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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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»Deine Mutter wollte das nicht. Und später wolltest auch du nichts von mir wissen.«
    »Wozu auch? Du stehst für alles, was Mutter und mir verhasst war.«
    »Und was hat deine Sinnesänderung bewirkt? Es wäre doch gar nicht nötig gewesen, mich aufzusuchen. Du hättest die Burg ohne weiteres in meiner Abwesenheit besichtigen können.«
    Sie schwieg eine Weile und löste den Blick von ihm. Er sah sie fasziniert an. Es erschien ihm unglaublich, dass die Frau, die da vor ihm stand, seine Tochter sein sollte.
    »Ich weiß selbst nicht, warum ich gekommen bin«, gestand sie.
    »Hast du Hunger?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Wo bist du abgestiegen?«
    »Im Hotel Maurice .«
    »Möchtest du, dass wir gemeinsam zu Abend essen?«
    Er sah ihr Zögern.
    »Von mir aus«, stimmte sie schließlich zu. »Aber nur, wenn ich mich nicht dafür umziehen muss.«
    Erst jetzt sah er sie genauer an. Das volle Haar, dessen Farbe zwischen Kastanienbraun und Mahagoni spielte, war ihm ins Auge gefallen, doch hatte er nicht darauf geachtet, was sie trug. Nein, in Begleitung einer Frau in Jeans und Stiefeln, auch wenn sie einen Kaschmirpullover mit einer Jacke darüber trug, würde er kaum eins der Restaurants aufsuchen können, in denen er gewöhnlich verkehrte.
    »Bist du zum ersten Mal in Paris?«, fragte er.
    »Nein, ich war schon öfter hier. Eine Studienreise, aber auch Arbeitsaufenthalte.«
    »Gut. Dann weißt du ja auch, wo es dir gefallen würde.«
    »Wie wäre es mit La Coupole ? Das Restaurant ist in Montparnasse…«
    »Gern. Amerikanern gefällt es dort.«
    »Dir nicht?«
    »Ich weiß nicht – ich war noch nie da.«
    Sie sah ihn an, als könnte sie nicht glauben, dass ein Franzose noch nie im Leben das berühmte La Coupole besucht hatte.
    Während des Essens sprachen sie nicht viel. Sie fragte ihn nach diesem und jenem in der Burg, und er erkundigte sich nach ihrem Studium und ihren Plänen für die Zukunft. Auf beides gab sie ausweichende Antworten.
    »Ich weiß noch nicht so recht, was ich tun möchte. Ich fühle
mich sehr allein und brauche Zeit, um mich vom Verlust meiner Mutter zu erholen.«
    Vielleicht war es doch möglich, eine Beziehung zu seiner Tochter aufzubauen, überlegte d’Amis. Dafür waren Einfühlungsvermögen und Rücksicht vonnöten. Es war nur allzu verständlich, dass die sich lange hinziehende Krankheit der Mutter sie so mitgenommen hatte.
    »Berichte mir von deiner Mutter«, bat er.
    Mit vor Wut blitzenden Augen fuhr sie ihn an: »Es gibt nichts von ihr zu berichten – dir am wenigsten von allen Menschen.«
    »Ich habe sie geliebt, immer habe ich sie geliebt«, gab er zurück.
    »Wenn das so wäre, hättest du deine verrückten Ideen aufgegeben.«
    »Was für verrückte Ideen?«
    »Du bist ein Nazi, ein Wahnsinniger, der von einer überlegenen Rasse träumt und der sich, was noch schlimmer ist, für den Erben der Katharer hält.«
    »Ich bin Spross einer sehr alten Familie, deren Angehörige man den Interessen eines Königs und dem Fanatismus eines Papstes auf dem Scheiterhaufen geopfert hat. Wenn du etwas über diesen Hintergrund wüsstest, wäre dir klar, dass du keinen Anlass hast, mich als verrückt hinzustellen.«
    »Ich weiß Bescheid, Mutter hat mir all diese irrwitzigen Dinge erzählt.«
    »Irrwitzig? Das ist die Geschichte unserer Familie – ja, Catherine, es ist auch deine Familie – nun wirklich nicht. Unsere Vorfahren haben gekämpft, um die Unabhängigkeit ihres Landes zu bewahren und um zu erreichen, dass es nicht dem Besitz der französischen Krone einverleibt wurde. König und Papst haben
ein Komplott miteinander geschmiedet, denn beiden kam es nur allzu gelegen, das Languedoc auszulöschen und …«
    »Hör doch auf, mir von Königen und Päpsten zu erzählen! In welcher Zeit lebst du eigentlich? Wir schreiben das 21. Jahrhundert. Und wie kommst du dazu, Nazi zu sein? Du kannst doch unmöglich glauben, dass manche Menschen besser sind als andere.«
    »Dass es diesen Unterschied gibt, liegt auf der Hand.«
    »Wir sind alle gleich!«, erwiderte sie mit erhobener Stimme.
    »Aber nicht die Spur. Ich und der Kellner, der uns hier bedient, sind nicht von ferne gleich. Ich bin der dreiundzwanzigste Graf d’Amis, während er äußerstenfalls den Namen seiner Großeltern kennt. Auch du bist nicht wie alle anderen. Ob dir das recht ist oder nicht, eines Tages wirst du, ganz gleich wie amerikanisch du dich fühlen magst, Gräfin d’Amis und Erbin von mehr als nur Geld und Ländereien sein,

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