anging … ja, der Einfall, seine Mätresse als menschliche Bombe zu benutzen, sagte ihm ausgesprochen zu. Er stellte sich vor, wie sie sich, das Hidschab auf dem Kopf, mit einem lauten Schrei im Namen Allahs aufopferte. Er lachte bei dieser makabren Vorstellung in sich hinein; sicherlich würde sie auch diesen Wunsch erfüllen, war sie ihm doch voll sentimentaler Anhänglichkeit ergeben.
    Das Klingeln des Telefons riss ihn aus seinen Gedanken. Bald darauf lachte er befriedigt in sich hinein: Das politikwissenschaftliche Institut der Universität Harvard lud ihn zu einem Vortrag über die Möglichkeit eines Bündnisses zwischen Christen und Moslems ein. Er nahm begeistert an. Das Honorar war fürstlich, und überdies würde sein Auftritt bei einer solchen Veranstaltung seinen Ruf in Fachkreisen noch mehr festigen. Immerhin wären seine Zuhörer künftige Lenker der Geschicke der Welt, denn solche Menschen studierten in Harvard … Er würde ihnen sagen, was sie hören wollten – etwas anderes konnten sie ohnehin nicht verstehen. Den Intellektuellen Amerikas und Europas wollte einfach nicht in den Kopf, dass sich unterschiedliche Ansichten nicht durch Reden und Nachgeben aus der Welt schaffen lassen. Sie waren wie die Kinder:
Sie taten alles, um Problemen aus dem Weg zu gehen, weil sie überzeugt waren, dass es dann keine geben würde.
     
    Graf Raymond d’Amis liebkoste das Exemplar von Bruder Juliáns Chronik, das vor ihm auf dem Tisch lag, als wollte er aus dem Werk die für sein Vorhaben nötige Kraft schöpfen. Beim Verlassen seiner Suite sah er mechanisch auf die Uhr: zwei Uhr am Nachmittag. Er wartete, bis niemand auf dem Gang zu sehen war, damit kein Zimmermädchen oder ein anderer Gast sah, wohin er ging.
    Die Wahl eines geeigneten Hotels für seine Zusammenkunft mit Ylena war nicht einfach gewesen. Den Ausschlag gegeben hatte sein Wunsch, keinesfalls auf die gewohnten Annehmlichkeiten zu verzichten, und so hatte er sich für das Pariser Hotel Crillon entschieden. Um seinen Aufenthalt dort glaubhaft rechtfertigen zu können, hatte er den Auftrag gegeben, in seiner Wohnung auf der Île St. Louis die Bäder renovieren zu lassen. Bestimmt hatte der Koordinator Recht damit, dass er immer wieder betonte, man dürfe nichts dem Zufall überlassen. Noch am Vormittag hatte er ihm telefonisch eine Zahl durchgegeben  – Ylenas Zimmernummer.
    Das Aussehen der Frau, die seiner Schätzung nach zwischen zwei- und fünfundzwanzig Jahren alt war, verblüffte den Grafen. Für einen Auftrag, bei dem sie in der Türkei sozusagen unsichtbar sein musste, war sie in jeder Hinsicht viel zu auffällig: zu groß und zu blond. Zu

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