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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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Dankbarkeit. David sollte bis zur Rückkehr des Vaters bei ihnen bleiben.
    Arnard bat Paul Castres, noch einmal mit seinem Schwager am Quai d’Orsay zu sprechen, um zu erreichen, dass man ihn in Berlin an der französischen Botschaft empfing.
    Gerade als er in seinem Arbeitszimmer einige Prüfungsarbeiten korrigierte, tauchte überraschend Graf d’Amis auf.
    »Mein lieber Professor, verzeihen Sie mir, dass ich einfach so hereinplatze. Ich habe geschäftlich in Paris zu tun und gedacht, das sei eine gute Gelegenheit, bei Ihnen vorbeizuschauen. Störe ich?«
    Arnaud wagte nicht, ihm zu sagen, dass genau das der Fall war. Also bot er dem ungebetenen Besucher einen Stuhl an, ohne sich aber sonderlich begeistert zu zeigen.
    »Ich wollte Ihnen nur mitteilen«, sagte der Graf, »dass wir Verstärkung bekommen haben. Eine Gruppe junger Deutscher, Studenten des Professors Marburg, ist zu uns gestoßen. Sie sind voller Begeisterung und wohl auch sehr tüchtig, so dass sie für uns eine große Unterstützung bedeuten werden.«
    »Das freut mich für Sie«, gab Arnaud trocken zurück.
    »Wir beschäftigen uns gerade mit den scheibenförmigen Grabstelen.«
    »Die haben nichts mit den Katharern zu tun. Mich überrascht wirklich, dass ein kluger Mensch wie Sie einem solchen Hirngespinst nachjagt. Es gibt keinen Katharerschatz. Was man an Gold, Silber und Münzen von Montségur fortgeschafft hat, war für Werke der Nächstenliebe bestimmt und sollte die Guten Christen unterstützen, die wegen der Inquisition mehr oder weniger im Untergrund lebten.«
    »Mich wiederum erstaunt Ihre Haltung. Außer Ihnen gibt es nicht einen einzigen Fachgelehrten, der die Existenz des Katharerschatzes bestreitet. Auch sind Sie der Einzige, der die Existenz des Grals leugnet und erklärt, die eigentümlichen Wandmalereien und Ritzzeichnungen, die wir in den Höhlen nahe Montségur gefunden haben, seien kein von den Katharern hinterlassener Geheimcode, sondern nichts als Krakeleien …«
    »Lassen Sie sich versichern, dass ich nicht der Einzige bin. Ich kann Ihnen ohne langes Überlegen mindestens ein Dutzend Namen von Wissenschaftlern nennen, die haargenau dasselbe sagen würden wie ich. Aber das dürfte sinnlos sein. Sie wollen es nicht hören. Auf jeden Fall möchte ich Sie an das erinnern, was ich bereits mehrfach gesagt habe: Ich teile Ihre Theorien und die Ihrer Bekannten in Bezug auf das Katharertum nicht. Ich bin gern bereit, dafür zu sorgen, dass man Ihnen gestattet, sich in historischen Archiven umzusehen, habe aber nicht die Absicht, meine Zusammenarbeit mit Ihnen darüber hinaus auszudehnen.«
    »Wir haben in einer bisher unbekannten Höhle zufällig weitere Zeichnungen entdeckt. Es wäre mir lieb, wenn Sie nach Montségur kommen könnten, um sich die anzusehen. Sie dürfen mich gern begleiten, ich fahre morgen …«
    »Bedauerlicherweise ist das nicht möglich. Ich reise nach
Berlin«, gab Arnaud zurück. Es ärgerte ihn, dass ihn der Mann nicht zufriedenließ.
    »Nach Berlin?«, fragte d’Amis verblüfft.
    »Ja.«
    »In wissenschaftlichen Angelegenheiten?«
    »In persönlichen…« Er zögerte eine Weile und überlegte dann, dass ihm der Graf über seine einflussreichen deutschen Bekannten vielleicht helfen könne. »Ich will nach meiner Frau suchen. Sie ist verschwunden.«
    »Ihre Frau ist verschwunden? Wo? In Berlin?« In der Stimme des Grafen lag unüberhörbares Erstaunen.
    »Sie ist Jüdin. Sie wollte dort nach Verwandten suchen, die ebenfalls Juden sind und die große Schwierigkeiten hatten. Krawallbrüder haben die Buchhandlung ihres Onkels zerstört, eine der ältesten und angesehensten in der Stadt, und ihn und seine Frau brutal misshandelt. Danach haben wir nichts mehr von den beiden alten Leuten gehört. Wir haben versucht, dort anzurufen, aber niemand hat abgenommen. Meine Schwiegereltern haben sich mit deutschen Freunden in Verbindung gesetzt, aber niemand konnte uns etwas über die beiden sagen. Sie waren wie vom Erdboden verschluckt, und weil sich meine Frau große Sorgen um sie machte und nicht einfach tatenlos hier herumsitzen wollte, ist sie am Zwanzigsten hingefahren. Seit ihrer Abreise haben wir auch von ihr nichts mehr gehört.«
    Der Graf hörte schweigend zu und sah ihn aufmerksam an, als bemühte er sich, Arnauds Worten einen verborgenen Sinn zu entnehmen. Nach längerem Schweigen fügte Arnaud hinzu: »Da ich im Begriff stehe, nach Berlin zu fahren, kann ich mich nicht mit diesen Zeichnungen beschäftigen, so

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