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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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es trotzdem getan. Glauben Sie mir, diese Leute bringen es immer wieder fertig, uns zu überraschen. Wer hätte denn gedacht, dass sie die Wolkenkratzer des World Trade Center zerstören würden? Oder dass sie ausgerechnet zu einer Zeit in zwei Madrider Vorortzügen Bomben legen würden, als in Spanien so viele Menschen wie nie zuvor auf den Straßen gegen den Irak-Krieg demonstriert hatten? Bei solchen Anschlägen versuchen wir, jeweils die Hintergründe zu verstehen, und entwickeln Theorien darüber – aber jedes Mal sind uns diese Leute einen Schritt voraus.«
    »Trotz allem würde ich die von Ihnen angesprochene Möglichkeit ausschließen«, sagte der Dominikaner.
    »Hat es denn nicht schon Anschläge auf Synagogen gegeben?« , erinnerte ihn Panetta.
    »Doch …«, murmelte Sagardía.
    »Wir sollten also vorsichtshalber nichts ausschließen. Jedenfalls behalten wir den Jugoslawen im Auge und sehen zu, was wir dabei herausbekommen können. Vor allem wüssten wir
gern, wer der ›Alte‹ ist, von dem er gesprochen hat. Man muss auf jeden Fall damit rechnen, dass in nächster Zeit irgendetwas passiert. Ich halte Sie auf dem Laufenden.«
    Panetta verabschiedete sich, nachdem er Gabrielli noch einmal gedankt hatte.
    »Nimm noch einen Schluck Grappa, bevor du gehst«, forderte Gabrielli den Jesuiten auf und goss ihm gleich ein.
    »Bist du wirklich überzeugt, dass die Gruppe nicht gegen die katholische Kirche losschlagen wird?«
    »Sie hätte keinerlei Vorteil davon. Der Heilige Vater führt einen offenen Dialog mit islamischen Theologen. Wir haben den Einmarsch der Amerikaner in den Irak von Anfang an verurteilt und fordern Israel immer wieder auf, die Rechte der Palästinenser zu respektieren. Welchen Sinn hätte es da für diese Leute, sich mit der Kirche anzulegen? Sie werden es sich nicht mit uns verderben wollen – wenn schon nicht aus moralischen Gründen, dann einfach deshalb, weil das ihren Zielen nicht dienlich wäre.«
    Gabrielli trug das mit solcher Sicherheit vor, dass Sagardía unmöglich etwas dagegen vorbringen konnte. Der Abend war weit angenehmer verlaufen, als er erwartet hatte, und er wollte die Atmosphäre nicht durch eins jener Streitgespräche vergiften, die sie immer wieder führten und an deren Ende beide erschöpft und schlecht gelaunt waren.
    Um Mitternacht verabschiedete er sich; nicht nur war er müde, er musste auch nachdenken und zu sich selbst finden.

20
    Das Wochenende in Paris hatte sich für Salim al-Bashir gelohnt. Das Zusammentreffen mit der Frau war nicht nur auf persönlicher Ebene angenehm verlaufen, es hatte ihn auch beruhigt: Im Brüsseler Zentrum wusste man weder etwas über ihn noch über die Gruppe . Zwar überwachten die Leute Karakoz, weil sie überzeugt waren, das Knäuel auf diese Weise entwirren zu können, doch tappten sie vollständig im Dunkeln. Von dieser Überwachung aber war Karakoz bereits durch die Gruppe informiert worden, und da er seine Interessen zu wahren wusste, hatte er sicherlich die nötigen Maßnahmen ergriffen, um sich zu schützen.
    Die Gruppe vertraute Karakoz nicht nur, weil er sein Fach verstand, sondern vor allem, weil er ausschließlich auf Geld aus war … Da er nie versagt hatte, war er regelmäßig für seine Dienste bezahlt worden – welchen Grund hätte er da haben können, den Ast abzusägen, auf dem er saß?
    Von allem, was die Frau gesagt hatte, beunruhigte al-Bashir nur ein einziger Satz, bei dem sie sich wohl nichts gedacht hatte. »Neulich habe ich gesehen, wie der stellvertretende Leiter, also Panetta, alle Personalakten der Abteilung durchgegangen ist. Keine Ahnung, was er gesucht hat. Vielleicht misstraut er jemandem.«
    Er hatte sie nicht beunruhigen wollen, weil sie selbst der Sache keine besondere Bedeutung beizumessen schien, doch gefiel ihm das überhaupt nicht. Zwar dürfte es dem Zentrum zur Terrorismusabwehr außerordentlich schwerfallen, der Gruppe auf die Fährte zu kommen, doch war es durchaus möglich, dass
man in Brüssel eine undichte Stelle befürchtete und bei der Suche danach auf die Frau stieß. Das durfte nicht sein, denn es bedeutete ein zu großes Risiko, und so schien ihm der Augenblick gekommen, sich ihrer zu entledigen.
    Nach wie vor bereiteten ihm die drei geplanten Anschläge Kopfzerbrechen. Obwohl es immer einfacher wurde, sich in den Ländern Europas ungehindert zu bewegen, weil inzwischen Millionen Brüder inmitten der dummen Menschen des Westens lebten, die an ihre naiven Vorstellungen vom

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