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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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ihnen bereit erklärt hatte, um Bruder Juliáns Chronik auswerten zu dürfen. Sonderbarerweise aber sah es ganz so aus, als hätte er die Lust an dem Aufsatz verloren, den er darüber veröffentlichen wollte, seit er mit Beginn des Wintersemesters seine Arbeit an der Universität wieder hatte aufnehmen müssen.
    »Ich mache mir Sorgen um dich. Wer weiß, was da alles passieren kann«, erklärte er jetzt. »Ich war von Anfang an überzeugt, dass das Münchener Abkommen nur dazu dient, Hitler Zeit gewinnen zu lassen, auch wenn unser Ministerpräsident felsenfest an diesen Lumpen glaubt.«
    »Ich fahre, Fernand », sagte Miriam und schloss mit Nachdruck ihren Koffer. »Im Leben eines jeden von uns gibt es Dinge, die ihm wichtig sind. Du hast dich mit dem Grafen eingelassen, obwohl du immer gesagt hast, dass dich etwas an dem Mann abstößt, was mich übrigens nach dem Vorgefallenen kein bisschen wundert. Du weißt, dass ich dich gebeten habe, ihm das verwünschte Manuskript zurückzugeben und nie wieder dorthin zurückzukehren, wo man unseren Sohn auf so ekelhafte Weise beleidigt hat. Aber du gehst darüber hinweg, weil dir die Sache wichtig ist. Mir nun ist der Wunsch wichtig, mich zu vergewissern, wie es um meine Berliner Verwandten steht. Niemand wird mich daran hindern, Fernand, auch du nicht.«
    »Jetzt hältst du mir schon meine Arbeit vor! Ich wusste nicht, dass sie dir so sehr auf die Nerven geht.«
    »Nein, deine Arbeit halte ich dir nicht vor, wohl aber deine Blindheit und dass du dich benutzen lässt. Alles, was du mir
über diesen Grafen und seine Freunde gesagt hast, macht mir Angst. Was hast du mit Leuten zu schaffen, die nach dem Gral suchen? Warum unterstützt du sie dabei?«
    »Das tue ich doch gar nicht! Ich habe mit dieser Geschichte nichts zu tun.«
    »Das redest du dir nur ein! Mach dir doch nichts vor! Weißt du eigentlich, warum du immer gleich aus der Haut fährst, kaum noch mit uns redest und allen Gesprächen über die Chronik dieses Mönchs ausweichst? Ich will es dir sagen: weil du unzufrieden bist. Dir ist bewusst, dass du gemeinsam mit Dunkelmännern an einer Sache mitwirkst, die dir im tiefsten Herzen zuwider ist.«
    »Ich habe dir gesagt, wie entsetzlich der Graf seinen Sohn gezüchtigt hat, weil er David beleidigt hatte! Genügt dir das nicht als Beweis für seine Haltung und seine Überzeugungen?«
    »Der Mann scheint mir äußerst gerissen zu sein.«
    »Hört doch auf«, bat David. »Mama fährt … wir werden uns zwar große Sorgen machen, aber ich möchte nicht, dass sie traurig von uns fortgeht.«
    Gerührt umarmte sie ihren Sohn. Sie liebte ihn mehr als ihr Leben, nicht nur weil er ihr Kind war, sondern auch wegen seiner Einfühlsamkeit und seines Mitgefühls für Leidende.
    Nach der Rückkehr von der Burg des Grafen d’Amis hatte er seine Großeltern gebeten, ihm zu erklären, was er tun müsse, um ein guter Jude zu sein. Inzwischen ging er häufig zur Synagoge, begleitete die Großeltern zu allen religiösen Festen und trug sogar einen winzigen Davidstern um den Hals. Man hatte ihm das Wort Jude entgegengeschleudert, jetzt wollte er wissen, was hinter diesem Begriff steckte, dass er so viel Hass auslöste.
    Davids Bitte hatte Arnaud gerührt. Er trat auf ihn und seine Frau zu, um beide zu umarmen.
    »Es tut mir wirklich leid, dass ich euch meine Sorge nicht besser erklären kann. Ich habe euch sehr lieb.«
    »Wir dich auch, Papa. Mir wäre es auch lieber, wenn Mama hierbliebe, aber ich weiß, dass sie gehen muss, da sollten wir ihr nicht noch das Herz schwer machen.«
    Hand in Hand und über Nichtigkeiten plaudernd verließen sie die Wohnung. Auf der Fahrt zum Bahnhof verbarg Arnaud seine Besorgnis, indem er sich betont auf das Fahren konzentrierte, während David unaufhörlich auf die Mutter einredete.
    Als ein schrilles Pfeifen die Abfahrt des Zuges ankündigte, traten David unwillkürlich Tränen in die Augen, und Arnaud warf sich im Stillen vor, dass er mit Miriam gestritten hatte.
    »Pass auf dich auf! Bitte!«, sagte er.
    »Komm bald wieder, Mama«, bat David.
    Während sich der Zug immer rascher in Bewegung setzte, winkte sie beiden zum Abschied.
     
    In Gedanken versunken las Arnaud einige Papiere, als Martine Dupont erregt hereinkam.
    »Ich halte das nicht länger aus!«
    Er sah sie wortlos und überrascht an.
    »Entschuldige, aber mir stehen die Faschisten bis hier. Als ich heute in den Hörsaal komme, sitzt da doch tatsächlich ein Student an meinem Pult und

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