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Das Blut der Unsterblichen

Das Blut der Unsterblichen

Titel: Das Blut der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Saamer-Millman
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dirigierte ihn zur Ortsausfahrt und anschließend eine schmale Straße entlang bis zu einem gewundenen Weg, der sich durch den Wald hinauf bis zu dem Restaurant schlängelte. Oben angekommen parkte Marcus auf dem Schotterparkplatz. Das Restaurant befand sich in einem flachen, rechteckigen Gebäude und verfügte über eine große Terrasse, von der aus man einen fantastischen Ausblick genoss. Die Abendsonne versank hinter dem Horizont und tauchte die Terrasse in rotgoldenes Licht. Trotz der schwindenden Helligkeit trug Marcus eine Sonnenbrille, die er auch dann nicht absetzte, als der Kellner sie, auf seinen Wunsch hin, zu einem Tisch am Rand der Terrasse führte. Nachdem sie Platz genommen hatten, nahm er ihre Hände in seine und betrachtete sie durch die schwarzen Brillengläser hindurch.
    „Kannst du bitte die Brille absetzen, ich mag es nicht, wenn ich die Augen meines Gegenüber nicht sehen kann“, bat Kristina.
    „Verzeih mir die Unhöflichkeit, meine Augen reagieren sehr empfindlich auf Sonnenstrahlen“, erklärte er.
    „Leidest du unter einer Sonnenallergie?“, fragte sie.
    Er nickte, setzte die Brille ab und blinzelte in die Abendsonne. Der Kellner trat an den Tisch, um die Getränkebestellung aufzunehmen. Marcus bestellte eine Flasche Rotwein und Bruschetta. Kristina genoss derweil den Ausblick auf den Sonnenuntergang. Sie fühlte sich so wohl und entspannt wie niemals zuvor. Zum ersten Mal in ihrem Leben fehlte ihr nichts, gar nichts! Sie war mit sich und der Welt im Reinen. Mit einem strahlenden Lächeln schaute sie ihn an.
    „Du siehst glücklich aus“, stellte Marcus fest.
    „Ja, ich bin glücklich. Ist das nicht seltsam?“
    „Mir geht es ebenso. Ich habe mich lange Zeit nicht mehr so wohl gefühlt.“
    Kristina neigte den Kopf und versuchte zu schätzen, wie alt er sein könnte. Vergeblich. „Wie alt bist du, Marcus?“
    Sein Gesicht verdüsterte sich.
    „Hör mal, du bist doch keine Frau“, spottete sie. „Du kannst mir dein Alter ruhig verraten. Ich verspreche, ich trage es mir Fassung.“
    „Ich bin einunddreißig Jahre alt.“
    „Das ist doch perfekt, ich verstehe nicht, warum du deswegen gezögert hast. Okay. Nächste Frage: Was ist dein Sternzeichen und wie lautet dein Nachname? Wo bist du geboren?“
    Marcus schmunzelte. „Lieber Himmel. Fragst du jetzt im Eiltempo alle Eckdaten ab? Soll ich dir einen ausführlichen Lebenslauf geben?“
    Kristina schüttelte den Kopf. „Nein, bitte entschuldige, ich frage dich das nur, weil ich das Gefühl habe, dass ich das alles wissen sollte. Im Grunde ist es unwichtig und sagt nicht das Geringste über dich aus.“
    „Da muss ich dir recht geben. Man sieht nur mit dem Herzen gut …“, sagte er.
    „… das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar “, vollendete Kristina den Satz. „Ich liebe dieses Zitat.“
    „Es freut mich, dass es dir ebenso gut gefällt wie mir. Tatsächlich ist es einer meiner absoluten Lieblingszitate.“
    Er führte ihre Finger an seine Lippen. Kristina betrachtete ihn, wie er selbstversunken ihre Hände hielt, die Augen geschlossen. Seine Nasenflügel bebten, als würde er ihren Duft aufnehmen. Ein Schauer rieselte ihren Rücken hinab und sie fühlte sich auf einmal befangen.
    „Verrätst du mir wenigstens deinen vollständigen Namen?“, fragte sie und entzog ihm ihre Hände.
    Bevor er antworten konnte, brachte der Kellner den Wein und das Bruschetta. Die Sonne war mittlerweile hinter dem Horizont versunken. Auf den Tischen brannten Kerzen in windgeschützten Gläsern und verbreiteten ein sanftes Licht. Marcus griff nach seinem Weinglas und hob es an. „Auf uns.“
    Kristina ergriff ihr Glas. „Auf uns.“
    Sie trank einen Schluck und genoss den herben, schweren Geschmack im Mund.
    „Also gut“, begann Marcus. „Ich gebe dir jetzt eine kurze Information zu meiner Person. Bist du bereit?“
    Sie nickte. „Ich bin bereit. Leg los.“
    „Mein vollständiger Name lautet Marcus del Casals. Wie du bereits weißt, bin ich kubanischer Abstammung. Meine Mutter starb, als ich drei Jahre alt war. Ich wurde daraufhin zu meinem Vater nach Amerika geschickt, der mich zwar aufnahm, mir jedoch mit wenig Liebe begegnete. Er starb, als ich fünfzehn war. Anfänglich habe ich …“
    „Das ist ja schrecklich“, unterbrach Kristina ihn. „Wie hast du das verkraftet?“
    Marcus zuckte mit den Schultern. „Im Gegensatz zu anderen hatte ich es noch vergleichsweise gut getroffen.“
    „Findest du?“
    „Mein Vater hat

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