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Das Blut der Unsterblichen

Das Blut der Unsterblichen

Titel: Das Blut der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Saamer-Millman
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gezwungen, der Gesprächsverlauf behagte ihm nicht. Er versuchte, in demselben vertraulichen Tonfall zu antworten, den Ellen angeschlagen hatte. „Natürlich ist sie das. Kein Mensch ist in der Lage, den schmeichelnden Worten eines Unsterblichen zu widerstehen.“
    Wieder ließ Ellen ihr Lachen erklingen, unangenehm laut und schrill hallte es durch den frühen Morgen.
    „Du bist ein Spieler, Marcus, das gefällt mir. Auch ich liebe den Ausdruck in den Gesichtern der Sterblichen, wenn sie erkennen, dass sie dem Falschen vertraut haben. Das macht es soviel interessanter“, bei diesen Worten sah sie ihn verzückt an und fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Eine anzügliche Geste, die er unmöglich ignorieren konnte. Sein Lächeln gefror. Ernst und schweigend erwiderte er ihren Blick. Als sie erkannte, dass er nicht auf ihren Annäherungsversuch einzugehen gedachte, griff sie ein kleines Päckchen vom Beifahrersitz und reichte es ihm. „Nun gut, dann eben nicht. Geh und stille deinen Durst“, sagte sie nun bedeutend kühler.
    Marcus nahm das Päckchen entgegen. „Vielen Dank, Ellen.“
    „Auf ein baldiges Wiedersehen, Spieler.“
    Marcus nickte kurz, drehte sich um und lief zu seinem Mercedes zurück. Deutlich spürte er Ellens Blick im Rücken, und er musste sich zurückhalten, um nicht noch schneller zu laufen, als er es ohnehin schon tat.
    Nachdem er in seinen Wagen gestiegen war, ließ er den Motor an und brauste davon. Die Morgensonne stieg immer höher und ihre Strahlen begannen, in seinen Augen zu schmerzen. Er fischte eine Sonnenbrille aus dem Handschuhfach und klappte den Sonnenschutz des Wagens hinab. Solange die Strahlen nicht direkt und über längere Zeit auf seine nackte Haut trafen, machten sie ihm nicht allzu viel aus, trotzdem fühlte sich die Helligkeit unangenehm an, wie ein leichter Sonnenbrand.
    In seiner Wohnung öffnete er das Päckchen und zog den Beutel mit Blut heraus. In den einhundertachtzig Jahren seines Daseins hatte er noch nie eine Blutkonserve gekauft. Er kannte nur Zähne in Fleisch oder einen edlen Tropfen Blut in einem Kelch. Wenn er in die Halsschlagader eines Menschen oder eines Tieres biss, sprudelte das Blut anfänglich von alleine heraus. Erst gegen Ende musste er kräftiger saugen, um auch die letzten ein bis zwei Liter aus dem Körper zu ziehen. Es war ein unbewusster Vorgang, wie das Saugen eines Säuglings an der Brust seiner Mutter. Doch hier hielt er einen sterilen Plastikbeutel in der Hand, der ihn an die Fertignahrung der Sterblichen erinnerte, eine Tütensuppe oder eine Konserve. Trotzdem lief ihm der Speichel im Mund zusammen. Die Fangzähne schoben sich durch sein Fleisch, während seine Gedanken nur noch um das Blut in seinen Händen kreisten. Einen Augenblick lang erwog er, einfach die Zähne in das Plastik zu schlagen und den Inhalt des Beutels in seinen Mund zu drücken, entschied dann aber, zivilisiert vorzugehen. So vorsichtig, wie es seine vor Gier zitternden Finger zuließen, ritzte er den Beutel an und füllte den Inhalt in ein schmales Glas. Nachdem er es an die Lippen gesetzt hatte, leerte er es in einem Zug.
    Dann schloss er die Augen und legte den Kopf in den Nacken. Heiße Energiewellen rasten durch seinen Körper, seine Haut prickelte. Die Nackenhaare stellten sich auf und ein unbändiges Gefühl von Stärke strömte durch ihn hindurch. Er keuchte. Das Blut rann durch seine Adern, berauschte ihn mit seiner Kraft. Wie ein eingesperrtes Tier begann er, in der Wohnung herumzulaufen, voll Energie, doch ohne die Möglichkeit einer sinnvollen Beschäftigung. Kristina schlief wahrscheinlich tief und fest, er konnte sie jetzt unmöglich wecken. Eigentlich war sie tatsächlich die perfekte Beute, überlegte er. Sie lebte allein, ihre Eltern waren gestorben, und soweit er wusste, hatte sie weder Geschwister noch andere nahe Verwandte. Niemand würde sie vermissen. Der Gedanke weckte die Gier in ihm, den Drang, seine Zähne in ihren Hals zu schlagen, oder in ihren Bauch oder in die zarte Haut zwischen ihren Schenkeln. Verdammt. Er wollte ihr Blut, ihre Seele, ihren Körper, wollte alles an ihr.
    Zitternd ging er ins Badezimmer. Eine eiskalte Dusche und ein ausgiebiger Waldlauf würden ihn sicher ablenken. Der Badezimmerspiegel zeigte ihm die verborgene Kreatur, die nur hervorkam, um sich zu nähren. Eine blutgierige Bestie. Er öffnete die Lippen und betrachtete die Fangzähne, hart und rasiermesserscharf. Reste von Blut hafteten daran. Seine

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