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Das Blut der Unsterblichen

Das Blut der Unsterblichen

Titel: Das Blut der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Saamer-Millman
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Härte ihrer Fangzähne. „Es tut ein bisschen weh, wenn sie rauskommen.“
    „Das ist normal. Sie müssen sich erst einen Weg bahnen. Es kann sogar sein, dass du blutest, wenn deine Fangzähne hervortreten“, erklärte Marcus.
    Fasziniert beobachtete sie, wie ihre Fangzähne sich langsam in den Kiefer zurückschoben. „Sie sind nicht so groß wie deine“, stellte sie fest.
    Marcus lächelte. „Je älter du wirst, umso größer werden sie. Bei manchen Unsterblichen ziehen sie sich nicht einmal mehr ganz zurück, weil sie so groß geworden sind.“
    „Bedeutet das, dass jeder Unsterbliche mein Alter anhand der Größe meiner Fangzähne erkennen kann?“
    „Wir können einen sehr jungen Unsterblichen erkennen und einen sehr alten, doch im Lauf der Jahrhunderte wachsen die Zähne nur minimal und lassen nur grobe Rückschlüsse auf das exakte Alter zu“, erklärte er.
    Kristina klappte den Sonnenschutz wieder nach oben und lehnte sich in den Sitz zurück. „Was sollen wir jetzt tun?“
    „Du musst entscheiden, ob wir uns dem Rat stellen oder uns lieber eine Weile bedeckt halten wollen.“
    „Ich möchte auf jedem Fall Leila sehen. Ich muss wissen, ob es ihr gut geht, vorher kann ich nirgendwo hin“, erwiderte sie.
    Marcus seufzte tief. „Das habe ich befürchtet.“
    Sie warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. „Sie ist meine Tochter, Marcus. Ihr Wohl liegt mir mehr am Herzen, als das meine.“
    „Dafür habe ich Verständnis“, erwiderte er. „Doch vergiss nicht, dass sich unsere Situation nicht verbessert hat. Es ist nicht abzusehen, wie der Rat auf deine unerlaubte Verwandlung reagieren wird.“
    Kristina schüttelte den Kopf. „Das ist mir egal. Es ist an der Zeit, meine Tochter zu sehen, koste es, was es wolle. Uns wird schon nichts geschehen.“
    Marcus schnaubte. „Das ist der Blutrausch, der aus dir spricht.“
    „Was meinst du damit?“
    „Ich kenne das Gefühl. Wenn man sich genährt hat, fühlt man sich euphorisch und unbesiegbar. Doch die vermeintliche Unbesiegbarkeit ist ein Trugschluss, Kristina.“
    Kristina streckte sich wohlig, seine Warnung ignorierend. „Sie werden es schon verstehen“, erwiderte sie leichthin.
    Marcus seufzte. „Dann brauchen wir Glück und eine verdammt gute Ausrede.“

28
     
    Leila saß in Blanches Gästezimmer und zappte durch die Fernsehkanäle. In den frühen Morgenstunden bestand das Programm überwiegend aus Dauerwerbesendungen und uralten Filmen, noch dazu in Englisch.
    Sie hatte die zweite Besprechung vor einer Stunde verlassen und sich in ihr Zimmer zurückgezogen, nachdem sie sowieso nur die Hälfte von dem verstanden hatte, was gesprochen worden war. Es hatte hitzige Diskussionen darüber gegeben, wer ihr sogenannter Tutor werden sollte. Soweit Leila es verstanden hatte, wollten gleich mehrere Unsterbliche ihre Ausbildung übernehmen, und da dieser Posten aufgrund ihrer Geburt mit viel Macht und Einfluss behaftet zu sein schien, stritten sie über die Eignung der Bewerber. Leilas Einwand, dass sie gerne ihren Vater als Lehrer hätte, war rundheraus abgelehnt worden. Nicht nur, dass er nicht reich und vor allem einflussreich genug war, nein, er hatte auch noch gegen die Gesetze verstoßen. Ihr lag auf der Zunge, dass sie gar nicht existieren würde, wenn ihr Vater nicht gegen die Gesetze verstoßen hätte, doch wagte sie nicht, diesen Gedanken laut auszusprechen. Trotzdem war es in ihren Augen ein Widerspruch, dass die Unsterblichen bereit waren, sie in ihrer Gemeinschaft aufzunehmen, gleichzeitig aber ihren Vater und ihre Mutter verfolgten.
    Letzten Endes hatten die Ältesten sich darauf geeinigt, Leila zu Nahum Akech zu bringen, einen tausend Jahre alten, geborenen Unsterblichen, der gleichzeitig den Vorsitz des europäischen Ältestenrats innehatte.
    Wenn Leila an das bevorstehende Treffen dachte, wurde sie von Unruhe ergriffen, aber auch von Vorfreude, immerhin würde sie einen geborenen Unsterblichen treffen. Einen, der so war wie sie.
    Obwohl niemand etwas von dem Besuch ihres Vaters ahnte, strafte Tian sie seitdem mit Schweigen. Er mied ihren Blick und wandte sich ab, wenn sie das Zimmer betrat.
    Genervt schaltete sie den Fernseher aus und stand auf. Ein Blick aus dem Fenster zeigte ihr, dass die Morgendämmerung anbrach. Sie richtete ihr Gehör nach unten auf den Salon, wo die Ältesten noch immer beieinandersaßen und schwafelten. Ihr Name fiel. Leila schaltete den Fernseher wieder ein, öffnete die Tür und huschte in den Flur hinaus. Am

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