Das Blut der Unschuldigen: Thriller
riesigen Himmelbett einen eleganten Damenschreibtisch mit zwei Stühlen, deren Bezüge von einem kräftigeren Grün als die Wandbespannung war. Sie sah zwei Türen und öffnete sie neugierig. Die eine führte in ein Bad und die andere in ein Ankleidezimmer.
Es dauerte keine zehn Minuten, bis sie ihre Koffer ausgepackt hatte. Sie brannte darauf, die Burg kennenzulernen.
Als sie auf den Treppenabsatz trat, sah sie, dass Edward wenige Schritte von der Tür entfernt stand.
»Wünschen Sie etwas?«
»Ja, ich möchte gern die Burg kennenlernen. Können Sie sie mir zeigen?«
Er lächelte befriedigt und diente der jungen Dame, die eines Tages Burgherrin sein würde, als Führer.
»Nun, meine Herren, als Letztes möchte ich Ihnen noch mitteilen, dass wir binnen weniger Tage, nämlich am Karfreitag, unseren Familien Genugtuung für das Leid verschaffen können, das man ihnen einst zugefügt hat. Mehr darf ich auch Ihnen noch nicht sagen.«
Ein älterer Herr mit deutlich südfranzösischem Akzent bat um das Wort. »Ich möchte Sie in unser aller Namen zum Ergebnis dessen beglückwünschen, was Sie unternommen haben. Die Familie d’Amis hat die Erinnerung an das, was in dieser Gegend geschehen ist, am Leben erhalten und dafür gesorgt, dass wir unsere Märtyrer nicht vergessen haben. Ganz wie Ihr Herr Vater haben Sie sich von grenzenloser Großzügigkeit gezeigt.«
Als Nächster erhob sich ein Mann in mittleren Jahren. »Wir
haben Verständnis dafür, dass Sie uns keine genaueren Angaben machen dürfen. Aber könnten Sie uns nicht zumindest das Ausmaß dessen schildern, was geschehen wird?«
D’Amis sah sie einige Sekunden lang an, bevor er antwortete. Nein, er würde ihnen kein weiteres Wort sagen. Der Koordinator hatte darauf bestanden, dass alles bis zum letzten Augenblick geheim zu halten sei. Niemand dürfe mehr wissen, als unbedingt nötig, hatte er ihm immer wieder eingeschärft. Seiner Aussage nach wussten nicht einmal die Männer und Körperschaften, die er vertrat, was geschehen würde, noch wann. Ihnen lag an Ergebnissen, und die garantierte ihnen der Koordinator, so wie der Graf den Gleichgesinnten um seinen Bibliothekstisch herum die Gewähr dafür bot, dass der Tag der Rache kurz bevorstand.
»Um des Erfolgs der Unternehmung willen, aber auch zu Ihrer eigenen Sicherheit und der meinen, ist es besser, wenn Sie nichts wissen. Achten Sie einfach am Freitag auf das, was geschieht … Mehr darf ich Ihnen nicht sagen.«
In diesem Augenblick öffnete sich die Tür. Alle Anwesenden richteten den Blick auf den Umriss der Frau, der sich dort im Schatten abzeichnete, und sie hörten, wie Edward sagte: »Ich hatte Ihnen doch gesagt, dass wir jetzt nicht in die Bibliothek können.«
Aber Catherine trat mitten in den großen Raum und sagte mit breitem Lächeln, ohne ihren Vater anzusehen: »Entschuldigung! Es tut mir leid, Sie unterbrochen zu haben.«
Der Graf sah sie an, und sie merkte, dass in seinen grünen Augen wilder Zorn aufblitzte.
»Meine Herren, ich stelle Ihnen meine Tochter vor. Catherine, diese Herren sind die Verwaltungsratsmitglieder der Stiftung ›Katharergedächtnis‹.«
Alle erhoben sich sogleich, um die Tochter des Grafen d’Amis zu begrüßen. Sie wussten von ihrer Existenz, und der eine oder andere hatte sogar ihre Mutter Nancy gekannt, die vorübergehend mit dem Grafen verheiratet gewesen war.
Mit entschuldigendem Lächeln sagte sie: »Ich bin gerade erst angekommen und muss zugeben, dass ich von der Burg ganz begeistert bin. Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen einzutreten, als ich von Edward erfuhr, dass diese Bibliothek Porträts meiner Vorfahren enthält … All das ist für mich so neu …«
Alle fanden sie bezaubernd und beglückwünschten d’Amis zur Anwesenheit seiner Tochter, wobei sie hinzufügten, dass das Walten einer weiblichen Hand sicherlich nicht von Schaden sein könne.
Es erübrigte sich, die Sitzung offiziell zu schließen, und so bat der Graf den Butler, seinen Gästen einen Aperitif anzubieten. Angesichts der Uhrzeit, es war inzwischen halb acht am Abend, entschieden sich die meisten für ein Glas Sherry.
Catherine unterhielt sich mit einigen der Herren über die Bräuche der Region. Manches, was sie erfuhr, erstaunte sie. Als d’Amis sah, wie lernbegierig sie zu sein schien, legte sich sein Zorn allmählich und machte dem Gefühl des Stolzes Platz, eine solche Tochter zu haben.
Eine halbe Stunde später verabschiedeten sich die Herren mit den
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