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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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Besprechung hinzugezogen hatte, suchte eine Gelegenheit, einige Minuten mit dem Mann allein zu sein, der für ihn mehr als ein Vater gewesen war. Dazu hatte sich Aguirre, wenn auch ungern, bereit erklärt. Zur Zeit waren Sagardías Probleme die geringste seiner Sorgen, zumal er ihn enttäuscht hatte, wie er sich zögernd eingestand.
    »Was gibt es?«, fragte er knapp.
    »Ich muss dich um Verzeihung bitten. Mir ist klar, dass du
mit mir unzufrieden bist, weil ich versagt habe. In der Erwartung, dass ich einer Situation wie dieser gewachsen sei, hast du mich über Jahre hinweg darauf vorbereitet und mir alle Wege geebnet. Ich weiß, dass ich der Sünde des Undanks schuldig bin und meine persönlichen Schwierigkeiten ernster genommen habe als meine Pflicht gegenüber der Kirche.«
    »Es ist mir lieb, dass du dich ermannt hast, mir das zu sagen, aber um Verzeihung brauchst du mich nicht zu bitten. Wir sprechen später noch einmal darüber.«
    »Ich finde keinen Frieden, wenn ich nicht weiß, ob du mir vergeben hast.«
    »Ovidio, ich weiß nicht, was ich dir vergeben soll. Die Hauptsache ist, dass du begriffen hast, was Vorrang vor allem anderen hat, nämlich der Dienst an der Kirche.«
    »Hat die Chronik des Bruders Julián tatsächlich all das ausgelöst ?«
    »Wie kommst du dazu, so etwas zu sagen? Nein, diesem armen Mönch dürfen wir auf keinen Fall die Schuld daran zuschieben.«
    »Aber er hat nach Rache verlangt … In der Chronik drückt er seine Hoffnung aus, dass jemand das Blut der Unschuldigen rächt …«
    »Wir können nach meiner Rückkehr darüber sprechen. Jetzt muss ich aufbrechen.«
    »Verlässt du Rom?«
    »Ich fahre nach Paris. Bischof Pelizzoli wird dir und Domenico sagen, was ihr wissen müsst.«
    An dieses Gespräch mit Ovidio musste Aguirre denken, während er einem Beamten dorthin folgte, wo Panetta sein provisorisches Pariser Hauptquartier eingerichtet hatte. Es überraschte ihn nicht, dort auch Matthew Lucas vorzufinden.
    »Wie schön, dass Sie gekommen sind«, sagte Panetta.
    »Ihr Rat und Ihre Erfahrung werden uns mit Sicherheit helfen«, versicherte ihm Panetta. »Und jetzt würde ich gern mit Ihnen über etwas sprechen, das niemand wissen darf. Vielleicht ist es ohnehin das Beste, wenn ich es Ihnen in der Beichte anvertraue …«
     
    Der Graf hatte keinen Hunger und auch keine Lust, seine Suite zu verlassen. Er versuchte eine Weile zu lesen, konnte sich aber nicht konzentrieren und schaltete den Fernseher ein.
    Das Telefon klingelte, und als er abnahm, meldete sich der Empfangschef.
    »Entschuldigen Sie die Belästigung, aber eine Dame möchte mit Ihnen sprechen. Sie sagt, sie sei Ihre Tochter.«
    Vor Überraschung brachte er einige Sekunden lang kein Wort heraus.
    »Ich glaube, ich habe Sie nicht richtig verstanden«, brachte er nach einer Weile heraus.
    »Ihre Tochter ist hier und hat gebeten, Sie davon in Kenntnis zu setzen.«
    Er wusste nicht, was er antworten sollte. Er spürte, wie seine Beine zu zittern begannen.
    »Fragen Sie sie bitte, ob sie heraufkommen oder in der Halle auf mich warten möchte.«
    Gleich darauf teilte ihm der Mann mit, ein Page werde seine Tochter nach oben begleiten.
    Als sie kurz danach wortlos bei ihm eintrat, wirkte sie ausgesprochen selbstsicher. In ihren großen schwarzen Augen lag nicht der geringste Hinweis auf irgendwelche Gefühle.
    »Du also bist mein Vater«, sagte sie und sah ihm fest in die Augen.
    »Ja.«
    »Ich hatte dich mir anders vorgestellt.«
    Er gab keine Antwort. Mund und Kehle waren ihm wie ausgedörrt, und er fühlte sich dieser Frau, die jetzt mit ihren Blicken den Salon musterte, unterlegen. Auch Catherine war anders, als er sie sich vorgestellt hatte. Abgesehen von der unglaublichen Selbstsicherheit ähnelte sie Nancy in nichts.
    »Wie hattest du dich mir denn vorgestellt?«, fragte er.
    »Ich weiß nicht … wie ein Ungeheuer. Dabei hatte Mutter immer gesagt, du hättest sehr gut ausgesehen. Vermutlich hat sie sich auch deshalb in dich verliebt und dich geheiratet.«
    »Was möchtest du?«, fragte er kaum hörbar.
    »Das weißt du – die Orte besuchen, an denen sich Mutter und die Großeltern aufgehalten haben. Ich möchte wissen, wie ihr Leben hier im Lande war. Außerdem wüsste ich gern …«, sie biss sich auf die Lippe, bevor sie fortfuhr, als kostete es sie Mühe, die Worte zu sagen, »… wie es dahin kommen konnte, dass sie sich in dich verliebt hat.«
    »Ich hätte dich gern früher kennengelernt«, murmelte er.

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