Das Blut der Unschuldigen: Thriller
gut ausgeht.«
»Nein. Sie müssen es mir vorher geben.«
»Es ist unser gemeinsames Unternehmen; so hatten wir es vereinbart.«
»Wir sind auf Sie nicht angewiesen, wohl aber Sie auf uns.«
D’Amis gab keine Antwort. Er konnte nicht bestreiten, dass der Mann damit Recht hatte. Nie und nimmer hätte er auf sich allein gestellt seine Rache ausführen können. Und er musste daran denken, wie sehr er die Süße der Rache bereits im Voraus ausgekostet hatte. Ja, er würde ihm das Geld geben.
»Sie werden bekommen, was Sie haben wollen«, sagte d’Amis schließlich.
Al-Bashir lächelte zufrieden. Er hatte keine Sekunde lang bezweifelt, dass der Mann herausrücken werde, was er verlangte. Er hatte ihn in der Hand.
»In zehn Tagen haben Sie Ihre Rache.«
»Das hoffe ich.«
»Wir begehen keine Fehler. Dafür sind wir bereit zu sterben.«
D’Amis kehrte unverzüglich in sein Hotel zurück. Weder bekam er etwas davon mit, dass man ihm folgte, noch dass ihn in der Hotelhalle zwei Beauftragte des Jugoslawen keine Sekunde aus den Augen ließen. Er war noch keine fünf Minuten in seiner Suite, als es klopfte. Er öffnete und sah sich einem hochgewachsenen Mann mit stahlgrauen Augen und dunkelblondem Haar gegenüber.
Ohne eine Aufforderung abzuwarten, trat der Mann ein.
»Ich bringe, was Sie bestellt haben.« Mit diesen Worten entnahm er seinem Aktenkoffer einen großen Umschlag und legte ihn auf den Tisch. Er enthielt die gefälschten Pässe für Ylena und ihre Begleiter, sowie Kreditkarten und weitere Personalpapiere.
»Der Stuhl ist auch bereit.«
»Wo?«
»Natürlich in Istanbul. Hier ist die Adresse, wo die Leute ihn zusammen mit der Videokamera und dem übrigen Material abholen müssen.«
»Wo befindet sich der Sprengstoff?«, erkundigte sich d’Amis neugierig.
»Das wird man Ihren Leuten in Istanbul sagen. Ich bin nur ein Bote«, sagte der Besucher mit lautem Lachen, wobei er seine gelblichen Zähne entblößte.
Der Graf sah ihn verächtlich an. Einer der Söldner, die wie der Jugoslawe für Karakoz arbeiteten, ein Mann, der für Geld tötete. Seiner Sprechweise nach stammte er aus Südfrankreich.
»Möglicherweise muss ich mit Ihrem Chef sprechen.«
»Sie wissen ja, wie Sie an ihn rankommen. Begehen Sie aber nicht noch mal den Fehler, ihn zu Hause anzurufen. Das Telefon ist nicht sicher. Was das Geld betrifft …«
»Das bekommt er auf dem bekannten Weg.«
»Der Preis ist gestiegen. Der Auftrag war schwieriger als erwartet.«
»Zuerst möchte ich den Rest der Ware haben, dann sprechen wir über den Preis. Jetzt gestatten Sie, dass ich mich verabschiede. Ich erwarte noch Besuch.«
»Etwa die Frau? Die ist noch nicht in Paris.«
»Woher wollen Sie das wissen?«
»Wir sind für ihre Sicherheit hier verantwortlich und sorgen dafür, dass sie nichts falsch macht. Sie meldet sich morgen bei Ihnen. Sie sieht gut aus, auch wenn ihr die dunkle Haarfarbe nicht steht.«
»Ich muss jetzt jemanden anrufen. Auf Wiedersehen.«
Als er wieder allein war, seufzte er erleichtert. Der Umgang mit Typen wie diesem war ihm zuwider. Er holte die Calvados-Flasche heraus und goss sich ein großes Glas ein. Zehn Tage noch, sagte er sich, dann ist die Rache vollzogen. Das hatte ihm al-Bashir zugesagt.
Nach dem Mittagessen im La Tour d’Argent beschloss al-Bashir, einen Spaziergang zu machen. Nirgendwo fühlte er sich wohler als in Paris, und er überlegte, wie sich die Stadt verändern würde, wenn sie eines Tages vollständig moslemisch wäre.
Er genoss im Voraus das öffentliche Aufsehen, das jeder der drei Anschläge auf der ganzen Welt erregen würde. Danach bliebe dem Westen gar nichts anderes übrig, als sich einzugestehen,
dass er im Begriff stand, den Krieg zu verlieren. Nicht einmal die harmoniesüchtigsten Spitzenpolitiker würden die Augen länger vor der Wirklichkeit verschließen können. Der Dritte Weltkrieg würde ausbrechen, und sie, die Auserwählten Gottes, würden ihn gewinnen.
32
Ignacio Aguirre war vor einer Stunde in Paris angekommen und wartete jetzt darauf, von Lorenzo Panetta empfangen zu werden.
Er war gerade lange genug in Rom geblieben, um mit Bischof Pelizzoli und einigen anderen Spitzenvertretern der Kirche über seine Befürchtungen zu sprechen.
Es war eine lange Sitzung gewesen, und alle Anwesenden hatten sich zutiefst davon beunruhigt gezeigt, was der alte Jesuit in ihrem Verlauf gesagt hatte.
Ovidio Sagardía, den man wie Domenico Gabrielli nicht zu dieser
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