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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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erwartete, um sie zum Büro seines Schwagers zu begleiten.
    Nach der Begrüßung erklärte der Mann, ein älterer Beamter, der kurz vor der Pensionierung zu stehen schien: »Nun, Professor Arnaud, das Einzige, was ich Ihnen sagen kann, ist, dass wir nichts ermitteln konnten.«
    »Wieso nicht?«, fragte Arnaud besorgt.
    »Ich habe einen Bekannten in der Botschaft gebeten, die Wohnung ihrer Verwandten aufzusuchen. Dort lebt aber nach Aussage der Nachbarn im ersten Stock schon eine ganze Weile niemand mehr. … Auch sagt er, dass die Buchhandlung im Erdgeschoss nicht mehr existiert … Ihre Verwandten scheinen die Wohnung verlassen zu haben, ohne zu sagen, wohin. Was Ihre Gattin betrifft … Die Botschaft hat einige Nachforschungen angestellt. Im Innenministerium des Reiches wusste man nichts von einem Unfall oder irgendeinem anderen Ereignis, in das Ihre Gattin verwickelt sein könnte. Die bittere Wahrheit ist, dass offenbar niemand sie gesehen hat.«
    Es kam Arnaud vor, als hätte ihm jemand einen heftigen Schlag auf den Kopf versetzt. David konnte nicht an sich halten und brach in Tränen aus.
    »Was kann man denn jetzt noch unternehmen?«, erkundigte sich Paul Castres an ihrer Stelle, denn er sah sehr wohl, dass weder sein Kollege noch dessen Sohn zu einer Reaktion fähig war.
    »Nichts. Ich habe darum gebeten, dass jemand von der Botschaft im Rahmen des Möglichen von Zeit zu Zeit das Haus aufsucht, um zu sehen, ob Ihre Verwandten zurückgekehrt sind. Außerdem habe ich veranlasst, dass sich die deutschen Behörden melden, sobald ihnen etwas über Ihre Gattin bekannt wird.«
    »Ich fahre selbst nach Berlin«, erklärte Arnaud entschlossen.
    »Dazu würde ich Ihnen nicht raten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das viel nützen wird und … ich würde gern einen Augenblick unter vier Augen mit Ihnen reden. Paul, könntest du mit dem Jungen hinausgehen? Es dauert nicht lange.«
    Als sie allein waren, sah der Beamte Arnaud unbehaglich an, als fiele es ihm schwer, die rechten Worte zu finden.
    »Nun denn … ich … Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, aber … ich weiß nicht, vielleicht ist Ihre Frau …«
    »Ja?«
    »Entschuldigen Sie eine persönliche Frage … Leben Sie in gutem Einvernehmen miteinander?«
    Jetzt begriff Arnaud, was der Mann nicht auszusprechen wagte.
    »Sie wollen wissen, ob mich meine Frau verlassen haben könnte?«
    »Nun, so etwas kommt vor. Sofern wir uns nicht inmitten einer internationalen Krise befänden, wäre die Sache nicht
so dramatisch … Vielleicht ist sie … mit jemandem … fortgegangen …«
    »Ich habe sie selbst an den Zug begleitet«, gab Arnaud zurück.
    »Das bedeutet aber nicht unbedingt, dass im Zug nicht jemand war, mit dem sie gemeinsam fortgehen wollte.«
    »Das ist mit Sicherheit nicht der Fall. Wir lieben einander, führen ein glückliches Familienleben und haben, das kann ich Ihnen versichern, keinerlei Probleme miteinander.« Er merkte, dass bei diesen Worten eine tiefe Röte sein Gesicht überzog.
    »Na ja, es war eine Möglichkeit … ich wollte das vor Ihrem Sohn nicht ansprechen.«
    »Wirklich sehr rücksichtsvoll«, sagte Arnaud und unterdrückte den Zorn, der in ihm aufstieg.
    »Mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Sollten wir etwas erfahren, werden wir uns augenblicklich mit Ihnen in Verbindung setzen. Aber ich muss Sie bitten, nicht überstürzt zu handeln. Fahren Sie lieber nicht nach Berlin – nicht unter den gegenwärtigen Umständen.«
    »Wann wird der Krieg ausbrechen?«
    »Meiner Meinung nach ist es eine reine Frage der Zeit, bis Hitler beschließt, Frankreich anzugreifen. Aber ich betone, das ist meine persönliche Ansicht und nicht die des Außenministeriums. Ich denke nicht, dass es noch lange dauern wird, bis wir uns mit Deutschland im Krieg befinden. Aber einen Rat noch, wenn Sie gestatten …«
    »Ja?«
    »Falls Sie doch nach Deutschland fahren sollten, nehmen Sie reichlich Bargeld mit, möglichst Dollars, die wirken im Lande Wunder.«
    Arnaud dankte ihm und verabschiedete sich mit einem kräftigen
Händedruck von dem Diplomaten. Auf seinem Gesicht lag der Ausdruck tiefer Besorgnis.
     
    Da sie nicht untätig dasitzen und Miriams Verschwinden einfach hinnehmen wollten, trafen sie gemeinsam und ohne lange darüber zu reden die Entscheidung, dass Arnaud nach Berlin reisen und versuchen solle, seine Frau und deren Verwandte aufzuspüren.
    Als sie den Angehörigen diesen Entschluss mitteilten, vergossen Miriams Eltern Tränen der

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